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Suehne

Suehne

Titel: Suehne
Autoren: Leif GW Persson
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eine kleine Sigge gar nicht, dachte er. Ich könnte einfach dastehen und die Schurken anstarren, während diese um Gnade betteln.
    »Noch einer übrig«, meinte Motoele. »Um den kleinen Farbod kümmern wir uns nach dem Prozess. Ich habe einige Freunde in den Anstalten, auf beiden Seiten. Das ist also kein Problem.«
    »Wenn du meinst«, sagte Bäckström. Einer übrig, was sagt er da?, dachte er.
    »Respekt«, wiederholte Motoele. »Wenn es mehr Leute wie Sie gäbe, Chef, dann hätten wir diese Probleme erst gar nicht.«
    »Pass auf dich auf, Frank«, sagte Bäckström. Glückwünsche, Evert, dachte er, jetzt bist du plötzlich der beste Freund des unheimlichsten Kollegen geworden, den die westliche Hemisphäre je gesehen hat. »Sitzt du hier und schmollst, Bäckström?«, fragte Annika Carlsson. »Wie geht es übrigens deiner Nase?«
    »Ganz okay«, sagte Bäckström und fingerte vorsichtig an dem Pflaster. »Was hältst du davon, irgendwo ein Bier trinken zu gehen? Ich kann dich auch einladen.« »Okay«, sagte Bäckström.
    Dann nahm er Kollegin Carlsson in seine Stammkneipe mit, das war auch ganz in Ordnung so, da sein weißer Tornado nach Hause nach Jyväskylä gefahren war, um die Verwandtschaft zu treffen. Sicherheitshalber hatte sie ihren finster dreinblickenden Ehemann mitgenommen.
    Welcher normale Mann würde auch sein monatliches Großreinemachen plus eine gute Nummer einmal wöchentlich für eine durchschnittliche Lesbe riskieren?, dachte Bäckström, auch wenn diese vorgab, eine Anhängerin des Freistils zu sein. Trotzdem wurde es ein richtig netter Abend.
    »Weißt du was, Bäckström«, sagte Annika Carlsson. »Ich habe noch nie jemanden in einem Hästensbett gefickt. Also, was hältst du davon?«
    Dann nahm sie plötzlich seinen Arm und drückte mit ihren langen, sehnigen Fingern zu. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand ein Stahlseil um den Arm gelegt und zugezogen.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Bäckström, dem seine Nase so weh tat, dass es schon nicht mehr darauf ankam, ob ihm jemand auch noch den Kiefer zertrümmerte, bevor er zu Hause in seiner kaputtgeschossenen Wohnung, die einst sein Zuhause gewesen war, in seinem Bett ins Koma fiel. »Darf ich ganz offen sein«, sagte Bäckström. »Aber sicher doch«, erwiderte Kollegin Annika Carlsson. »Ich weiß nicht, ob ich mich traue«, sagte Bäckström. Jetzt ist es endlich heraus, und meinen Unterkiefer habe ich auch noch, dachte er.
    »Wie bereits erläutert, Bäckström, habe ich eine sehr offene Einstellung zum Sex«, sagte Kollegin Carlsson. »Wenn du willst, kann ich auch ganz, ganz lieb sein. Solltest du dich eines anderen besinnen und etwas Neues ausprobieren wollen, dann kann ich auch richtig gemein werden.«
    »Lass mich darüber nachdenken«, sagte Bäckström, dem unter seinem gelben Leinenjackett bereits der Schweiß zwischen den Schulterblättern herunterlief. Eine Frau, die so redet, das ist ja schrecklich, dachte er.
    »Schon okay«, sagte Annika Carlsson und zuckte mit ihren breiten Schultern. »Solange du dich nur entscheidest, bevor wir gehen.
    Keine Sorge, Bäckström«, versicherte sie dann und fuhr ihm mit den Fingernägeln über den Handrücken. »Außerdem hatte ich dir ja schon versprochen, die Zeche zu zahlen.«
    Dann steckte sie plötzlich eine Hand in die Hosentasche und zog einen Tausender heraus. Er glich in verblüffender Weise jenen, die sie vor einigen Wochen im Tresorraum der Handelsbanken am Valhallavägen bestaunt hatten.
    So ist das also, dachte Bäckström, der schon vor mehr als fünfzig Jahren aufgehört hatte, an die Menschheit zu glauben. »Wie hast du das Geld aus dem Tresorgewölbe geschafft?«, fragte Bäckström.
    »Mit der üblichen Methode, derer sich Mädels schon immer bedient haben«, sagte Annika Carlsson und lächelte ihn an. »Du hattest ja überdies die Güte, nach oben zu laufen, um Toivonen anzurufen, es war also kein Problem. Ich nahm ein Bündel vom Stapel, rollte es zusammen, stopfte es in einen Plastikhandschuh und schob es die übliche Stelle hoch.«
    »In die Maus«, sagte Bäckström, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Aber erst habe ich es noch im Mund angefeuchtet«, sagte Annika Carlsson. »Das ist ein Tipp, den mir früher mal jemand gegeben hat. Ich habe mal als Aufseherin im Frauenarrest gearbeitet, bevor ich auf der Polizeihochschule angenommen wurde. Du hast keine Ahnung, was man zwischen den Beinen meiner Kundinnen alles finden konnte, als ich dort gearbeitet
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