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Suenden der Vergangenheit

Suenden der Vergangenheit

Titel: Suenden der Vergangenheit
Autoren: Christopher Golden
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draußen.«
    »Pike, ich sage dir...«, begann Xander, wurde aber unterbrochen.
    »Sieh es doch mal so«, sagte Pike schnell. »Du bist mutiger als ich.«
    »Verzeihung, wer von euch ist denn jetzt hirntot?«, fragte Willow.
    »He!«, protestierte Xander. »Aber okay.«
    »Im Ernst«, fuhr Pike fort. »Okay, vielleicht bin ich besser als du, wenn es um’s Verduften geht. Aber ich will ja auch nicht hier sein. Hätte ich eine Wahl gehabt, wäre ich gar nicht erst hierher gekommen. Ich bin weggerannt und mit meinen Problemen zu Buffy und euch gekommen. Ich habe mir dieses Leben nicht ausgesucht. Aber du bist hier, Mann. Ihre beide seid hier. Ihr alle. Ihr kämpft für das Gute, weil ihr es wollt. Ich könnte das nie tun. Wenn nicht gerade mein Hintern auf dem Spiel steht, schließe ich lieber die Augen und tu so, als würde ich nichts sehen, genau wie der Rest dieser verdammten Stadt.«
    Xander sah ihn nachdenklich an. Nach einem Moment zuckte er die Schultern. »Was willst du damit sagen?«
    Pike lächelte. »Nun, zum Teufel, Xander, wem willst du folgen? Dem Kerl, der das Böse vernichten will, oder dem Kerl, der nur seinen Hintern retten will?«
    Xanders Augen wurden groß. Dann nickte er knapp. »Nach euch«, sagte er, überließ Pike und Willow die Führung und folgte ihnen zur Treppe.

    Manchmal hatte Jocelyn das Gefühl, dass sie mit ihrem fehlenden Auge sehen konnte, was natürlich lächerlich war.
    Selbst wenn dieses Auge sehen konnte, würde es nur die Innenseite der Speiseröhre ihres Meisters erkennen. Dennoch war es fast so, als projizierte ihr Gehirn ein Phantombild in dem Versuch, die fehlende Hälfte des Bildes zu ergänzen, das ihr das gesunde Auge lieferte.
    Doch dann passierte jedes Mal etwas, das sie in die Wirklichkeit zurückholte. Wind kam auf, und sie spürte ihn in ihrer leeren Augenhöhle. Oder ein Insekt umschwirrte sie, um seine Eier abzulegen.
    Aber meistens störte sie die leere Augenhöhle nicht weiter, jedenfalls solange sie nicht hungrig war. Jedoch in dem Moment, wenn die Gier erwachte, pochte die leere Höhle derart schmerzhaft, dass sie sich kaum noch auf die Jagd konzentrieren konnte.
    Sie hatte den Meister wegen der Gefangenen gefragt, und er hatte ihr die Erlaubnis gegeben, sie zu töten, sie zu trinken, sie zu verwandeln. Sie würde Rachel die frohe Botschaft überbringen - für Jocelyn ein kleiner Sieg über die Rivalin.
    Als sie mit dem Aufzug in den dritten Stock fuhr, schmerzte ihre Augenhöhle stärker denn je, und ein Gefühl großer Unrast erfüllte sie. Aus einem unerklärlichen Grund wich sie in die Ecke der Kabine zurück und straffte sich, bereit zum Angriff, sollte es denn notwendig werden. Als die Tür auf glitt und den Blick in einen stillen Korridor freigab, zögerte sie, blinzelte mit dem gesunden Auge und trat aus dem Aufzug.
    Alles war still.
    Aber rechts von ihr am Ende des Gangs, gegenüber dem zum Konferenzraum führenden Flur, fiel leise klickend die Treppenhaustür ins Schloss. Jocelyn fuhr abrupt herum und starrte die jetzt geschlossene Tür an.
    Es war zu still.
    Wenn es Diener des Meisters gewesen wären, hätten sie den Aufzug gehört und gewartet, um zu sehen, wer heraufkam. Womit nur eine Möglichkeit blieb.
    »Verdammt«, knurrte sie und rannte zur Tür.

    »Schneller«, sagte Willow gepresst und drängte Pike die Treppe hinunter.
    »Jemand ist mit dem Aufzug hochgekommen«, wisperte Xander. »Ich schätze, die Hirntoddiagnose war doch nicht so falsch.«
    Willow brachte ihn zum Schweigen, und die drei eilten so leise wie möglich die Treppe hinunter. Wer immer es auch gewesen war, er hatte sie nicht gesehen, was ein Segen war. Aber in nicht mehr als einer Minute würde man ihre Flucht entdecken, und dann waren sie erledigt. In nicht mehr als einer Minute...
    Oben flog krachend die Brandschutztür zum dritten Stock auf. Metall schlug dröhnend gegen Beton.
    Willow fluchte. »Rennt!«
    Pike sprang zum Absatz des zweiten Stocks hinunter und wurde von seinem eigenen Schwung gegen die Wand getragen. Er prallte ab, als Willow hinter ihm um die Ecke kam, und Xander murmelte Gebete oder Flüche vor sich hin. Willow war nicht sicher, was von beidem zutraf.
    »Lauft schnell, Kinder!«, schrie Jocelyn über ihnen. »Lauft weit. Ich kriege euch trotzdem. Ich bin hungrig, und der Hunger macht mich schnell.«
    Sie waren auf dem Absatz zwischen dem ersten Stock und dem Erdgeschoss, als die Tür zur Eingangshalle aufsprang und zwei Vampire
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