Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige

Titel: 0011 - Der Irre mit der Teufelsgeige
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ich sah das schreckliche Bild, wollte es vor meinen Augen wegwischen. Es ging nicht.
    Jetzt öffnete die Gestalt ihren Rachen. Weit sah ich hinein wie in einen Schlund der Hölle. Ein lautloses Lachen schüttelte den Knochenmann. Sein rechter skelettierter Arm fuhr vor, zeigte auf einen Gegenstand, nahm ihn dann in die Höhe und präsentierte ihn meinen Blicken.
    Es war ein Sarg! Mit Buchstaben darauf, die sich zu einem Wort aneinanderreihten, zu einem Namen. Urplötzlich war das Bild verschwunden. Nichts blieb mehr. Nur eine gähnende schwarze Leere.
    Ich erwachte, riss die Augen auf, schnappte nach Luft wie jemand, der im letzten Augenblick dem Tod durch Ertrinken entronnen ist. Mein Herz hämmerte, in meinem Kopf rauschte es. Ich fühlte mich wie nach einem Vollrausch.
    Der Albtraum hatte mich fertiggemacht.
    Ich drehte den Kopf. Durch das Schlafzimmerfenster sickerte schwacher Lichtschein. Draußen war Vollmond. Die Zeit der Geister, Feen und Dämonen.
    Der Druck wollte einfach nicht weichen. Ich drehte mich zur Seite, fühlte unter mir das Bettlaken. Es war nass, durchgeschwitzt. Ich musste im Traum Höllenängste ausgestanden haben.
    Ich lag also in meinem Bett. Wo auch sonst? Ich hatte mich früh am Abend niedergelegt. Ich wollte mal richtig ausschlafen. Und dann kam dieser verdammte Traum.
    Der Schwarze Tod war mir erschienen!
    Gütiger Himmel, wenn ich daran dachte! Der Schwarze Tod war ein Dämon, ein Abbild des Grauens, ein Magier, ein Teufel – und Asmodis’ rechte Hand. Wahrhaftig, die Kräfte der Hölle machten ihre Heerscharen mobil, und der Schwarze Tod führte sie offenbar an.
    Das Schlimme war, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, wie dieser mächtige Dämon zu besiegen war.
    Eine bedrückende Vorstellung, die bei mir in Depressionen mündete. Ich wusste, dass etwas Unbeschreibliches auf die Menschheit zukam. Die Frage war nur – was?
    Meine Freunde und ich mussten diesen Dämon aufhalten. Aber wie?
    Ich stieg aus dem Bett, knipste die Nachttischleuchte an. Der warme Schein beruhigte meine Nerven nicht. Im Gegenteil, ich fühlte mich unsagbar allein gelassen, obwohl Suko, mein chinesischer Freund, nur ein Apartment weiter wohnte. Ich spielte mit dem Gedanken, ihn zu wecken, ließ es aber bleiben. Es reichte, wenn ich aufgerüttelt worden war. Ich wollte Suko nicht um seine verdiente Nachtruhe bringen.
    Ich verließ das Schlafzimmer und ging in die kleine Küche. Im Dunkeln zündete ich mir eine Zigarette an, setzte mich neben das Fenster und blies den Rauch gegen die Scheibe. In meinem Mund breitete sich ein pelziger Geschmack aus. Ich bekämpfte ihn mit Orangensaft und Eis. Die Würfel klimperten gegeneinander.
    Meine Gedanken kehrten immer wieder zu dem Schwarzen Tod zurück. Ich hatte einiges von ihm gehört. Sein Alter war nicht zu erfassen. Seit Jahrhunderten geisterte er durch die Geschichte, war verantwortlich für Kriege und Seuchen und holte in unserer modernen, technisch hoch entwickelten Welt zu einem neuen, seinem größten Schlag aus. Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages mit ihm zu tun haben würde.
    Ich staubte die Asche ab und nahm hin und wieder einen Schluck. Meine Blicke glitten durch das Fenster über die Millionenstadt an der Themse hinweg. Ich sah die Lichter der Tower Bridge, den schlanken, angestrahlten Turm von Big Ben und die dunkle Fläche des Hyde Parks, in dem tagsüber das Leben überschäumte.
    Sollten all diese Schönheiten dieser Stadt einmal zerstört werden? Sollten die Apokalyptischen Reiter als Sendboten des Teufels über diese Stadt herfallen?
    Ich spürte, wie sich der Widerstand in mir regte, wie der alte Kampfeswille emporloderte und aus dem Bürger John Sinclair wieder der Geisterjäger wurde.
    Nein, ich würde alles in meiner Macht Stehende versuchen, um diesem grausamen Treiben Einhalt zu gebieten.
    Plötzlich wurde meine Gedankenkette unterbrochen. Etwas Seltsames erreichte mein Ohr. Ich konzentrierte mich, doch die Töne blieben. Ja, es war Musik, was ich vernahm. Geigenspiel…
    Schmelzend, schluchzend, weinend. Von unsagbarem Leid erzählte die Melodie. Im nächsten Augenblick verbreitete sie himmelhoch jauchzende Freude. Phantastisch gespielt, wunderbar anzuhören. Der Geiger musste ein Meister seines Fachs sein.
    Ich begann, mich auf das Spiel zu konzentrieren und versuchte, den unbekannten Künstler zu lokalisieren. Es gelang mir nicht. Das Geigenspiel schien von überallher zu kommen. Von oben, von unten, von links, von rechts.
    Ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher