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Suenden der Vergangenheit

Suenden der Vergangenheit

Titel: Suenden der Vergangenheit
Autoren: Christopher Golden
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mich an das Brennen in meiner Hand und die Wut auf deinem Gesicht, als ich dich das erste und einzige Mal schlug. Und du hattest es verdient, nicht wahr? Es sind genau diese Respektlosigkeiten, die uns verfolgen, wenn unsere Eltern nicht mehr sind, ist es nicht so?«
    Giles spürte kalte Abscheu in sich hochsteigen und heiße Tränen in seine Augen treten. Sein Zorn war verraucht und wurde zunehmend von Schmerz und Reue ersetzt.
    In der Eingangshalle ging der Kampf unvermindert weiter. Aber hier, abseits des Geschehens, trug Giles als der Mann, der er geworden war, einen Privatkrieg mit dem rebellischen Kind aus, das er einst gewesen war. Und beide litten.
    »Komm schon«, flüsterte sein Vater. »Töte mich. Zeige mir, was für ein Mann du geworden bist. Wenn du als Wächter nur halb so gut wärst wie ich, wäre ich längst Staub.«
    »Halt dein Maul, du verdammter Bastard!«, brüllte Giles.
    Er stürzte sich auf seinen Vater, aber der Vampir leistete so gut wie keinen Widerstand. Giles schlug seine Arme zur Seite, drückte ihn mit der linken Hand gegen die Wand und stieß dann mit einem scheußlichen schmatzenden Geräusch den Pflock ins Herz seines Vaters.
    Einen Atemzug lang drohten ihn seine widerstreitenden Gefühle zu überwältigen. Der Schmerz und die Reue, ja. Aber auch die Erleichterung und der Stolz, dass er vollbracht hatte, was, wie er wusste, im Sinne seines Vaters gewesen war und was sein Vater trotz aller Meinungsverschiedenheiten verdient hatte. Endlich konnte er in Frieden ruhen.
    Dann blinzelte Giles. Wich zurück mit einem Ausdruck voller Grauen und Verblüffung.
    Denn der Vampir war nicht in einer Staubwolke explodiert. Er war nicht gestorben. Er stand bloß da, eher amüsiert wirkend, mit einem Pflock in seinem Herzen. Dann lächelte er Giles breit an und zog das Holzstück aus seiner Brust.
    »Bravo«, lobte er. »Ehrlich gesagt, ich hatte nicht geglaubt, dass du den Mumm aufbringen würdest. Bravo.«
    Dann veränderte sich sein Gesicht. Verwandelte sich in Buffys. In Angels. In das seiner Großmutter. Und schließlich in sein eigenes Gesicht. Rupert Giles’ eigenes Gesicht, seine eigenen Augen, sahen ihn an.
    Erneut schmolz das Fleisch dahin und formte neue Züge.
    Aber dieses letzte Gesicht - das wahre Gesicht - war nicht menschlich. Nicht im Mindesten. Und dennoch war es ein Gesicht, das er kannte. Ein Gesicht, das jetzt aus ferner Erinnerung zurückkehrte, lange vergessen, aber nun wieder da, um ihn heimzusuchen, zu quälen, vielleicht sogar zu töten. »Nein«, flüsterte Giles.

16

    Xander warf die Arme hoch. »Du bist nicht mein Boss, Pike. Wir haben keine Zeit, darüber zu streiten.«
    »Das ist genau das, was ich die ganze Zeit sage, Alter«, nickte Pike.
    Sie hatten den Korridor betreten und waren fast sofort von zwei Vampiren entdeckt worden, die ihnen entgegenkamen, vielleicht um Rachel von ihrem Wachposten abzulösen. Aber Rachel würde nie wieder Wache halten.
    Willow hatte einen langen Kratzer an ihrem Arm, und Pike hatte gesagt, dass sich sein linkes Handgelenk verstaucht anfühlte, aber dennoch war es ihnen gelungen, die Vampire in Staub zu verwandeln. Das war das Wichtigste, wie Xander wusste. Nun, abgesehen vom Überleben.
    »Ich sage dir, wir nehmen den direkten Weg, verstehst du? Wir fahren mit dem Aufzug runter, womit sie auf keinen Fall rechnen, und verschwinden dann schnurstracks durch den Hauptausgang«, beharrte Xander. »Du kannst mich ruhig hirntot nennen, aber es ist wenigstens ein anständiger Rückzug.«
    Pike seufzte. »Also das ist dein Plan? Du hältst ihn wohl für besonders gerissen, was? Mit dem Aufzug fahren, der in jedem Stockwerk halten könnte, wo jeder auf jedem Stockwerk von der Anzeige über der Tür ablesen kann, wo wir gerade sind, und dann mitten in der Empfangshalle aussteigen, die nach allem, was wir wissen, voller Vampire sein könnte.«
    »Wir haben Waffen«, erinnerte Xander. »Wir wollen doch nur hier raus. Wenn wir die Treppe nehmen, ist die Gefahr viel größer, dass wir plötzlich in der Falle sitzen. Ich habe eine Menge Träume, im Schlaf und im Wachzustand, in denen es um Sandwiches geht. Aber die Sandwiches sind nie mit Vampiren garniert.«
    Pike kratzte sich am Kinn und starrte die Aufzüge an. Dann warf er Willow einen Blick zu. Er zog seine Brauen hoch.
    »Sieh mich nicht an«, sagte sie. »In der Nähe von so viel Testosteron kann ich kaum atmen. Ich bin dafür, aus dem Fenster zu springen, denn das ist der schnellste Weg nach
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