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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition)
Autoren: Stella Newman
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eine Frau zu sein, die die Polaroid-Fotos ihrer Schuhe vorn an die Schuhkartons klebt. Es wird derselbe Tag sein, an dem ich für meine kalten Desserts den Nobelpreis bekomme.
    Mein Kleid ist für ein Date genau das Richtige, denn das Oberteil liegt eng an und ist ausgeschnitten. Der Rock fällt locker, und das tiefe Violett hebt das Grün meiner Augen besonders hervor. Das Kleid ist von Topshop und hat vierzig Pfund gekostet, aber man könnte glauben, es wäre von Roland Mouret . Normalerweise denke ich so etwas nicht, und aussprechen tue ich es schon gar nicht, aber als ich die Wohnung verlasse, sieht alles großartig aus. Oder vielmehr, ich sehe großartig aus, die Wohnung sieht aus wie nach einem Raubüberfall. Den Fußboden des Schlafzimmers schmücken zwölf Strumpfhosen, und meine Büroklamotten sind über den ganzen Flur verteilt. Ben, unser Hausmeister, stutzt bei meinem Anblick und pfeift durch die Zähne, als er mich zum Taxi geleitet.
    Ich bin wahnsinnig nervös, hoffnungsvoll und aufgeregt. So aufgeregt war ich wegen eines Mannes zuletzt, als ich vor fünf Jahren Nick kennenlernte. Aber an ihn möchte ich jetzt nicht denken, deshalb hole ich mein Handy hervor und rufe Laura an, meinen Guru in Sachen Dates und der glücklichste Mensch, den ich kenne. Sie ist schon seit zehn Jahren mit Dave zusammen, aber wenn die beiden sich anschauen, könnte man meinen, sie hätten gerade mal ihr viertes Date.
    »Ich bin jetzt auf dem Weg«, sage ich.
    »Entspann dich. Sei gut gelaunt und unbeschwert und sprich nicht über Nick. Denk immer daran, dass du was Besonderes bist, klug, bezaubernd und lustig, und dass der Mann, der dich bekommt, ein Glückspilz ist.« Ich nicke und sage mir, dass ungefähr die Hälfte davon stimmt.
    »Aber was ist, wenn er mir gar nicht mehr gefällt? Ich habe ihn schon so lange nicht mehr gesehen, dass ich kaum noch weiß, wie er aussieht.« Allerdings erinnere ich mich daran, dass er männlich wirkte und etwas Verruchtes in seinem Blick lag.
    »Dann kriegst du wenigstens ein Gratis-Essen.«
    Dass nichts auf der Welt gratis ist, weiß sogar der größte Idiot.
    Als mein Taxi vor dem Restaurant hält, bin ich zehn Minuten zu spät. Perfekt. Durch die Glasscheibe erkenne ich James, der leicht panisch wirkt, als hätte er Angst, ich könnte ihn versetzen. Ich betrete das Restaurant. Seine Augen weiten sich, und sein Gesicht erstrahlt.
    »Erinnerst du dich noch an mich?«, frage ich.
    »Du bist sogar noch besser als in meiner Erinnerung«, antwortet er und grinst.
    Dasselbe könnte ich über ihn sagen. Er hat dichtes braunes Haar mit einem Anflug von Grau, blaue Augen und eine römische Nase. Er ist hochgewachsen und breitschultrig und hat einen Bauchansatz, der ihm steht. Ich mag große, kräftige Männer – und große Nasen. Offenbar trinkt er eine Menge Wasser, denn sein Teint ist wunderbar. Ich schätze James auf Ende dreißig, maximal. Er hat weder Gel noch Wachs oder Spray in den Haaren und trägt auch keinen Schmuck oder andere weibliche Accessoires, die man heutzutage häufig an anderen, verweichlichten Männern sieht. Als er aufsteht, um mich auf die Wange zu küssen, legt er eine Hand auf meinen Rücken. Es ist eine so selbstsichere Geste – eine Mischung aus Sanftheit und Stärke –, dass ich erröte.
    »Dieses Restaurant ist mir bisher nie aufgefallen«, sage ich, während ich mich setze, und versuche, cool zu bleiben. Er schenkt mir ein Glas Rotwein ein. Von außen wirkt das Restaurant unauffällig, aber innen ist es gemütlich und romantisch, mit dunklen Eichentischen, einfachem Silberbesteck, halb heruntergebrannten Kerzen und Wänden, die in einem warmen Grau gehalten sind. Alle Tische sind besetzt.
    »Ein italienischer Freund hat mich mal hierhin mitgenommen.« Für einen Moment frage ich mich, ob es in Wirklichkeit eine italienische Freundin war.
    »Wie geht es Rob?«, erkundige ich mich.
    »Er lässt dich grüßen. Lena hat ihm neulich Abend noch die Hölle heißgemacht.«
    »Ich finde auch, er sollte nicht vor ihren Augen mit anderen Frauen flirten.«
    »Rob weiß nicht, wie man sich benimmt. Du würdest dir so was nicht bieten lassen, oder?«
    »Nein, von so was rate ich ab.«
    »Ist sowieso nicht mein Stil. Ich bin viel zu vergesslich, um mehrere Sachen gleichzeitig laufen zu haben, besser man ist ehrlich.«
    »Aber wenn du nicht so vergesslich wärst, würdest du alles mitnehmen, was sich bietet?«
    James schüttelt den Kopf. »Ich bin immer nur mit einer einzigen Frau
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