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Suehne

Suehne

Titel: Suehne
Autoren: Leif GW Persson
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Britt-Marie Andersson geäußert hatte.
    »Einer Doppelmörderin«, sagte Bäckström. »Im Augenblick gibt es keine einzige Frau in Schweden, die aus diesem Grund zu lebenslänglicher Haft verurteilt worden wäre«, stellte er fest. »Tatsache ist, dass es seit dem letzten Mal vierzig Jahre her ist. Damals handelte es sich um eine finnische Hure. Dieses Mal ist es eine ihrer schwedischen Kolleginnen.«
    In diesem Augenblick zog sie zu. Vermutlich aus Wut und aus einem puren Reflex heraus. Aus Wut über das, was er gerade gesagt hatte. Es musste ihr klar sein, dass das Spiel bereits verloren war. Sie packte seinen Krawattenknoten und zog mit aller Kraft an, dann fiel sie hintenüber, als der kleine Plastikverschluss, der die Krawatte hielt, nachgab.
    Es war der klassische Polizistenschlips, obwohl dieser zehnmal soviel gekostet hatte wie die, die sein versoffener Vater immer getragen hatte. Der hatte immer einen blauen Schlips mit fertig gebundenem Knoten im Dienst getragen, damit ihn die Ganoven nicht erwürgen konnten, während er sie verprügelte und in die Ausnüchterungszelle auf dem alten Revier im Stadtteil Södermalm warf. Selbst zu Hause an den Wochenenden hatte er einen solchen Schlips getragen, als er es nicht mehr fertiggebracht hatte, eine normale Krawatte zu binden.
    »Okay, Bea«, sagte Bäckström, zog Handschellen aus der Jackentasche und packte ihre Hände, um sie ihr anzulegen. »Jetzt immer mit der Ruhe.«
    Aber mit Ruhe war nichts. Sie warf sich auf dem Boden herum, brachte ihn mit einem Fußtritt zu Fall, setzte sich dann rittlings auf seine Brust und legte ihm die Hände um seinen schlipslosen Hals. Dann drückte sie mit ihren Händen zu, die größer und stärker waren als seine.
    Ihr kleiner Hund warf sich aus seinem Korb, um seinem Frauchen beizustehen. Er zerfetzte ein Bein seiner teuren gelben Hose. Dann nahm Britt-Marie Andersson, eine Frau über sechzig, die, kriminologisch gesehen, für einen Doppelmord gar nicht in Frage kam, eine Cognacflasche, die auf dem Tisch stand, und schlug sie ihm mit voller Kraft ins Gesicht.
    »Verdammt, Annika!«, brüllte Bäckström, während es ihm abwechselnd schwarz vor Augen wurde und er nur noch Sternchen sah. Eigentlich wäre er lieber gestorben, als um Hilfe zu rufen, während eine Frau versuchte, ihn umzubringen. Kriminalinspektorin Annika Carlsson stürzte mit der Geschwindigkeit einer altmodischen Kanonenkugel in den Raum, versetzte dem kleinen Puttegubbe einen Tritt, sodass er quer durchs Zimmer flog, und zog seinem Frauchen ein paar mit ihrem Schlagstock über, traf zweimal die Schultern, zweimal die Arme. Dann legte sie Britt-Marie Andersson Handschellen an, packte sie bei den Haaren, riss ihren Kopf hoch und gab ihr die einzige Botschaft, die bei Frauen in einer akuten Krisensituation galt.
    »Nimm dich zusammen, du alte Kuh, sonst schlag ich dich tot«, sagte Annika Carlsson und klang nicht im Geringsten wie eine solidarische Frau oder auch nur eine Polizei beamtin. Was sie an zärtlicher Sorge bereit hatte, galt ihrem Chef, Kommissar Evert Bäckström.
    »Ich befürchte, die Alte hat dir das Nasenbein gebrochen, Bäckström«, sagte Annika Carlsson, während Felicia Pettersson und Jan O. Stigson Britt-Marie Andersson aus ihrer Wohnung führten.
    »Geht schon«, schniefte Bäckström, während ihm das Blut aus beiden Nasenlöchern lief. Er fasste in seinen Hemdaus-schnitt und zog das Diktiergerät hervor, das unter seinem ausgezeichnet sitzenden Leinenjackett an seiner Brust klebte.
    »Alles ist okay, solange das Tonband funktioniert hat«, meinte Bäckström. »Besorg mir ein Pflaster, dann können wir zur Dienststelle zurückfahren«, sagte er und hielt sich die Nase mit seinen kurzen Fingern zu.
     

93
    Bäckström hatte sich kaum seine Nase verpflastern lassen und eben erst sein Dienstzimmer betreten, da stürmte schon sein Kollege Niemi atemlos herein.
    »Was ist los, Bäckström?«, fragte Niemi. »Du siehst aus, als hätte dich jemand durch die Mangel gedreht.«
    »Scheiß drauf, Niemi«, erwiderte Bäckström. »Was kann ich für dich tun?«
    »Es hat sich ein Durchbruch bei der Ermittlung ergeben«, sagte Niemi. »Die Kollegen vom Staatlichen Kriminaltechnischen Labor riefen vorhin an und sagten, sie hätten an den Spülhandschuhen, die dieser Pole im Müllcontainer gefunden hat, DNA gesichert. Es handelt sich um die DNA einer Frau«, sagte Niemi.
    »Danielssons Putzhilfe«, schlug Bäckström vor, der es seit einigen Tagen besser
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