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Suehne

Suehne

Titel: Suehne
Autoren: Leif GW Persson
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Nachbarn und Schaulustige, Leute, die nichts Besseres zu tun hatten. Außerdem die normalen Kleinkriminellen, die hierher geraten waren, ohne darüber nachdenken zu müssen, wie das zugegangen war. Unter anderen drei solariengebräunte Jünglinge, die Bäckströms Kleidung und Aussehen kommentierten, als er sich mit Mühe unter dem Absperrband hindurchzwängte.
    Bäckström drehte sich zu ihnen um, um sich ihr Aussehen für den Tag einzuprägen, an dem sie sich an seinem Arbeitsplatz wieder begegnen würden. Das war nur eine Frage der Zeit, und dann würde er diesen kleinen Brechmitteln zu einem unvergesslichen Erlebnis verhelfen.
    Als er an dem jüngeren uniformierten Kollegen vorbeiging, der an der Haustür stand, gab er die erste Dienstanweisung in seiner neuen Mordermittlung.
    »Ruf in der Dienststelle an und fordere ein paar Leute an, die ein paar gute Bilder von unserem geliebten Publikum machen können«, sagte er.
    »Schon erledigt«, stellte der Kollege fest. »Das war das Erste, worum Ankan mich gebeten hat, als sie hier auftauchte. Die Kollegen sind schon seit einigen Stunden hier und schießen Fotos«, fügte er aus irgendeinem Grund noch hinzu. »Ankan?«
    »Annika Carlsson. Du weißt schon, diese große, dunkelhaarige Kollegin, die früher bei der Kommission für Raubüberfälle gearbeitet hat. Sie wird Ankan genannt.« »Du meinst diese Lesbe?«, fragte Bäckström.
    »Danach darfst du mich nicht fragen, Bäckström«, erwiderte der Kollege grinsend. »Aber es stimmt schon. Man hört so das eine oder andere.«
    »Wie zum Beispiel?«, erkundigte sich Bäckström misstrauisch.
    »Man sollte sich möglichst nicht mit ihr aufs Armdrücken einlassen«, erklärte der Kollege.
    Bäckström begnügte sich damit, den Kopf zu schütteln. Wo soll das alles noch enden, dachte er, als er das Haus Hasselstigen 1 betrat. Was ist nur mit der schwedischen Polizei los? Schwuchteln, Lesben, Schwarze und die üblichen Schwachköpfe. Kein normaler Schutzmann, soweit das Auge reicht. Am Tatort sah es so aus, wie es auszusehen pflegte, wenn jemand einen alten Alki in seiner eigenen Wohnung erschlagen hat. In diesem Fall kurz gesagt noch fürchterlicher als normalerweise bei einem alten Alki. Dieses Exemplar nun lag hinter der Tür in der Diele auf dem Teppich mit den Füßen zur Wohnungstür, die Beine gespreizt und die Arme über seinem zerschlagenen Kopf in einer fast flehenden Geste ausgestreckt. Dem Gestank nach zu urteilen, waren bei seinem Tod sowohl Urin als auch Exkremente in seine Gabardinehosen geraten. Eine metergroße Blutlache auf dem Boden.
    Die Wände der Diele bis zur Decke mit Blut bespritzt. Blutspritzer sogar an der Decke.
    Verdammt, dachte Bäckström und schüttelte den Kopf. Eigentlich sollte er bei Schöner Wohnen anrufen, damit diese Einrichtungsschwuchteln mal ein volkstümliches Interieur zu sehen bekamen. Eine kleine Reportage, Hausbesuch bei sozialen Randgruppen, dachte Bäckström, der in diesem Augenblick aus seinen Gedanken gerissen wurde. Jemand tippte ihm auf die Schulter.
    »Hallo, Bäckström. Toll, dass du da bist«, sagte Kriminalinspektorin Annika Carlsson, dreiunddreißig, und nickte ihm freundlich zu.
    Hallo«, erwiderte Bäckström und versuchte, nicht so mitgenommen zu klingen, wie er sich fühlte.
    Dieses Frauenzimmer war einen halben Kopf größer als er, und er war immerhin ein stattlicher Mann in seinen besten Jahren. Lange Beine, schmale Taille, verdammt durchtrainiert und an der Oberweite nichts auszusetzen. Hätte sie sich jetzt noch die Haare wachsen lassen und einen kurzen Rock angezogen, dann hätte man sie glatt mit einer ganz normalen Frau verwechseln können. Abgesehen von der Größe natürlich, aber an der ließ sich vermutlich nichts ändern, und hoffentlich war sie ausgewachsen, obwohl sie noch nicht trocken hinter den Ohren sein konnte.
    »Irgendwelche besonderen Wünsche, Bäckström? Die Spurensicherung ist gerade mit der ersten Runde durch, und sobald die Leiche auf dem Weg in die Gerichtsmedizin ist, kannst du einen Blick auf den Tatort werfen.«
    »Das mache ich später«, sagte Bäckström und schüttelte den Kopf. »Wer ist denn das?«, fragte er dann und nickte zu einer dunkelhäutigen Gestalt hinüber, die in der hintersten Ecke des Treppenhauses in der Hocke an der Wand saß. Wehmütiger, verschlossener Gesichtsausdruck und eine Stofftasche, aus der ein paar Zeitungen herausragten, über der Schulter.
    »Das ist der Zeitungszusteller, der uns verständigt
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