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Suenden der Vergangenheit

Suenden der Vergangenheit

Titel: Suenden der Vergangenheit
Autoren: Christopher Golden
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selbstsicher stehen, bereit, ihn wieder niederzuschlagen. Aber Giles täuschte den Dämon, glitt an ihm vorbei und stürmte zu der rechteckigen Glasscheibe in der Wand. Mit dem Ellbogen schlug er die Scheibe ein und griff nach dem Feuerlöscher.
    »Komm schon, Rupert. Glaubst du wirklich, dass...«
    Giles fuhr herum und sprühte dem Dämon den Feuerlöschschaum ins Gesicht. Malthus knurrte, nicht vor Schmerz oder Zorn, sondern vor Ärger. Giles wusste, dass der Dämon jetzt nur noch eins in ihm sah - ein Ärgernis.
    Aber da unterschätzte er ihn.
    Der Wächter machte ein paar schnelle Schritte, hob den Metallbehälter und schwang ihn gegen den Kopf des Dämons. Scheppernd traf das Metall auf Malthus’ Gesicht und brach den unteren Teil einer seiner Geweihstangen ab. Der Dämon stolperte zurück und fiel hart auf die Fliesen. Giles landete auf ihm. Dann hockte er auf dem Dämon, hob den Feuerlöscher über den Kopf und schlug wieder und wieder zu, zertrümmerte das Geweih, zerschmetterte die Zähne, verwandelte das Gesicht des Dämons in eine einzige blutige Masse.
    Malthus, der Ungeformte, rührte sich nicht mehr.
    Giles ließ den schweren Metallbehälter ein letztes Mal auf seinen Schädel niedersausen und rutschte dann vom Körper des Dämonen. Er schauderte und warf den Feuerlöscher auf den Boden, wo er eine Fliese zerschlug und davonrollte. Der
    Wächter stand benommen und unsicher da und bemerkte erst jetzt, dass er seine Brille verloren hatte. Er blickte sich um, und obwohl er nur verschwommen sehen konnte, entdeckte er sie vor den Aufzügen.
    Als er sich bückte, um sie aufzuheben, schwankte er ein wenig. Er richtete sich auf, atmete tief durch und setzte die Brille wieder auf. Dann senkte er den Kopf, faltete die Hände und flüsterte: »Ruhe in Frieden, alter Herr. Dem Himmel sei Dank, dass du noch immer in Frieden ruhst.«
    Dann drang von hinten plötzlich ein reißendes Geräusch.
    Giles fuhr herum und sah, dass sich Malthus verwandelte, eine weitere Metamorphose durchmachte. Der Bauch des Dämons wurde von innen aufgerissen. Ein Kopf wühlte sich heraus, ein weiteres Gesicht, vielleicht sein wahres Gesicht. Giles erinnerte es an das eines Insekts. Aber er hatte noch nie zuvor ein Insekt mit derartigen Zähnen gesehen.
    Malthus öffnete die Beißzangen, die er an Stelle eines Mundes hatte, und ein Strahl stinkender schwarzer Flüssigkeit ergoss sich über den Marmorboden und befleckte fast seine Schuhe. Wo sie den Boden berührte, fraß sich der Geifer des Wesens wie Säure durch die Fliesen.
    »Erneut«, sagte das Ding mit einer Stimme, die wie das Summen von Millionen Moskitos klang. »Erneut hat mich ein Giles verletzt. Aber ich verspreche dir, Wächter, dass es das letzte Mal war.«
    Giles wich einen Schritt zurück und sah das Ding kalt und erschöpft an.
    »Nun ja, das bezweifle ich nicht im Geringsten, du erbärmliche Kreatur«, sagte er und verschränkte trotzig die Arme.
    Der Dämon zögerte, überrascht von dieser Antwort. Malthus brauchte einen Moment, bis er verstand. Doch da war es für den Dämon zu spät. Buffy war zur Stelle. Die Jägerin schwang den blitzenden Stahl des Schwertes in einem diagonalen Bogen und spaltete den Insektenkopf, sodass eine Kaskade aus schwarzem Blut zu Boden regnete. Eine Kopfhälfte landete neben Giles’ Fuß auf den Fliesen, und er versetzte ihr einen Tritt.
    Giles beobachtete, wie hinter Buffy die anderen die letzten beiden Vampire in Staub verwandelten und dann Buffy zu Hilfe eilten. Aber Buffy brauchte keine Hilfe. Sie hackte wütend weiter auf den Dämon ein, vielleicht um ihn für das zu bestrafen, was er Giles angetan hatte.
    Doch Giles für seinen Teil war seltsam ruhig.
    Es war vorbei.

Epilog

    Drei Nächte später stand Buffy vor der langen Fensterreihe im Hauptterminal des Flughafens und verfolgte, wie Giles’ Flugzeug am Himmel verschwand. Er hatte in der vergangenen Woche eine Menge durchgemacht, und der Schmerz war noch immer in ihm. Jetzt flog er zu dem einzigen Ort, wo er diesen Schmerz heraus und hinter sich lassen konnte.
    Rupert Giles flog nach Hause.
    Natürlich gab es für ihn kein richtiges Zuhause mehr, sah man vom Rat der Wächter ab. Aber wie Giles selbst gesagt hatte: »Da sind Straßen, durch die ich gehen kann,
    Erinnerungen, denen ich mich hingeben kann, gute und schlechte. Und es gibt ein paar Dinge, die mich seit langem verfolgen und die ich endlich klären will.«
    Trotz allem, was er erlitten hatte, freute sich Buffy für ihn.
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