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Süße Herzensbrecherin

Süße Herzensbrecherin

Titel: Süße Herzensbrecherin
Autoren: Helen Dickson
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halten. Die Vorstellung, dass ihre kleine Schwester mit dieser Familie in Verbindung stand, behagte Cassandra gar nicht.
    „Du bist gemein, Cassy“, unterbrach Emma ihre Gedanken. „Ich habe keine Ahnung, weshalb du immer solch abscheuliche Dinge über Edward äußerst.“
    „Ich betrachte die Angelegenheit nur sachlich und nüchtern.“
    Wieder machte Emma eine gekränkte Miene. Als sie begriff, dass sie die Schwester auf diesem Wege nicht umstimmen konnte, änderte sie ihre Taktik. „Also schön, ich komme doch mit. Vielleicht kann Lord Carlow mir dann sagen, wann Edward nach London zurückkehrt.“
    Cassandras Augen weiteten sich bestürzt. „Lord Carlow? Er wird heute Abend hier sein?“
    „Davon gehe ich aus. Ich weiß, dass Tante Elizabeth ihn eingeladen hat.“ Emma erhob sich, raffte ihre Röcke und stolzierte, ohne Cassandras verblüfftes Stirnrunzeln zur Kenntnis zu nehmen, zur Tür. „Er ist ein ausgezeichneter Offizier, ein furchtloser und begabter Soldat, der bereits an mindestens zwei Feldzügen teilgenommen hat, wie mir Edward erzählte – und er sieht ausnehmend gut aus, nach dem, was man hört. Ich habe ihn bislang noch nicht kennengelernt, aber sämtliche Damen geraten ins Schwärmen, wenn sie von ihm reden.“ Für einen Moment sah Emma aus wie die Tugendhaftigkeit in Person, dann lachte sie schelmisch auf, versetzte dem Saum ihres Kleides einen mutwilligen kleinen Tritt und öffnete die Tür.
    „Emma, warte.“ Cassandra erhob sich und durchquerte das Zimmer, bis sie vor ihrer Schwester stand. „Ich möchte morgen sehr zeitig im Institut sein, daher will ich nicht allzu spät zu Bett zu gehen. Und ich denke, du solltest auch nicht zu lange bleiben.“
    „Das werde ich nicht, und ich weiß, dass du Kraft schöpfen musst. Nicht nur um all diese unzivilisierten Kinder davor zu bewahren, groben Unfug anzustellen, sondern auch um Fußböden zu schrubben.“ Mit der Gewissheit, dass ihr Seitenhieb seine Wirkung nicht verfehlen würde, wandte sie Cassandra den Rücken zu.
    Obgleich das Gebaren der jüngeren Schwester sie verletzte und die gedankenlosen Bemerkungen ihr einen Stich gaben, atmete Cassandra tief durch, um ihrer Gekränktheit Herr zu werden. Als sie wieder zu sprechen begann, war sie gefasster als zuvor und legte ihre Hand auf Emmas Arm.
    „Sei nicht böse auf mich, Emma. Es tut mir leid, wenn ich zu hart geklungen habe. Edward ist ansehnlich, und ich kann verstehen, dass du dich von ihm angezogen fühlst. Solche Verliebtheiten gibt es nicht selten; aber du bist erst achtzehn, und er ist bestenfalls ein Jahr älter. Du bist nicht nur hübsch, sondern auch intelligent. Trotzdem scheinst du keine Vorstellung davon zu haben, welch großen Schaden dein Ruf nehmen kann. Die Art und Weise, wie du dich in Gegenwart dieses Mannes benimmst, schickt sich nicht für eine wohlerzogene junge Dame. Und ich weiß, wie aufgebracht Mama deswegen ist.“
    Bei der Erwähnung der Mutter machte Emma ein zerknirschtes Gesicht. Ihre Mama war eine hart arbeitende Frau, die ihre Töchter über alles liebte. „Ich will sie nicht erzürnen, wirklich. Ich weiß, sie wünscht sich, ich wäre wie du und würde mehr für das Institut tun, das Papa so wichtig war. Aber ich kann nicht. Es liegt einfach nicht in meiner Natur.“
    „Das weiß ich, Emma, und es ist in Ordnung. Ich dagegen liebe die Wohltätigkeitsarbeit. Wenn das nicht so wäre, könnte ich nicht so viel Zeit mit diesen Kindern verbringen. Daher mache ich dir keine Vorwürfe. Ich wünschte mir nur, dass du mir zuhören würdest, wenn ich versuche, dir einen Rat zu geben. Ich meine es wirklich gut, das musst du mir glauben. Und jetzt ab mit dir.“
    Seufzend sah Cassandra ihrer kleinen Schwester nach, wie sie in den Flur entschwand. Sie konnte nur hoffen, dass Emma bei aller Entrüstung genügend gesunden Menschenverstand besaß und beherzigte, was sie ihr geraten hatte.
    An Lady Elizabeth’ Seite betraten Emma und Cassandra den mit zahlreichen Wandspiegeln ausgestatteten Ballsaal. Einige der hohen französischen Fenstertüren, die auf den breiten Balkon mit der Marmorbalustrade führten, standen offen. Über hundert Gäste aus den besten Kreisen drängten sich im Saal. Das Orchester spielte, und die Paare, die sich auf der Tanzfläche eingefunden hatten, absolvierten die anmutigen Schrittfolgen eines Menuetts. An den Wänden verteilt standen Bodenvasen mit prächtigen Blumenbouquets, und die tropfenförmigen Kristalle des Deckenleuchters
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