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Süße Herzensbrecherin

Süße Herzensbrecherin

Titel: Süße Herzensbrecherin
Autoren: Helen Dickson
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reflektierten das glänzende Kaleidoskop farbenprächtiger Roben und Juwelen.
    Wie alle anderen Anstandsdamen bezog Lady Elizabeth Monkton, nunmehr seit zehn Jahren verwitwet und eine der am meisten respektierten und einflussreichsten Damen des ton, mit kerzengeradem Rücken hinter ihren beiden liebrei zenden Großnichten Stellung und betrachtete sie stolz. Und wie alle anderen Anstandsdamen auf diesem Ball wusste sie, dass sie kaum Gelegenheit haben würde, sich zu entspannen und zu amüsieren, denn sie durfte ihre Schutzbefohlenen nicht eine Minute aus den Augen lassen, damit sie jederzeit wusste, mit wem die Mädchen tanzten und wie oft.
    Cassandra klappte ihren Fächer auf und ließ unauffällig den Blick über die vielen Gäste schweifen, um zu sehen, wer alles anwesend war. Wohlgefüllte Börsen gab es in diesem Saal mehr als genug. Sie würde niemanden um Geld bitten, das käme nicht infrage; aber sie entdeckte einige Mit glieder des ton, die ihrer Sache gegenüber wohlwollend ein gestellt waren und regelmäßig spendeten. Lord und Lady Ross, zum Beispiel, die ein immenses Vermögen ihr Eigen nannten, wie auch den Gemahl Lady Favershams, einen einflussreichen Gentleman mit ausgedehnten Liegenschaften, der schon öfter großzügige Schenkungen an das Institut getätigt hatte.
    Plötzlich keuchte Emma neben ihr auf, und Cassandra wandte sich ihr zu.
    „Schau nur, Cassandra.“ Emma zupfte sie aufgeregt am Ärmel. „Dort drüben steht Edward. Ich hatte ja keine Ahnung, dass er zurück ist. Und sieh, er kommt direkt auf uns zu.“
    Bestürzt folgte Cassandra dem Blick ihrer Schwester. Tatsächlich war der Gentleman auf dem Weg zu ihnen. Seine blonden Locken fielen ihm charmant in die Stirn, und sein Lächeln musste jedem Mädchen das Herz höher schlagen lassen. Er ließ Emma nicht aus den Augen, und sein jugendliches Antlitz leuchtete vor Freude – ja, er strahlte geradezu vor Glück und wirkte erstaunlich aufrichtig auf Cassandra.
    Sie seufzte und gab sich insgeheim geschlagen. „Ich sehe es. Hoffentlich wird er den Abend über nicht fortwährend deine Gesellschaft suchen. Und vergiss nicht, dich zu benehmen. Übrigens gibt man eine wenig attraktive Erscheinung ab, wenn man mit offenem Munde dasteht“, neckte sie die Schwester und überließ sie der Obhut der Tante, um durch den Saal zu schlendern und möglichst viele der Gäste, die sie für spendabel hielt, in eine charmante Konversation zu verwickeln.
    Cassandra war eine anziehende und temperamentvolle junge Frau mit einem unerschütterlichen Selbstwertgefühl. Sie besaß eine gleichermaßen schillernde wie unberechenbare Persönlichkeit: Sie konnte ebenso lebhaft plaudern und die Leute für sich einnehmen, wie sie – vor allem interessierte Gentlemen – unvermittelt kühl und distanziert abzuweisen imstande war. Mühelos gewann sie die Männer für sich, doch jene, die ihrer starken Anziehungskraft zum Opfer fielen, machten die enttäuschende Erfahrung, dass die faszinierende Miss Cassandra Greenwood unerreichbar war – obwohl die junge Dame die Bewunderung, die ihr zuteilwurde, mit der größten Selbstverständlichkeit zur Kenntnis nahm.
    Eine unsichere Zukunft zeichnete sich für sie ab, dessen war Cassandra sich bewusst, aber sie war entschlossen, ihr offen und aufrecht ins Auge zu blicken. Sie wollte nicht wie eine reife Frucht auf einem Marktstand begutachtet werden, und es würde keinen albernen Jüngling an ihrer Seite geben, der sie linkisch anfasste oder ihr feuchte Küsse gab; wenn überhaupt, stellte sie sich einen Gemahl vor, der sie liebte mit all seiner männlichen Autorität, erfahren, kühn und schneidig … Wie Lord Carlow womöglich?
    Schockiert und beschämt darüber, dass ausgerechnet dieser Gentleman ihr plötzlich in den Sinn kam, spürte Cassandra, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Der Earl war in jeder Hinsicht absolut ungeeignet für sie. Wie komme ich nur auf einen solch lächerlichen Gedanken?, schalt sie sich und verwarf diese seltsame Eingebung augenblicklich – obgleich sie nicht leugnen konnte, dass er ein beeindruckend attraktiver Mann war.

2. KAPITEL

    Seit seiner Rückkehr nach London und der düsteren Erkenntnis, dass jemand ihm, aus welchem unerfindlichen Grund auch immer, nach dem Leben trachtete, hatte William das Interesse an gesellschaftlichen Anlässen verloren. Als Lady Monktons Einladung zu ihrem Geburtstagsball ins Haus geflattert war, hatte er einen flüchtigen Blick darauf geworfen und damit
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