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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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recht mulmig wurde. Sie hatte ihn schließlich keineswegs zufällig oder durch die göttliche Vorsehung hier im Kloster Breckland aufgetrieben!
    Nein, erst kurz zuvor hatte Dominie ihm mitgeteilt, sie sei in voller Absicht gekommen und auf der Suche nach ihm!
    Bruder Ranulf indes sah keinen Anlass, an ihrer Ehrlichkeit zu zweifeln. "Gott bewahre, mein Kind! Ganz wie du möchtest!" Seine mächtige Stimme hatte noch niemals so lammfromm geklungen. Er nahm Blickkontakt mit Armand auf und nickte in Richtung der Abtei. "Geleite die junge Dame zu Bruder Alwyn. Er wird gewiss Sorge tragen, dass sie angemessen untergebracht ist."
    Armand quittierte den Auftrag mit einem leichten Neigen des Kopfes, das sowohl Gehorsam als auch Dank signalisierte. Da er Dominie zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder getroffen hatte, fiel es ihm schwer, schon so bald wieder von ihr zu scheiden. Auch wenn sie in ihm Gefühle erweckte, die er nicht zulassen durfte.
    Er bog das Heckengewirr auseinander, um ihr einen Durchlass zu öffnen. Als sie sich mit einem munteren Schritt hindurchwand, hatte Armand seine liebe Müh und Not, den Blick von ihren schlanken, wohlgeformten Beinen loszureißen, die in einer hautengen grünen Wollstrumpfhose steckten. Als es ihm endlich gelang, stellte er fest, dass er ihr nun auf die weichen Rundungen starrte, die auch die weiten Falten des Wamses nicht verhüllen konnten. Als er die Heckenzweige wieder an Ort und Stelle zurückschnappen ließ, überlegte er kurz, ob er nicht einige Gerten abschneiden solle, um sich später damit für seine unzüchtigen Gedanken zu geißeln. Dann fiel ihm ein, dass der neue Abt nichts von derlei Praktiken hielt.
    Er straffte seinen Oberkörper und schritt mit energischen Schritten zum Klostergebäude. Er hörte, wie Dominie hinter ihm sich beeilen musste, um zu ihm aufzuschließen. Er verlangsamte seinen Schritt, ohne sich zu ihr umzudrehen. "Warum hast du mir deine Krankheit verschwiegen?"
    "Es wäre doch ohnehin einerlei!" seufzte sie schwer.
    Armand stieß die Pforte auf. "Mir aber nicht!"
    "So?" Dominie streifte ihn mit einem herablassenden Blick, während sie schwungvoll an ihm vorbeieilte und die Abtei betrat.
    Sie ging so dicht an ihm vorbei, dass er den erdigen Duft des Waldes riechen konnte, der noch an ihren Kleidern hing. Er folgte ihr durch die Pforte und schlug diese dann, heftiger als beabsichtigt, hinter sich zu.
    Ohne jede Vorwarnung blieb Dominie wie angewurzelt stehen und wirbelte zu Armand herum, der um ein Haar mit ihr zusammengestoßen wäre. "Können wir hier irgendwo unter vier Augen sprechen?" fragte sie. "Ehe du mich beim Herbergsvater ablieferst?"
    Obgleich er wusste, dass ein zwar bedauerndes, doch konsequentes Nein die beste Antwort gewesen wäre, guckte Armand sich verstohlen im Innenhof um, sah jedoch keinen der Patres oder der Laienbrüder. Zu dieser Tageszeit waren jene, die nicht auf den Feldern arbeiteten, wahrscheinlich anderweitig eingeteilt: im Schreibsaal, im Krankenrevier oder wohin sonst die übliche Pflicht sie rief.
    Armands Blick streifte zurück zu Dominie, und aufs Neue merkte er, wie er sich rettungslos im betörenden Grünbraun ihrer Augen verlor. Sie stand so dicht vor ihm, dass er das Gefühl hatte, ihre Körperwärme zu spüren. Eigentlich durfte kein Weib einem Manne so nahe sein, es sei denn, sie war ihm versprochen … oder er ihr.
    "Dort hinten können wir reden", beschied er, indem er zum Kreuzgang wies. Seine mönchische Disziplin gewann wieder die Oberhand. "Aber bloß für einen Moment, wohlgemerkt!"
    "Ich brauche nicht lange!" Dominie nickte beifällig. "Trödeln können wir uns nicht leisten!" Dass sie das Wort wir benutzte, weckte eine bitter-süße Regung in Armands Herz. Sie riss sich von seinem eindringlichen Blick los, drehte sich um und schritt den überdachten Wandelgang entlang, der unter dem Schlafsaal der Mönche verlief.
    "Was hast du in einem Kloster zu suchen, Armand Flambard?" Mit einer gereizten Handbewegung deutete sie auf die Säulenreihe, welche den äußeren Rand des Kreuzganges stützte. "Zu unserer Jugendzeit war bei dir nie die Rede davon, dass du einmal in den Dienst der Kirche treten würdest!"
    Natürlich war es das nicht! Nichts hätte ihm damals ferner gelegen als das! Solange Armand zurückdenken konnte, war die Klinge sein Credo gewesen.
    "Ich war doch der einzige Sohn!" Er bot ihr eine Erklärung, von der er hoffte, sie werde sie akzeptieren. "Ich hatte eben andere Verpflichtungen! Der
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