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Suehne

Suehne

Titel: Suehne
Autoren: Leif GW Persson
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mit der Rechtspflege informiert.
    Im selben Jahr, in dem Karl Danielsson zum ersten Mal wegen Trunkenheit am Steuer verurteilt worden war, war er vom Buchhaltungsassistenten zum stellvertretenden Chef der Abteilung für »Stiftungen, Verwaltungsgesellschaften für Gemeinschaftsanlagen, Genossenschaften und Vereine, Erbengemeinschaften, Privatpersonen und sonstiges« befördert worden. Dann hatte er eine kometenhafte Karriere hingelegt. Zunächst hatte er der Unternehmensgruppe als Ratgeber und Steuerberater beigestanden und war innerhalb weniger Jahre zum Chef der ganzen Gruppe aufgestiegen. Außerdem war er zum stellvertretenden Mitglied der Geschäftsleitung ernannt worden.
    In der Woche, nachdem er mit der Würstchenbude am Solnavägen zu innigen Kontakt gehabt hatte, kurz nach seinem zweiunddreißigsten Geburtstag, war er dann zum stellvertretenden Geschäftsführer und regulären Mitglied der Geschäftsleitung ernannt worden. Nach ein paar Jahren hatte er die gesamte Firma übernommen und sie in Karl Danielsson Konsult & Aktiengesellschaft umbenannt. Die Aktiengesellschaft war laut Satzung in den Bereichen »Finanzielle Beratung, Wirschaftsprüfung, Rechnungslegung, Steuerberatung, Anlage- und Investitionsberatung, Eigentums- und Kapitalverwaltung« tätig. Man war offenbar recht fleißig gewesen, da die Firma in ihrer Glanzzeit nie mehr als vier Angestellte gehabt hatte. Eine Sekretärin und drei Männer, die den Titel Konsult führten und deren Arbeitsaufgaben nicht recht klar waren. Karl Danielsson war der Besitzer und Geschäftsführer der Firma und außerdem Vorsitzender der Geschäftsleitung.
    Als solcher hatte er sich bedeutend besser geschlagen als der Führerscheinbesitzer und Fußgänger Karl Danielsson. Innerhalb von dreiundzwanzig Jahren, zwischen 1972 und 1995, hatte man insgesamt zehnmal wegen verschiedener Wirtschaftsvergehen gegen ihn ermittelt: vier Fälle von Mithilfe bei Steuerhinterziehung und Steuerbetrug, zwei Vergehen beim Handel mit ausländischer Währung, zwei Fälle von sogenannter Geldwäsche, ein Fall von grober Hehlerei und ein Fall von Veruntreuung. In sämtlichen Fällen waren die Ermittlungen eingestellt worden. Der Verdacht gegen Danielsson hatte sich nicht erhärten lassen, und jedes Mal war Danielsson zum Gegenangriff übergegangen und hatte die Strafverfolger bei einer der zuständigen Instanzen, dem Justizombudsmann oder dem Justizkanzler, angezeigt, manchmal auch bei beiden.
    Dabei war er erfolgreicher gewesen als seine Gegner. Ein Ermittler für Wirtschaftsstrafsachen der Polizei Stockholm hatte vom Disziplinarausschuss des Reichspolizeiamts einen Verweis erhalten und war zu vierzehn Tagen Lohnabzug verurteilt worden. Der Justizombudsmann hatte einen Staatsanwalt und einen der Revisoren des Finanzamtes getadelt, und der Justizkanzler hatte einen Prozess gegen eine Abendzeitung angestrengt, und diese war wegen übler Nachrede verurteilt worden.
    Nach 1995 war es ruhig geworden. Die Karl Danielsson Konsulter AB hatte nun als Karl Danielsson Holding AB firmiert, schien ihre Geschäftstätigkeit jedoch eingestellt zu haben. Angestellte gab es keine mehr. Nadja Högberg hatte sich die letzten Jahresabschlüsse von der für Aktiengesellschaften zuständigen Abteilung des Patent- und Registeramtes bestellt und wollte sie am Wochenende durchgehen. Unerklärliche Einkünfte schien er nicht gehabt zu haben. Nadja Högberg hatte sich seine Steuererklärungen der letzten fünf Jahre angeschaut. Er hatte Einkünfte von einhundertsiebzigtausend Kronen im Jahr versteuert, seine staatliche Pension und eine geringe Summe einer privaten Rentenversicherung bei Skandia. Seine Wohnung kostete ihn viertausendfünfhundert Kronen im Monat, und nach Abzug der Steuern und der Miete blieben ihm noch etwa fünftausend Kronen zum Leben.
    Wenn sich der Erfolg eines Menschen an den Titeln, die er sich gibt, bemisst, dann hatte Karl Danielsson ein erfolgreiches Leben geführt und auf seinem Zenit beendet. Mit zwanzig hatte er seine Karriere als Assistent in einem Buchhaltungsbüro mit fünfunddreißig Angestellten begonnen. Achtundvierzig Jahre später hatte ein Unbekannter sein Leben beendet, indem er ihm mit einem Topfdeckel aus Eisen den Schädel zerschmettert hatte. Zu diesem Zeitpunkt war die Firma, für die er fast sein ganzes Leben lang gearbeitet hatte, seit bald fünfzehn Jahren stillgelegt gewesen. Im Telefonbuch stand er noch als Geschäftsführer, und laut der Visitenkarte, die die
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