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Suehne

Suehne

Titel: Suehne
Autoren: Leif GW Persson
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zu.
    »Kriminalgeschichte?«, meinte Bäckström, nachdem er sich auf den Rücksitz gezwängt hatte, war aber in Gedanken mehr bei Holms Kollegin. Langes dunkles Haar in einem aufwendigen Knoten, ein strahlendes Lächeln, mit dem man das ganze Fußballstadion in Rasunda hätte erhellen können, und eine Oberweite, die die Uniformbluse zu sprengen drohte. »Kriminalgeschichte?«, wiederholte er.
    »Du weißt schon, diese Prostituierte. Hier hat man sie doch damals gefunden. Oder zumindest Teile von ihr. Dieser alte Fall mit der zerstückelten Leiche. Alle haben doch damals den Gerichtsmediziner und seinen Freund, diesen Arzt, für die Täter gehalten. Aber wer weiß es schon wirklich, der Chef der Kripo hier, der gute Toivonen, hat eine ganz andere Theorie, wie es zugegangen sein muss.«
    »Damals müsstest du doch dabei gewesen sein, Bäckström«, warf Hernandez ein, drehte sich zu ihm um und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Wann war das noch gleich? Ich meine, wann hat man sie gefunden? Ich war zwar damals schon auf der Welt, aber es muss doch irgendwann Anfang der Siebziger gewesen sein? Vor fünfunddreißig oder vierzig Jahren? Oder?«
    »Es war im Sommer 1984«, erwiderte Bäckström kurz angebunden. Noch ein Wort, und ich seh zu, dass du zur Politesse degradiert wirst, in Chile, dachte er und sah die Kollegin Hernandez finster an.
    »Ach so, 1984. Ja, da war ich schon auf der Welt«, meinte Hernandez, die offenbar nicht klein beigeben wollte und ihn immer noch mit all ihren strahlend weißen Zähnen anlächelte. »Das glaube ich auch. Du siehst in der Tat bedeutend älter aus«, stellte Bäckström fest, der das Feld ebenfalls nicht einfach räumen wollte. Da hast du was zu kauen, dachte er.
    »Was den aktuellen Fall angeht, gibt es einiges zu berichten«, lenkte Holm ab und räusperte sich vorsichtig, während Hernandez Bäckström den Rücken zukehrte und sicherheitshalber begann, in einer Mappe mit Notizen zu blättern. »Wir kommen nämlich von dort.« »Ich höre«, sagte Bäckström. Holm und Hernandez waren die erste Streife am Tatort gewesen. Sie hatten gerade in der Statoil-Tanke jenseits von Solna Centrum, die rund um die Uhr geöffnet hatte, einen ersten Kaffee getrunken, als man sie über Funk alarmiert hatte. Mit Blaulicht und Sirenen waren sie drei Minuten später im Hasselstigen 1 gewesen.
    Über Funk waren sie zur Vorsicht angehalten worden. Der Kollege hatte gefunden, dass der Mann, der den Mord gemeldet hatte, anders geklungen habe als Leute für gewöhnlich in vergleichbaren Situationen. Er habe vollkommen gelassen gewirkt, seine Stimme ganz ruhig geklungen. Verdächtig ruhig und gesammelt eben, so wie diese Irren, die bei der Polizei anriefen, um von ihren letzten Untaten zu berichten.
    »Der Zeitungszusteller hat angerufen. Einwanderer. Netter Bursche, wenn du mich fragst, glaube nicht, dass er etwas mit der Sache zu tun hat«, meinte Holm zusammenfassend.
    So jemanden wie dich fragt aber niemand, dachte Bäckström. »Und das Opfer? Was wissen wir über den?« »Das ist der Wohnungsinhaber. Er heißt Karl Danielsson. Älterer, allein stehender Mann, achtundsechzig Jahre alt. Also Rentner«, erklärte Holm.
    »Und da können wir uns ganz sicher sein?«, fragte Bäckström.
    »Ganz sicher. Ich habe ihn sofort erkannt. Ich habe ihn vor einigen Jahren von Solvalla zur Ausnüchterungszelle gefahren.
     
    Er hat anschließend ein wahnsinniges Theater gemacht und die Kollegen und mich wegen allem Erdenklichen angezeigt. Er wurde wohl nicht zum ersten Mal abgeholt. Soziale Probleme, Alkohol und so. Mittlerweile nennt man das wohl sozial marginalisiert. «
    »Ein ganz normaler Alki also, das willst du doch sagen«, meinte Bäckström.
    »Ja, doch, so kann man es vielleicht auch ausdrücken«, erwiderte Holm und klang plötzlich so, als wolle er das Thema wechseln. Fünf Minuten später setzten sie Bäckström im Hasselstigen 1 vor der Haustür ab. Holm wünschte ihm viel Glück. Er und die Kollegin Hernandez beabsichtigten zur Dienststelle zu fahren und das Protokoll zu verfassen. Falls sie ihm noch mit etwas weiterhelfen könnten, könne Bäckström selbstverständlich jederzeit von sich hören lassen.
    Wüsste nicht, was das sein sollte, dachte Bäckström und stieg aus dem Wagen, ohne sich fürs Mitnehmen zu bedanken.
     

6
    Wie immer, dachte Bäckström, als er aus dem Wagen gestiegen war. Um die Absperrung vor dem Haus drängte sich die übliche Meute, Journalisten, Fotografen,
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