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Suehne

Suehne

Titel: Suehne
Autoren: Leif GW Persson
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Zeiten des Mordopfers Karl Danielsson. Es gab fadenscheinige Perserteppiche, einen soliden altmodischen Mahagonischreibtisch mit helleren Intarsien. Der Fernseher war zwanzig Jahre alt, aber immerhin von Bang & Olufsen. Davor stand ein englischer Lehnsessel aus Leder mit passendem Fußschemel.
    Schnaps, dachte Bäckström. Schnaps und Einsamkeit. Er selbst wusste, was das hieß, seit ihm diese Lackaffen von der nationalen Einsatztruppe vor einem guten halben Jahr eine Schockgranate an den Kopf geworfen hatten. Er war erst am Tag darauf wieder zu sich gekommen, und da hatte er sich bereits auf der Psychiatrie in Huddinge hinter Schloss und Riegel befunden.
    »Hast du noch weitere Wünsche, Bäckström?«, fragte Annika Carlsson und sah bei dieser Frage fast etwas bekümmert aus. Ein paar Schnäpse und ein großes Bier, dachte Bäckström. Und wenn du dir die Haare wachsen lässt und einen Rock anziehst, dann darfst du mir vielleicht sogar einen blasen. Aber auf mehr brauchst du nicht zu hoffen, dachte er, da ihm während der letzten vierundzwanzig Stunden große Zweifel an der irdischen Lust und der geistigen Liebe gekommen waren.
    »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Wir sehen uns dann auf der Wache.« Irgendwas stimmt nicht, dachte Bäckström, als er zu Fuß gemächlich zur Polizeidienststelle ging. Aber was? Und wie sollte er nur darauf kommen, wo man sein Gehirn vollkommen trocken gelegt hatte. Wahrscheinlich hatte es bereits irreparable Schäden davongetragen. Diesen verdammten Quacksalber bringe ich um, dachte er.
     

7
    Um drei Uhr nachmittags fand das erste Treffen von Bäckström mit dem Team seiner neuen Mordermittlung statt. Es war nicht unbedingt die zackigste Truppe, die er im Laufe seiner fünfundzwanzig Jahre bei der Kriminalpolizei geführt hatte. Auch nicht die größte. Insgesamt acht Personen, wenn man ihn selbst und die beiden Kriminaltechniker mitzählte, die bald wieder anderen Aufgaben nachgehen würden, wenn sie das Notwendigste über Karl Danielsson herausgefunden hatten. Blieben also eins plus fünf übrig, und wenn man bedachte, was er bisher von seinen Mitarbeitern gesehen und gehört hatte, blieb eigentlich nur ein Mann übrig, Kriminalkommissar Evert Bäckström himself. Wer sonst? Wie immer also. Bäckström, die letzte Hoffnung aller trauernden Angehörigen, die in Danielssons Fall wahrscheinlich mit dem staatlichen Alkoholverkauf Systembolaget identisch waren.
    »Okay«, sagte Bäckström. »Ihr könnt euch alle willkommen fühlen, und bis auf Weiteres gilt das für alle von euch. Falls sich in diesem Punkt irgendwelche Änderungen ergeben, teile ich euch das mit. Verspürt jemand Lust zu beginnen?«
    »Ja, mein Kollege und ich«, sagte der ältere der Kriminaltechniker, Peter Niemi. »Wir waren nur kurz in der Wohnung und haben noch jede Menge zu tun.«
    Peter Niemi war seit gut fünfundzwanzig Jahren Polizist und arbeitete seit fünfzehn als Kriminaltechniker. Er war fünfzig, sah aber bedeutend jünger aus. Blond, sportlich, recht groß. Er war im nordschwedischen Tornedalen geboren und aufgewachsen, hatte mehr als sein halbes Leben in Stockholm gelebt, sprach aber immer noch Dialekt. Er lächelte gerne mit einem freundlichen Ausdruck in den blauen Augen, hatte dabei aber immer etwas Reserviertes. Man musste nicht Krimineller sein, um ihm seinen Beruf anzusehen, und dass er die zurückliegenden fünfzehn Jahre keine Uniform mehr getragen hatte, spielte dabei keine Rolle. Die Botschaft seiner Augen war entscheidend. Peter Niemi war Polizist, und er war nett und zuvorkommend, solange man sich anständig benahm. Tat man das nicht, gehörte Niemi nicht zu den Leuten, die beiseite traten, was schon viele schmerzhaft hatten erfahren müssen.
    »Gut«, meinte Bäckström. »Ich höre.« Schmieriger Lappe, versoffener Finne. Er redet grad so, als sei er vom Bus aus Haparanda hergetorkelt. Je früher der Schwachkopf wieder zu reden aufhört, desto besser.
    »Also folgendermaßen«, sagte Niemi und blätterte in seinen Papieren. Das Opfer hieß Karl Danielsson, Rentner, achtundsechzig Jahre alt. Laut Pass, den die Kriminaltechniker in seiner Wohnung gefunden hatten, war er ein Meter achtundachtzig groß und hatte vermutlich einhundertzwanzig Kilo gewogen.
    »Kräftig und ziemlich übergewichtig. Vermutlich wog er dreißig Kilo zu viel«, vermutete Niemi, der selbst die Leiche unter den Armen angehoben und auf die Bahre gelegt hatte. »Genaue Zahlen bekommt ihr dann vom Onkel
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