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Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse

Titel: Süsse Küsse und unschickliche Geheimnisse
Autoren: TERRI BRISBIN
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du es getan hättest.“
    Ihr gereizter Ton erregte die Aufmerksamkeit der Schreibkräfte, des Sekretärs und mehrerer Besucher und Lieferanten, die sich gerade in der Redaktion aufhielten. Anna senkte sittsam den Blick. Sie durfte auf keinen Fall gefährden, wofür sie so lange und so angestrengt gearbeitet hatten. Nathaniel hielt ihr die Tür auf, und Anna betrat sein Büro.
    Kaum hatte er die Tür hinter ihnen geschlossen, begann er: „Anna, ich bin sicher, ich habe es erwähnt, als wir beschlossen, auf seine Artikel zu reagieren.“ Er trat hinter seinen Schreibtisch und wartete, bis sie ihm gegenüber Platz genommen hatte. „Genauso wie ich dagegen war, seinen Namen so früh in dieser Kampagne zur Sprache zu bringen.“
    Nathaniel nannte ihr Unterfangen eine „Kampagne“, und Anna war sehr zufrieden mit dieser Bezeichnung. Denn es musste sicherlich wie eine Art Feldzug betrachtet werden, was sie hier begonnen hatten – wenn auch kein militärischer, so doch ein moralischer und wirtschaftlicher. Sie dachte kurz nach. „Wird Lord Treybourne Vergeltung üben? Vielleicht sogar finanzielle?“
    „Das glaube ich nicht“, erwiderte er. „Der Familiensitz der Lansdales befindet sich in Dursby im Westen Englands. Sie besitzen überall in England Land, sogar ein wenig hier in Schottland. Es gibt nichts, was ihnen hier reizvoll genug erscheinen könnte, dass es sich für sie lohnen würde, uns anzugreifen. Aber …“
    „Aber?“ Nathaniel war für gewöhnlich kein Schwarzseher, einer der Gründe, weswegen sie seine Meinung zu schätzen wusste.
    „Wenn ich mich recht erinnere, war Lord Treybourne nie ein so verknöcherter Moralapostel, als wir noch zusammen studierten. Seine Haltung erstaunt mich, und deswegen ist er für mich auch unberechenbar.“
    „Nun ja, das Leben auf der Universität lässt sich wohl nicht als Maßstab nehmen. Ich habe gelesen, selbst Studenten der Theologie lassen sich von den Versuchungen dort mitreißen“, sagte Anna lächelnd. „Der Marquess of Dursby vertrat schon immer die Position der Tories. Da finde ich es nur natürlich, dass sein Sohn ihm darin folgt.“
    „Sieh dir doch den Prinzregenten an. Der war fast nie einer Meinung mit seinem Vater“, konterte Nathaniel. „Und wieso liest du eigentlich Texte über die Beschäftigungen junger Männer an der Universität?“
    „Meine Lektüre, abgesehen von der der ‚Gazette‘, geht dich gar nichts an.“
    Obwohl seine grünen Augen einen Moment ernst blickten, lächelte Nathaniel schließlich. „Würde es aber, wenn du endlich meinen Heiratsantrag annehmen wolltest.“
    Anna senkte betreten den Blick. „In der Hinsicht hat sich nichts geändert, Nathaniel. Du weißt, du und Clarinda seid meine liebsten Freunde. Ich könnte niemanden höher schätzen als euch. Doch ich möchte keine Ehe eingehen.“
    Sie hatte geglaubt, dass er sich keine Hoffnungen mehr machte, deswegen überraschte sie sein neuer Antrag.
    Er nickte und lächelte. „Ich denke, du versuchst lediglich, die Kontrolle zu vermeiden, die dein Gatte über dich hätte. Sicherlich würde er deine Arbeit hier und in der Schule einschränken und natürlich dein Geld kontrollieren“, fügte er hinzu. „Das fürchtest du wohl am meisten.“
    Nathaniel ahnte nicht, wie nahe er der Wirklichkeit damit kam. Anna kämpfte seit Jahren darum, ihre Familie nach dem Tod ihres Vaters und der Krankheit ihrer Mutter zusammenzuhalten. Die Erziehung, die sie selbst in einer Schule für vornehme junge Mädchen in der Nähe von Edinburgh genossen hatte, ermöglichte es ihr, sie durch diese schwierigen Jahre hindurch zu ernähren. Als ihre Mutter starb, erbte Anna eine unerwartete, wenn auch relativ bescheidene Summe Geldes, von der sie einen Teil in Nathaniels Traum investieren konnte – eine monatliche Zeitschrift. Jetzt lebten sie beide von diesem zunehmend erfolgreichen Unternehmen und schafften es zudem noch, den Armen und Bedürftigen in der Gegend zu helfen.
    „Wollen wir zu unserem Thema zurückkehren, Nathaniel? Lord Treybourne“, fügte sie trocken hinzu. „Fürchtest du, er könne uns schaden wollen? Oder ist es nur deine übliche Sorge, wie bei jeder neuen Ausgabe?“
    „Ein wenig von beidem, Anna. Der Trey, den ich damals kannte, war immer sehr direkt, wenn er sein Missfallen ausdrücken wollte. Falls er glaubt, ich sei zu weit gegangen, wird er sich ohne Umschweife mit mir in Verbindung setzen. Und was die neue Ausgabe angeht, ist es mir eine Freude, dir mitzuteilen,
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