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Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten

Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 028 - Welt der Adlaten
Autoren: Irene Salzmann
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1.
     
    Sonja DiMersi drehte sich vor dem großen Spiegel, der ihr Abbild vom Scheitel
bis zur Sohle zeigte, prüfend hin und her. Die Paradeuniform saß
perfekt. Nichts wies darauf hin, dass sie sich bereits in der siebten Schwangerschaftswoche
befand. Natürlich nicht – ein wenig Zeit blieb noch, bevor ihr Zustand
für jeden sichtbar wurde und ein wachsender Bauch ihre Beweglichkeit einschränken
würde.
    Doktor Anande hatte Sonja erst am Vortag untersucht und sie beruhigt, dass alles
seinen normalen Verlauf nahm, es keinen Grund zur Besorgnis gab und sie ihren
gewohnten Tätigkeiten nachgehen konnte. Allein auf den Genuss alkoholischer
Getränke, das Heben schwerer Gegenstände und Hochleistungssport sollte
sie in den kommenden Monaten verzichten, was für sie kein Problem bedeutete.
Tropfen auf Pflanzenbasis linderten die morgendliche Übelkeit, so dass
sie in der Lage war, ohne Beeinträchtigung ihren Dienst zu absolvieren.
Die gelegentlichen Launen, die sich auf Schwankungen ihres Hormonspiegels zurückführen
ließen, waren vernachlässigbar, und den angeblichen Heißhunger
aller werdenden Mütter auf süße Pralinés und sauer eingelegte
Cliquas hatte sie auch noch nicht verspürt. Nun gut, von Pralinés
bekam sie auch sonst nie genug, aber nur von Pralinés ...
    Rod hatte bloß einmal versucht, Sonja mit Samthandschuhen anzufassen und
etwas von einem längerem Urlaub und Quittieren des Dienstes aus gesundheitlichen
Gründen gemurmelt. Wie eine Nova-Bombe war Sonja explodiert. Glaubte er
etwa, sie wäre krank? Solange es ihr möglich war, wollte sie ihre
Aufgaben erledigen wie jedes andere Mitglied der Ikarus , und nach der
Entbindung würde sie ihre Arbeit als Chef-Ingenieurin wieder aufnehmen
und nicht zum braven Hausmütterchen degenerieren, das seine Erfüllung
im Windelwechseln fand und ansonsten sehnsüchtig der Heimkehr des Gatten
harrte. Das fehlte gerade noch!
    Mit einer Geste, die leichte Ungeduld verriet, strich sie eine widerspenstige
Haarsträhne hinter das linke Ohr. Die weiße Pracht hatte eine Länge
erreicht, die immer wieder ins Gesicht fiel, sich aber von einer Spange noch
nicht bändigen ließ. Vielleicht sollte sie das Haar wieder schneiden
lassen ... Oder nein, lieber nicht. Rod hatte so viel Vergnügen daran,
seine Finger durch ihre kinnlange Mähne gleiten zu lassen.
    »Ob es stimmt, dass die meisten Männer Haarfetischisten sind?«,
überlegte sie laut.
    Nachdem Sonja einen imaginären Fussel von der Schulter gepflückt hatte,
war sie zufrieden. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass die Feierlichkeiten
in einer guten halben Stunde beginnen würden.
    Zweifellos würde der Abend lang werden – und langweilig wie alle offiziellen
Anlässe. Gut war immer nur das Buffet. Besser, sie genoss die letzten ruhigen
Minuten und sammelte Kraft für die nächsten Stunden.
    Sonja setzte sich in einen der bequemen Sessel und wartete. Nach einer Weile
begannen ihre Fingerspitzen, einen hektischen Wirbel auf die Armlehne zu trommeln.
Rod hatte versprochen, sie nach dem Gespräch, um das er von Sally McLennane
gebeten worden war, abzuholen, so dass sie gemeinsam zur Feier gehen konnten.
Wo blieb er nur?
    Ein leiser Seufzer entschlüpfte Sonja, dann ein lautes »Verdammt!«
Sie benahm sich ja wirklich schon wie ein Heimchen am Herd, das sich artig die
Zeit mit Nägellackieren vertrieb, bis ihr Macker aufkreuzte. Ärgerlich
über sich selbst schnitt sie eine Grimasse. Nein, sie würde nicht
das Anhängsel von Captain Roderick Sentenza, Leiter der Rettungsabteilung
auf Vortex Outpost, sein.
    Sonja biss sich auf die Unterlippe. Natürlich hatte sie gewusst, dass sie
Rod mit seiner Arbeit würde teilen müssen. Er war ein Mann, der mit
seinem Raumschiff – in diesem Fall mit der Ikarus – genauso
verheiratet war wie mit ihr. Hinter der Pflicht würde die Familie immer
erst an zweiter Stelle stehen. In Folge waren die Momente, die sie ungestört
zusammen verbringen durften, rar, und sie würden noch seltener werden,
wenn Sonjas Schwangerschaft weiter fortgeschritten und das Kind schließlich
auf der Welt war.
    Ja, es war tatsächlich geschehen: Vor kurzem hatten Sonja und Rod einander
während einer feierlichen Zeremonie im geschmückten Büro von
Commodore Heinrich Färber das Eheversprechen gegeben. Noch immer erinnerte
sie sich gern an den Moment der Überraschung, als Rod ihr eine
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