Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Süße Fesseln der Liebe

Süße Fesseln der Liebe

Titel: Süße Fesseln der Liebe
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
Art aus der Welt schaffen, Falconer?« Der Spanier zückte ebenfalls den Degen.
    »Nein«, erklärte Greville und stieg aus dem Sattel. »Ich schätze die Herausforderung, Vasquez. Aurelia, bitte kümmere dich um mein Pferd.«
    Rasch griff sie nach den Zügeln, begriff aber nicht, warum er sich so entschieden hatte … warum er sich auf eine Herausforderung einließ, die er vielleicht nicht bestehen würde, obwohl er nichts anderes tun musste, als einen Schuss abzufeuern und den Schauplatz zu verlassen. Aber tief im Innern war ihr längst bewusst, dass Greville seine eigene Auffassung von Gerechtigkeit hegte. Er wollte, dass dieser letzte Kampf ein persönlicher Kampf war, von Mann zu Mann.
    Greville war ein merkwürdiger Mensch, um es vorsichtig zu formulieren. Er war fähig, sich auf eine geradezu beängstigende Weise von seinen Gefühlen zu distanzieren; er wusste nicht, wie man liebte. Aber Aurelia war klar, dass er sie liebte. Und sie liebte ihn.
    Sie liebte ihn für sein Wesen, für seine umfassenden Kenntnisse, für die Hingabe, mit der er sich seiner Arbeit widmete, für seine Traurigkeit und die Einsamkeit, die er in seiner Vergangenheit hatte ertragen müssen, für die selbstlose Art, sie mit Zärtlichkeiten zu überschütten, wenn sie nachts im Bett lagen. Schon vor langer Zeit war ihr die Liebe zu ihm bewusst geworden. Anders als er wusste sie, wie man liebte. Und weil sie es wusste, war ihr klar, dass sie jetzt ein paar Schritte zurücktreten und ihn die Angelegenheit auf seine Art beenden lassen musste.
    Es war ihr bereits zur Gewohnheit geworden, sich mit der flachen Hand über den Bauch zu streichen. Wenn ihr Einsatz beendet war, würde auch Greville Falconer sich zu einer neuen Liebe bekennen müssen.
    Aurelia zog sich mit Grevilles Pferd bis an die Eiche zurück. Harry war aus dem Sattel gestiegen und wartete dort bereits auf sie. Er hatte den Wortwechsel verfolgt und akzeptierte die Entscheidung seines Kameraden. Trotzdem nahm er Aurelia hastig die Pistole aus der Hand. Schließlich gehörte sie ihm, und Don Antonio Vasquez sollte den Schauplatz um keinen Preis lebend verlassen.
    Die beiden Männer standen einander gegenüber und starrten sich an, die glänzenden Waffen in den Händen. Mit schweigendem Einverständnis legten sie die Feuerwaffen ein paar Schritte entfernt zu Boden, kreuzten salutierend die Klingen. Mit dem Degen in der rechten Hand tänzelte Greville nach hinten. Aber auch seine linke Hand bewegte sich, und plötzlich flog ein Dolch durch die Luft und bohrte sich in den Muskel des waffenführenden Arms seines Gegners. Don Antonio ließ den Arm kraftlos sinken.
    Anders als Aurelia wusste Harry, dass die Wunde seinen Gegner zum Krüppel gemacht hatte. Zerschlagene Knochen konnten manchmal heilen. Mit zerfetzten Muskeln war es hingegen nicht so einfach.
    Der Degen lag zu seinen Füßen, als Don Antonio sich die unverletzte Hand auf die blutende Wunde presste. »Mach ein Ende.«
    Greville schüttelte den Kopf und kickte den Degen zur Seite. »Oh, nein, Vasquez. In dieser Nacht haben Sie die Menschen, die ich liebe, in Angst und Schrecken versetzt. Und deswegen werde ich Ihnen keinen ehrenhaften Tod schenken. Sie werden leben, um die Gastfreundschaft meines Landes genießen zu können.«
    Harry trat vor. »Dem Ministerium ist ein dicker Fisch ins Netz gegangen«, meinte er im Plauderton, »kommen Sie, mein Freund, wir werden Ihre Kutsche nehmen. Glaube kaum, dass Sie und Ihr Gehilfe sich noch im Sattel halten können.« Er drehte Don Antonio die Hände auf den Rücken und achtete nicht auf die Schmerzensschreie des Mannes, als er ihm den verletzten Arm an den anderen fesselte.
    Fragend zog er die Brauen hoch und schaute Greville an. »Ich darf annehmen, dass Sie gemeinsam mit Aurelia die Lage im Griff haben?«
    »Das dürfen Sie annehmen«, stimmte Greville zu und drückte Aurelia an sich. »Ein Pferd wird uns reichen. Binden Sie Ihres hinten an die Kutsche.«
    Harry nickte und schubste seinen Gefangenen in Richtung des verlassenen Stallgebäudes.
    Lange Zeit hielt Greville Aurelia in den Armen, während die Sonne am Horizont aufging. Er brauchte das Gefühl ihres weichen Körpers, die Wärme ihrer Haut, ihren Duft. Außerdem spürte er, wie tief ihm die Erschöpfung in den Knochen steckte, als sie sich an ihn schmiegte und voller Erleichterung den Schrecken der vergangenen Stunden hinter sich ließ.
    Als er sie schließlich küsste, geschah es teils aus Dankbarkeit, teils empfand er es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher