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Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Titel: Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse
Autoren: TERRI BRISBIN
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einschlagen. Doch der eine oder andere Artikel und gelegentliche Reden im Parlament waren die einfachste Möglichkeit, um auf gesetzliche Weise an die Mittel zu kommen, die er brauchte.
    „Ich lasse meist einen Tag oder zwei vergehen, um über den letzten Artikel nachzudenken, bevor ich eine Antwort verfasse, Sir“, entgegnete er und sah seinem Vater in die kühlen Augen.
    „Prächtig“, sagte Dursby. „Vergiss nicht, dass du dich jederzeit an meinen Sekretär Garwood wenden kannst, solltest du Hilfe brauchen.“
    Es gab keine Situation, in der er sich jemals an Garwood wenden würde. „Danke, Sir.“
    Nach einem knappen Nicken wandte der Marquess sich ab und ging zur Tür. Er räusperte sich und wartete darauf, dass Berkley ihm öffnete. Gleich darauf verhallten seine festen Schritte im Flur.
    Die Begegnung hatte kaum zehn Minuten gedauert, doch David kam es vor, als wären Stunden vergangen. Er beschloss, sich mit einem Glas Wein zu stärken, bevor er sich daranmachte, seine nächste Schlacht zu schlagen – mit dem schottischen Verfasser politischer Essays A. J. Goodfellow.
    Als Berkley es eine ganze Weile später wagte, seinen Herrn zu unterbrechen und an seine abendlichen Verabredungen zu erinnern, war David immer noch keine angemessen scharfe Antwort auf den verbalen Angriff in der Zeitschrift eingefallen.

2. KAPITEL
    Edinburgh, Schottland
    Anna Fairchild schritt rasch über die Brücke, die den Fluss Leith überspannte, um von Stockbridge zur New Town zu gelangen. In ihrer Eile, das Büro der „Scottish Monthly Gazette“ zu erreichen, ließ sie sich kaum Zeit, die Grüße jener Bekannten zu erwidern, denen sie auf ihrem Weg zur Frederick Street begegnete. An einem anderen Tag würde noch genug Muße sein, mit ihnen zu plaudern, doch der heutige war dafür zu wichtig – er konnte über den Erfolg oder das Scheitern ihrer Bemühungen entscheiden.
    Heute befand sich die letzte Ausgabe der „Gazette“ an allen Verkaufsstellen in Edinburgh und London. A. J. Goodfellows Erzfeind Lord Treybourne hatte wahrscheinlich schon die Antwort auf seinen Artikel gelesen und war sicher noch ganz benommen von dem unvermuteten Schlag. Dieses Mal hatte Goodfellow den Earl persönlich aufs Korn genommen, und Anna konnte das Ergebnis kaum erwarten. Allerdings war sie nicht ganz so sicher, wie Nathaniel sich verhalten würde.
    Der sonst dreißigminütige Weg von der Ann Street, in der sie mit ihrer Tante und Schwester wohnte, bis zum Büro an der Ecke George und Frederick Street, verging heute wie im Flug. Als sie ihr Ziel erreichte, war sie völlig außer Atem. Nathaniel sprach gerade mit seinem Sekretär. Schnell nahm Anna Pelisse und Hut ab und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich beim schnellen Gehen aus dem strengen Knoten in ihrem Nacken gelöst hatte.
    Geistesabwesend nickte sie den beiden Schreibkräften zu, die bereits emsig die eingehende Leserpost sortierten. Vielleicht war es vermessen, aber sie war davon überzeugt, dass dieses ungewohnte Interesse an dem gestrigen Artikel liegen musste, den sie trotz Nathaniels Bedenken hatte drucken lassen.
    „Ich sehe den Stolz in deinen Augen, Anna.“ Nathaniel stand plötzlich neben ihr an der Tür.
    „Findest du es unziemlich?“, fragte sie und versuchte, ihren Triumph zu unterdrücken. „Wir wollten doch mehr Aufmerksamkeit für unsere Zeitung, und wie es aussieht …“, sie wies auf die emsigen Herren Lesher und Wagner, „… ist es uns auch gelungen.“
    „Aber zu welchem Preis?“ Er seufzte. „Ich erhielt heute eine Einladung, vor einigen Führern der Whig-Partei eine Stellungnahme zu dem jüngsten Artikel abzugeben.“
    „Freust du dich denn nicht, Nathaniel? Es war doch Teil unseres Plans, dass man auf dich aufmerksam werden und dich als Kandidat für die nächsten Wahlen aufstellen soll. Jetzt wirst du dir langsam einen Namen machen, und am Ende gewinnst du vielleicht sogar einen Gönner. Eines Tages wirst du mit unserem größten Gegner im Unterhaus debattieren können.“
    „Mit Trey?“
    „Mit Trey?“, wiederholte sie verwundert. Bis jetzt hatte er noch nie diesen vertraulichen Spitznamen für Lord Treybourne benutzt.
    „Wir waren zusammen in Eton und Oxford. Ich dachte, ich hätte es dir gesagt.“
    Anna unterdrückte die Worte, die ihr als Allererstes in den Sinn kamen und die einer wohl erzogenen Dame wie ihr nicht anstanden, und erwiderte stattdessen nur: „Nein, Nathaniel, obwohl es bestimmt sehr nett gewesen wäre, wenn
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