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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer
Autoren: Ma2
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konnte sie erst recht nicht aufwecken, um zu sehen, wie sich die Kugel ausdehnte und menschliche Gestalt annahm; ich konnte die weichen Kurven ihres Körpers – die Wölbung ihres Busens, ihres Bauchs, ihrer Hüften – nicht betrachten in dem Wissen, dass die Scheiterhaufen des Herzlands sie bald verkohlen und schmelzen und all ihre Güte verbrennen würden.
    Ich hatte sie verdammt. Es war meine Schuld, dass sie nunmehr zur Hölle verurteilt war; es war meine Tat, die sie von ihrem Weg in den Himmel abgebracht hatte.
    Meine Tat. Meine Sünde.
    Die Sünde, über die ich nun herrschte.
    Ich dachte an Virginia – an ihre Augen, die wie Tau auf frischem Gras funkelten, an ihr Lachen, das nach Musik klang. Und während ich an ihren bezaubernden Duft dachte und daran, wie sie sich in meinen Armen angefühlt hatte, streckte ich meine Hände aus und legte sie in einer unendlich zarten Berührung auf die Kugel.
    Ich bin Daunuan, König der Lust. Und hiermit begnadige ich Virginia Heather Reed.
    Ihre Seele leuchtete blendend weiß auf, dann nahm sie wieder ihr sanftes weißgoldenes Glühen an … ohne die entstellenden Spuren der Lust.
    Sie war frei.
    »Mein König«, hauchte der Cherub. »Ihr habt ihr vergeben.«
    »Bring sie in den Himmel.« Ich zog meine Hände hastig zurück und ballte sie zu Fäusten, um zu verhindern, dass ich mir ihre Seele schnappte und sie in die Hölle führte und mir zu eigen machte. »Bring sie in den Himmel zu ihrem Mann.«
    »Mein Lord …«
    »Ich habe es ihr versprochen.« Ich atmete tief ein und ließ meinen Atem in einem zitternden Seufzer entweichen. »Ich habe ihr versprochen, dass ihr Mann bei ihr sein wird, wenn sie aufwacht. Mach mich nicht zu einem Lügner.«
    »Ihr …« Ihre Stimme brach, dann sagte sie: »Ihr hättet sie behalten können, mein Gebieter. Ihr hättet sie für immer an Eurer Seite haben können. Als Eure Königin.«
    »Ja.«
    »Ihr habt sie geliebt.«
    Ich blickte hinunter auf meine Hufe. »Und sie liebt ihren Ehemann. Sie ist für den Himmel bestimmt, sie gehört zu dem Mann, den sie liebt. Nimm sie mit, Engel.«
    Der Engel starrte mich an, seine himmelblauen Augen feucht vor Tränen. »Mein Gebieter, Ihr habt Euch verändert. Ihr habt gelernt, Mitgefühl zu empfinden.«
    »Dämonen haben keine Gefühle«, erwiderte ich in dem vollen Bewusstsein, dass ich log und dass dies in Ordnung war, weil Dämonen nun einmal lügen. »Ich kenne kein Mitgefühl.«
    Sie lächelte, und Tränen rollten ihr über die Wangen. Ich hatte den Engel endlich zum Weinen gebracht, aber es bereitete mir kein Vergnügen. »Aber Ihr kennt die Liebe, mein Gebieter.«
    »Liebe ist ein Schimpfwort.«
    Aber wir wussten es beide besser.
    Sie schloss Virginias Seele in die Arme, wiegte sie wie ein Baby. »Mein Gebieter? Möchtet Ihr Euch von ihr verabschieden?«
    Virginia, die mir nun für immer entglitt.
    »Nein. Nimm sie mit. Geh jetzt.« Bevor ich es mir anders überlegte.
    Mit einem kühlen Hauch, gleich einer Winterbrise, verschwand der Engel und nahm Virginias Seele mit sich.
    Ich kniete neben Virginias Körper nieder und ergriff ihre Hand. Dann führte ich sie an meine Lippen und küsste sie zärtlich, in Gedenken daran, wie sich jene Hände auf meinem Körper angefühlt hatten, wie sie mich berührten, mich mit ihren Nägeln zerkratzten, und wie ich Virginias Körper daran erinnert hatte, was es bedeutete, Glückseligkeit zu empfinden.
    Leb wohl, Virginia.
     
    Ein Geruch von frischem Schnee im Sonnenschein. Ich sah den Engel nicht an; mein Blick war fest auf den Papierkram vor mir auf dem Schreibtisch gerichtet: Listen all jener Sterblichen, die aufgrund ihrer Lust verdammt worden waren – wie lange sie schon auf dem Scheiterhaufen geschmort hatten, inwieweit ihre Sündhaftigkeit verbrannt worden war, bla bla bla. Oh Gehinnom, dieser elende Papierkram! Warum mussten Könige ihren Papierkram eigentlich selbst erledigen? Ich brauchte dringend eine Assistentin.
    »Mein Gebieter? Es ist vollbracht.«
    »Schon? Ich hätte gedacht, die Warteschlange wäre länger.«
    »Dieses Vergnügen gibt es allein in der Hölle.«
    »Ist notiert.« Ich hielt meinen Blick weiter auf die Papiere gerichtet, fragte: »Und … ist sie jetzt glücklich?«
    Ich hörte das Lächeln in ihrer Stimme, als sie antwortete: »Sie ist bei ihrer wahren Liebe, mein Gebieter, in den Gärten des Paradieses. Ja, sie ist glücklich. Und er ist es ebenfalls.«
    Mit zugeschnürter Kehle antwortete ich: »Gut.«
    »In der Tat.«
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