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Herr und Frau Hase - Die Superdetektive

Herr und Frau Hase - Die Superdetektive

Titel: Herr und Frau Hase - Die Superdetektive
Autoren: Polly Horvath
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Mittsommer
    Am Abend leuchteten bestimmt wieder tausend Lichter auf der Insel. Es war Mittsommer, und die versprengten Hippies von Hornby feierten heute mit selbst gebastelten Lampions Luminara, ihr Fest anlässlich des längsten Tages im Jahr.
    Wieso feierte man eigentlich den hellsten Tag des Jahres mit noch mehr Licht?, überlegte Marlene, als sie am letzten Schultag von der Fähre nach Hause ging. Der kürzeste Tag wurde mit Lichtern gefeiert, und der längste dann auch wieder. Licht, Licht, Licht – was war denn an ein bisschen Dunkelheit so verkehrt? Wenn wir nicht immer so viele Kerzen kaufen würden, hätten wir vielleicht mal Geld für Schuhe.
    Hornby ist eine sehr kleine Insel ganz im Westen von Kanada. Marlene lebte dort mit ihren Eltern Flo und Mildred, die eigentlich Harry und Denise hießen, aber von aller Welt so genannt werden wollten, sogar von Marlene. Flo und Mildred waren Aussteiger und kamen ursprünglich aus San Francisco, aber dann hatte es sie weiter nach Norden verschlagen. Dort stießen sie zu all den anderen Hippies, die sich nicht hundertprozentig legal in Kanada niedergelassen hatten: verteilt auf Vancouver Island und die Golfinseln. Als Flo und Mildred zum ersten Mal den Fuß auf die Insel Hornby setzten, traf sie blitzartig die Erkenntnis, dass sich mit herzlich wenig Aufwand Marimba spielen und Schmuck aus Muscheln basteln ließ, und schon hatten sie ihre Lebensaufgabe gefunden.
    Wie einem die Natur oft so mitspielt, bekamen sie eine Tochter, die keine Lust hatte, von morgens bis abends der Erleuchtung oder der Züchtung der perfekten Sojabohne hinterherzulaufen. Stattdessen lernte sie hervorragend kochen, putzen, nähen, mit Geld umzugehen und kleinere Reparaturen im Haus zu erledigen. Kaputte Glühbirnen wurden grundsätzlich von ihr ausgewechselt. Mit gerade mal zehn suchte sie sich einen Nebenjob als Kellnerin im »Café zur glücklichen Ziege«, einem edlen Lokal, das aus drei Tischen, ein paar Baumstümpfen, der Inhaberin KatyD und einer waschechten Ziege bestand. Dort verdiente Marlene so viel Geld, dass die Familie sogar dann über die Runden kam, wenn es mit dem Muschelschmuck ein paar Monate lang mal nicht so gut lief.
    Alle anderen Kinder auf Hornby wurden zu Hause unterrichtet, nur Marlene stand lieber morgens um fünf Uhr auf, lief zum Hafen, fuhr mit der Fähre zur Nachbarinsel Denman, mit dem Bus quer über Denman, dann mit der Fähre bis nach Vancouver Island und dann noch einmal mit dem Bus, um in eine richtige Schule gehen zu können. Diese Entscheidung hatte sie getroffen, als sie in die fünfte Klasse kam und endlich alt genug war, um die Reise ganz allein zu bewältigen. Marlene galt deshalb zwar als verschroben, aber die happy Hippies von Hornby ließen sie gutmütig gewähren, auch wenn sie ihnen ein bisschen unheimlich war. Vor allem hatten die anderen Hippies aber Mitleid mit Flo und Mildred, denen man so einen schrägen Vogel ins Nest gelegt hatte.
    Die Kinder in Marlenes Schule hatten da weniger Verständnis. Die Mitschüler von den anderen kleinen Inseln wie Hornby trugen oft selbst gewebte und gebatikte Klamotten, natürlich aus Naturfaser. Sie duschten nur sporadisch, weil auf den Inseln das Wasser knapp war, sie hatten nie Geld für Schulausflüge, und die meisten besaßen offenbar nicht mal eine Haarbürste. Marlene zog sich zwar immer sauber und ordentlich an, aber ihre Klamotten waren nie modern und hatten oft sogar Löcher, außerdem war sie das einzige Kind an der Schule, das den weiten Weg von Hornby auf sich nahm. Das allein machte sie verdächtig.
    Bei Marlenes Schulkameraden, die in »normaleren«, etwas weniger weltfremden Familien aufwuchsen, galten die Inselkinder als Ökofreaks und Miesepeter. Marlene war zwar zu Anfang gar nicht miesepetrig gewesen, aber sie wurde es ziemlich schnell. Wie sollte sie sich auch mit den anderen anfreunden, wenn sie sich dauernd gegen unausgesprochene Vorwürfe wehren und einen Lebensstil verteidigen musste, hinter dem sie überhaupt nicht stand? Ach, was soll’s, dachte sie, dann eben ohne die. Von denen kann bestimmt keiner einen kaputten Wasserhahn reparieren, und bestimmt hat auch keiner Stolz und Vorurteil gelesen. Zwei Mal schon gar nicht.
    Heute, am letzten Schultag und zugleich an Mittsommer, war Marlene wirklich schlecht gelaunt. Ihre Lehrerin hatte angekündigt, dass Prinz Charles auf seiner Kanadareise auch nach Vancouver Island kommen und eine Schule besuchen wollte. Und zwar ausgerechnet ihre! Er
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