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Suehne

Suehne

Titel: Suehne
Autoren: Leif GW Persson
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gewesen.
    Danielsson war vollkommen betrunken gewesen, hatte eine Wurstbude auf dem Solnavägen gerammt und dann Fahrerflucht begangen. Vom Amtsgericht Solna war er wegen Trunkenheit am Steuer und Fahrerflucht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Außerdem wurde sein Führerschein eingezogen. Danielsson war mit einem Staranwalt in Revision gegangen. Diesem war es aufgrund von zwei ärztlichen Attesten gelungen, die Anklage wegen Fahrerflucht aufheben und die Gefängnisstrafe in eine Therapie umwandeln zu lassen. Den Führerschein hatte er offenbar nicht zurückerhalten und auch keinen Versuch unternommen, ihn nach Verstreichen der Bewährungsfrist zurückzubekommen. In den letzten sechsunddreißig Jahren seines Lebens hatte Karl Danielsson keinen Führerschein mehr besessen, und zu weiteren Verurteilungen wegen Trunkenheit am Steuer war es nicht mehr gekommen.
    Aber auch als Fußgänger hatte er den Unmut der Polizei auf sich gezogen. In seiner führerscheinfreien Zeit hatte man ihn fünfmal in eine Ausnüchterungszelle gesperrt, wahrscheinlich noch häufiger. Danielsson weigerte sich gewöhnlich konsequent, seinen Namen anzugeben, aber das brauchte er auch nicht. Als er das letzte Mal aufgegriffen worden war, war es ziemlich ausgeartet.
    Das war im Mai fünf Jahre vor seinem Tod beim Elitloppsdagen auf der Solvalla-Trabrennbahn gewesen. Danielsson war betrunken gewesen und hatte Randale gemacht, und als man ihn in den Streifenwagen hatte setzen wollen, hatte er angefangen mit den Armen zu fuchteln und sich zu wehren. Der Widerstand gegen die Staatsgewalt hatte plötzlich statt zur Ingewahrsamnahme zur Festnahme geführt, obwohl man ihn wie gewöhnlich in eine Ausnüchterungszelle in Solna steckte. Als sie ihn sechs Stunden später freigelassen hatten, hatte Danielsson sowohl die beiden Beamten, die ihn festgenommen hatten, als auch die, die im Untersuchungsgefängnis arbeiteten, wegen Körperverletzung angezeigt. Insgesamt drei Polizisten und zwei Wärter. Er hatte sich wieder einen Staranwalt genommen und ärztliche Bescheinigungen beigebracht, ein wahnsinniger Zirkus. Bis zum ersten Prozess war über ein Jahr vergangen. Dieser hatte umgehend eingestellt werden müssen, da die beiden Zeugen der Anklage aus unbekannten Gründen nicht bei Gericht erschienen waren.
    Da Danielssons Anwalt ein vielbeschäftigter Mann war, war ein weiteres Jahr verstrichen, bis der nächste Prozesstermin anberaumt werden konnte. Auch dieser Prozess hatte eingestellt werden müssen, da die Zeugen der Anklage durch Abwesenheit geglänzt hatten. Schließlich war es die Staatsanwaltschaft leid gewesen und hatte das Verfahren eingestellt. Karl Danielsson war somit ein unbescholtener Mann gewesen, zumindest in diesem Teil seines Lebens. »Angesichts der geringen Wahrscheinlichkeit, wegen Randale in der Ausnüchterungszelle zu landen, muss er die meiste Zeit betrunken gewesen sein«, stellte Nadja Högberg fest, die wusste, wovon sie sprach. Seit zehn Jahren war sie zivile Ermittlerin bei der Polizeidirektion West. Sie war als Nadjesta Ivanova zur Welt gekommen und besaß einen Doktor in Physik und angewandter Mathematik von der Universität in Sankt Petersburg, noch dazu aus der alten, bösen Zeit, als Sankt Petersburg noch Leningrad geheißen hatte und die Anforderungen der akademischen Welt noch erheblich härter gewesen waren als im neuen, befreiten Russland.
    »Was hat er sonst noch ausgefressen? Ich meine, außer im Suff randaliert«, fragte Bäckström und nickte Nadja Högberg zu.
    Nicht dass er sich im Geringsten für die Zusammenkünfte des Mordopfers mit seinen mehr oder minder zurückgebliebenen Kollegen von der Ordnungs- und Verkehrspolizei interessiert hätte, aber er wollte diesem sinnlosen Meeting jetzt einfach durch eine gezielte Frage ein Ende setzen, um sich dann endlich in die Inedalsgatan und zu den Resten von dem, was bis gestern noch sein Zuhause gewesen war, schleppen zu können. Er wollte sich unter die Dusche stellen, damit es in seinem Kopf endlich still wurde, noch ein paar Liter eiskaltes Wasser trinken, eine Rohkostorgie veranstalten und noch einmal all das tun, was in einem Leben, dem am Tag zuvor sein Sinn und Ziel geraubt worden war, zu tun blieb. Dass du doch nie den Mund halten kannst, Bäckström, dachte Bäckström fünf Minuten später.
    Nadja Högberg hatte ihn nämlich beim Wort genommen und ihn eingehend über Danielssons diverse finanzielle Machenschaften und die daraus resultierenden Konflikte
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