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Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Süße Teilchen: Roman (German Edition)

Titel: Süße Teilchen: Roman (German Edition)
Autoren: Stella Newman
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habe. Schließlich habe ich vierzehn Pfund für meinen Sitzplatz bezahlt, und falls die hier glauben, ich würde noch mal sechs Pfund für ihre Valrhona-Schokolinsen hinblättern, haben sie sich geirrt.
    Pete hat Angst vor Beziehungen, in dem Punkt kann man ihn als Serientäter bezeichnen. Als wir fünfzehn waren, hatten wir mal Trocken-Sex auf dem Fußboden, im Gästebad der Eltern von David Marks, aber mehr habe ich nicht zugelassen. Pete hat das bis heute nicht verwunden, zumal ich David Marks im Sommer zuvor gestattet hatte, sich weiter vorzutasten. Da Pete noch immer wie ein Teenager denkt, sagt ihm eine winzige Stimme im Ohr, dass ich ihm entgangen bin. Würden wir die Vorlage zu einer romantischen Komödie abgeben, würde ich von Kate Hudson gespielt und Pete von jemandem, der verträumt ist und schwer von Begriff scheint – Ryan Reynolds möglicherweise –, und zum Schluss würden wir ein Paar. Aber unsere Geschichte ist anders ausgegangen.
    »Hast du ihn geküsst?« Wie immer will Peter sämtliche Details meines Sexlebens erfahren, ganz gleich, wie kümmerlich es ist; denn ich bin a) nicht so wahllos und umtriebig wie er, noch lege ich b) Wert auf artistische Sondereinlagen. Petes Handy dagegen ist voller Fotos, die ihm knapp zwanzigjährige Schauspielerinnen und Stylistinnen gemailt haben, Bilder, auf denen sie über ihre nackte Schulter hinweg in die Kamera schauen oder ihr Hintern in venezianischen Spiegeln zu sehen ist. Wenn ich die Fotos betrachte, werde ich deprimiert und komme mir prüde vor. Pete findet sie im ersten Moment halbwegs erregend, doch danach langweilen sie ihn.
    »Nur ganz kurz, als er mich zum Taxi gebracht hat.«
    »Wie altmodisch.«
    »Er ist ja auch schon fünfundvierzig, obwohl man ihm das nicht ansieht, er benimmt sich auch nicht so. Eigentlich hat er mehr Elan als ich.« Bisher bin ich noch nie mit jemandem ausgegangen, der so viel älter war als ich. Bei einer der wenigen Erinnerungen, die ich an meinen Vater habe, puste ich an seinem fünfundvierzigsten Geburtstag mit ihm die Kerzen auf seinem Kuchen aus. Damals war ich sechs. Fünfundvierzig heißt, dass jemand richtig erwachsen ist. Alt genug, um Vater zu sein. Aber James strahlt Vitalität aus, er ist im besten Mannesalter, und seine Miene scheint zu sagen: »Ich bin gern da, wo was los ist.« Dahin möchte ich mit ihm gehen.
    »Er würde dir gefallen, du solltest ihn kennenlernen.« Falls er so lange bei mir bleibt. »Was macht denn dein Liebesleben so?«
    Pete zuckt die Achseln. »Da ist so eine PR-Frau im Büro, aber ich bin mir nicht sicher.«
    »Woran liegt es denn diesmal?«
    »Keine Ahnung. Sie sieht toll aus, hat aber noch nie was von Bladerunner gehört.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Zweiundzwanzig.«
    »Warum suchst du dir nicht mal jemanden in deinem Alter? Oder mit deinem IQ?«
    »Warum sollte ich?« Lächelnd wirft er sich eine Handvoll meiner Schokokugeln in den Mund. Der Vorspann beginnt.

Seit drei atemberaubenden Stunden haben James und ich unser zweites Date. Wir dehnen unser Mahl aus und sind die letzten Gäste im Restaurant. Das Restaurant heißt Curry-Paradies und liegt in der Nähe meiner Wohnung. Diesmal habe ich ihn eingeladen. Der Geschäftsführer und der Kellner lungern herum und warten darauf, dass wir verschwinden. Ich wünschte, wir hätten uns hier schon vor mehr als drei Stunden getroffen, denn ich mag jetzt noch nicht nach Hause gehen. Ich möchte weiter reden und zusehen, wie der Mann mir gegenüber mein Lächeln erwidert, mit einem Blick, in dem reines Vergnügen liegt.
    »Wie um alles in der Welt kommt es, dass eine Frau wie Sophie Klein Single ist?«
    Weil ich mich mehrmals vergriffen habe und Pech hatte. Und weil der Konkurrenzkampf unbarmherzig ist.
    »Keine Ahnung. Warum bist du denn Single, James Stephens?«
    Ein Mann, der groß und gut gebaut ist. Charismatisch. Der in seinem Job erfolgreich ist und volles Haar hat. Der männlich ist, mit markanter Nase und kantigem Kinn. Dessen Blick sagt: »Nimm mich, oder lass es bleiben, aber ich würde dir raten zuzugreifen.« Warum hat sich in den letzten zwanzig Jahren keine diesen Mann geschnappt?
    Er zuckt die Achseln. »Weil ich die Richtige noch nicht gefunden habe.«
    »Du bist doch nicht heimlich verheiratet, oder?«
    Er lacht auf und reibt sich das Kinn. »Nein.«
    Das sind zwei Reaktionen, die beim Poker verräterisch wären. »Bist du sicher?«
    »Ziemlich sicher.« Er lacht erneut. Dann verbirgt er seinen Mund hinter der Hand.
    »Warst
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