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Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Süßer Zauber der Sinnlichkeit

Titel: Süßer Zauber der Sinnlichkeit
Autoren: Deborah Hale
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Landbesitz der Flambards, unsere Gefolgsleute!"
    Es lag zwar nicht in seiner Absicht, sich so kurz angebunden zu geben, doch er konnte nicht anders. Dominies plötzliches Auftauchen, ihre aufdringlichen Fragen, ihre Probleme – all das hatte den hart erkämpften, aber zerbrechlichen Seelenfrieden, den er in den stillen Klosterwinkeln gefunden hatte, zutiefst erschüttert.
    "Bei jenem Land sowie den Leuten stehst du nach wie vor in der Pflicht!" mahnte sie ihn mit tadelnder Stimme, dass es schmerzhaft an seinen überstrapazierten Nerven zerrte.
    "Nichts da!" Armand wies ihre Worte zurück. "Alles gehört jetzt deiner Familie. Das ist die Belohnung dafür, dass dein Vater eidbrüchig wurde!"
    Selbst jetzt, nach Jahren im Kloster, traf ihn die Ungerechtigkeit noch tief, dass die Menschen, die ihm am liebsten waren, das Erstgeburtsrecht gestohlen hatten. "Wie kannst du es wagen, dich an mich zu wenden? Jetzt, wo deine Vasallen in Gefahr sind? Meine Hilfe zu fordern, an mein Pflichtgefühl zu appellieren?"
    "Eidbrüchig?" Dominie ballte die Hände zu Fäusten, und die goldenen Pünktchen in ihren Augen glommen wie Höllenfeuer. "Du eingebildeter Esel, du! Meinem Vater, Gott sei seiner Seele gnädig, lagen die Gefolgsleute eben mehr am Herzen als jenes dumme Versprechen, das der alte König Henry ihm abnötigte! Er wusste nämlich, dass jene einfachen, fleißigen Menschen einen tatkräftigen Lehnsherren brauchten, der sie regierte und beschützte – und sie brauchten ihn dringender als den Ritterdienst, den Maud, die einstige Gemahlin des deutschen Kaisers Heinrich V., von ihm verlangte!"
    Teufel auch! Das war ja, als stritt man sich aufs Neue mit dem leibhaftigen alten Baldwin De Montford herum!
    Armands Pflegevater war stets ein pragmatischer Mann gewesen, der über den Tellerrand seiner eigenen Interessen nie hinausgeblickt hatte. Alltägliche Dinge wie Säen, Ernten, Essen und Trinken galten ihm mehr als hochtrabende Ideale.
    Noch gut entsann Armand sich an die Auseinandersetzungen mit ihm, als es darum ging, im Thronstreit nach dem Tode Henrys I. einem der beiden Anwärter auf die englische Krone den Treueschwur zu leisten – entweder Stephen von Blois, dem Neffen Henrys und Enkel von Wilhelm dem Eroberer, oder aber Maud, auch Mathilde genannt, einer der beiden Töchter Henrys I., welche in Deutschland den Kaiser Heinrich V. geheiratet hatte und nach dessen Tod nach England zurückgekehrt war. Ständig hatten diese Dispute sich im Kreise gedreht, in einer Abwärtsspirale bitteren Grolls, in dem schließlich das einst so mächtige Band zwischen Pflegevater und Pflegesohn unterging.
    "Wenn dein Vater sein Wort ohnehin nicht halten wollte, dann hätte er's gar nicht erst geben sollen!" Armand klammerte sich an die beruhigende Gewissheit, dass er selber recht gehandelt hatte, ganz gleich, wie laut sein Gewissen dagegen protestierte. "Der Eid bindet den Lehnsmann nicht nur so lange, wie es ihm beliebt! Hätten alle Grafen und Lords den der Kaiserin gegebenen Treueschwur gehalten, dann wäre England nicht zu solch einem umkämpften, gesetzlosen Tummelplatz verkommen!"
    Für einen Augenblick sah es so aus, als wolle Dominie ihm wie eine Furie ins Gesicht springen. Stattdessen jedoch schloss sie die Augen und holte tief Luft. Sie musste sich derart anstrengen, die Fassung zu wahren, dass sie vor Erregung am ganzen Körper zitterte.
    Als Armand dies bemerkte, überkam ihn Reue. Sie war krank. Wie konnte er so hundsgemein sein und dies vergessen? Nur weil er sich von jenem uralten Zerwürfnis, das er längst hätte abschütteln sollen, erneut überrumpeln ließ?
    "Dominie!" Er streckte die Hand nach ihr aus, und zu seiner Überraschung wehrte sie sich auch nicht gegen seine Umarmung. "Verzeih mir! Ich hätte meine Zunge im Zaume halten müssen und dich angesichts deiner Erkrankung nicht noch zusätzlich erzürnen dürfen!"
    "Krank?" Schlagartig öffnete sie ihre Augen.
    Es tat dermaßen wohl, sie in den Armen zu halten, dass Armand sogleich Böses schwante. Er versuchte sich einzureden, dass es bloß eine unschuldige Geste menschlichen Mitgefühls war, weiter nichts. "Die … deine Leibschmerzen!"
    "Ach, die!" Sie schniefte. "Ein, zwei deftige Mahlzeiten aus eurem Refektorium würden bei meinen Beschwerden gewiss wahre Wunder bewirken!"
    "Was?" Armands Umarmung lockerte sich.
    Sie hob die Hand und versetzte ihm einen Klaps auf die Schulter. "Ich habe Hunger, du tumber Tor!"
    Armand zuckte zurück. "Du hast Bruder Ranulf
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