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Süße Herzensbrecherin

Süße Herzensbrecherin

Titel: Süße Herzensbrecherin
Autoren: Helen Dickson
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der Unternehmerschicht des Landes und den höheren Berufsständen an. Ihre Mutter hingegen stammte vom niederen Landadel ab. Beide hatte verbunden, dass sie dem verarmten Zweig ihrer jeweiligen Familie entsprungen waren. Weder ihr Vater noch ihre Mutter hatten Vermögen in die Ehe einbringen können.
    Tief besorgt über die elenden Zustände, in denen die Straßenkinder in London lebten, hatte ihr Vater James eine kleine Einrichtung in Soho eröffnet. Doch seit seinem Tod vor drei Jahren mussten Cassandra und ihre Mutter für den Erhalt dieses Hauses kämpfen, denn es mangelte ihnen fortwährend am nötigen Geld.
    Der Tod ihres Gemahls war ein schrecklicher Verlust für Harriet Greenwood. Dennoch gab sie sich nicht damit zufrieden, ein zurückgezogenes Leben zu führen, und übernahm viele Pflichten, die in der Einrichtung anfielen. Sie gestattete ihrer ältesten Tochter sogar, an ihrer Seite zu arbeiten, obwohl die jetzt zwanzig Jahre alte Cassandra mit diesem Schritt wider die Konventionen handelte und Freunde und Bekannte mit ihrem Tun brüskierte. Nicht wenig Verachtung war ihr seither entgegengebracht worden. Cassandra jedoch ließ sich nicht beirren und von engstirnigen Kleingeistern nehmen, was sie und ihre Mutter zu vollenden versuchten.
    Harriets Cousine Lady Elizabeth Monkton, eine kinderlo se, sehr wohlhabende Witwe, die hoch angesehen war im Londoner ton, hatte die beiden Mädchen Cassandra und Emma unter ihre Fittiche genommen, als Dr. Greenwood gestorben war, und getan, was in ihrer Macht stand, um sie so anzuleiten, wie sie es für richtig hielt. Erpicht darauf, ihre Großnichten in die Gesellschaft einzuführen, war sie enttäuscht gewesen, als Cassandra, mit ihren eigenen Vor stellungen im Kopf und abgestoßen von der nutzlosen Fri volität des haute ton, ihr Angebot ausgeschlagen hatte – ob wohl die junge Frau seither keineswegs abgeneigt war, Lady Elizabeth’ Stellung in der beau monde zu ihrem Vorteil zu nutzen. Mit ihrer raffinierten und charmanten Art gelang es Cassandra immer wieder, betuchten Leuten auf Bällen und Partys das Versprechen zu entlocken, ihrem Institut ei ne Geldspende zukommen zu lassen.
    Heute Abend würde Tante Elizabeth anlässlich ihres fünfzigsten Geburtstages einen Ball geben. Cassandra hatte natürlich eine Einladung erhalten – wie ausnahmsweise auch Emma, obwohl die jüngere Schwester noch nicht in die Gesellschaft eingeführt worden war.
    Sie waren ein wenig zu früh in Monkton House eingetroffen und nutzten die Zeit, um sich den letzten Schliff für das Fest zu verleihen. Emma wirkte ungewöhnlich niedergeschlagen, was zu einem guten Teil von der Schelte herrührte, die sie von ihrer Mutter zuvor bekommen hatte, weil sie trotz des strömenden Regens ausgeritten und völlig durchnässt nach Hause gekommen war.
    „Alles ist so ungerecht“, schmollte das Mädchen düster und plumpste neben der Schwester auf die Polsterbank vor dem Frisiertisch. Sie besah sich den Sitz ihrer Frisur, um anschließend wieder eine finstere Miene aufzusetzen und sich ausführlich darüber zu beschweren, dass Edward Lampard, für den sie zärtliche Gefühle hegte, nicht auf dem Ball erscheinen würde. Seit der junge Mann vor drei Wochen London verlassen hatte, war sie rastlos und gereizt und erwartete seine Wiederkehr voller Ungeduld.
    Schließlich wurde es Cassandra zu viel. „Hör bitte auf damit, Emma“, verlangte sie ungehalten. „Es kann nichts Gutes bringen, wenn du diesen Gentleman wiedersiehst. Und ich bin es leid, mit dir darüber zu diskutieren. Ich habe dir gesagt, dass er ein notorischer Wüstling ist. Und er wird nicht eher zufrieden sein, bis er dich vollständig kompromittiert hat und dein guter Ruf in Scherben liegt. Dann wird kein ehrenwerter Junggeselle dich mehr zur Frau haben wollen“, schloss sie streng.
    Emma liebte Cassandra über alle Maßen und bewunderte sie für ihre Charakterstärke, doch nun starrte sie die große Schwester aufsässig an. Rote Flecken erschienen auf ihren Wangen. „Ein Wüstling?“, entgegnete sie hitzig. „Wie kommst du nur darauf?“
    „Weil er zufällig der Vetter des berüchtigten Frauenhelden William Lampard, Earl of Carlow, ist, der den Frauen reihenweise das Herz gebrochen und unzählige Hochzeitspläne zunichtegemacht hat, sodass jede vernünftige junge Dame sich von ihm fernhält.“
    „Wie kannst du so etwas Scheußliches äußern, Cassy“, versetzte Emma empört. „Nur weil sein Cousin ein Schürzenjäger ist, heißt
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