Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Suche nicht die Suende

Suche nicht die Suende

Titel: Suche nicht die Suende
Autoren: Meredith Duran
Vom Netzwerk:
und habe halbwegs befürchtet, dass mir der Atem wegbliebe. Und dann – dann habe ich angefangen mir vorzustellen, dich an meiner Seite zu haben. Ich habe mich gefragt, was du wohl sehen würdest, wenn du aus den Fenstern schaust. Und dabei habe ich entdeckt, dass es dort eigentlich recht schön ist. Sogar mehr als schön. Das Gefängnis meiner Kindheit hat viel Charme. Und es würde kein Gefängnis sein, wärest du dort mit mir. Es würde ein … Zuhause sein.«
    »Heverley End«, sagte sie fassungslos. »Du würdest … dort leben wollen. Wieder.«
    »Mit dir«, sagte er. Seine hellen Augen verließen ihr Gesicht nicht. »Überall mit dir, Gwen.
Das
ist die Freiheit, nach der ich immer gesucht habe. Nicht irgendeinem Ort verbunden zu sein, sondern mit einem Menschen – einem einzigen.
Dir
. Und ohne dich …« Er lächelte ein wenig, ein fast verloren wirkendes Lächeln. »Welchen Unterschied macht es, wo ich bin? Auf einer Straße in einer Stadt, überfüllt mit Menschen, auf einem Schiff, auf seinem Weg zu einem neuen Hafen … ohne dich wird all das nicht wichtig sein. Dann könnte ich ebenso gut noch jener Junge geblieben sein, der allein ist und Angst hat zu ersticken, während er auf Schritte wartet, die näher kommen. Ich werde immer auf deine Schritte warten, Gwen. Nur auf deine.«
    Er sah sie lange an, während sie mit dem kämpfte, was sie sagen wollte – und sagen musste.
    Und sie sagte es. »Du liebst mich. Du liebst mich wirklich.« Sie sprang auf, doch er blieb sitzen. Er blickte zu ihr hoch, beschattete die Augen mit der Hand vor der Sonne.
    »Um Gottes willen, Gwen«, sagte er sanft. »Was zählt es, dass ich dich liebe? Das ist doch nicht das bisschen, das immer gefehlt hat.«
    Ihre Lippen öffneten sich. Sie wollten eine Frage stellen, aber sie konnte es nicht über sich bringen, sie auszusprechen. Alex war niemals unehrlich. Er könnte nicht die Antwort geben, die sie hören wollte.
    Also formulierte sie es nicht als Frage. »Du wirst mich nie verlassen«, sagte sie.
    Er holte tief Luft. »
Darum
geht es also«, sagte er ruhig und stand auf. »
Das
ist die Antwort auf das Rätsel. Die Versprechen, die ich dir geben kann, und das eine, das ich dir nicht geben kann, Gwen.« Seine Hände schlossen sich um ihre Handgelenke, so fest, bis sie schluckte und ihren Mut wiederfand, ihn anzusehen. »Ich werde dich niemals willentlich verlassen, Gwen. Das Leben ist ein Risiko, und die Liebe ist es auch. Aber ich schwöre bei Gott, dass du das Spiel niemals bereuen wirst.«
    Das Sonnenlicht war so hell, dass es Tränen in ihre Augen trieb. Statt sie zuzudrücken, öffnete sie die Augen noch weiter, bis die Sonne sie blendete. Sie sah Alex als Silhouette gegen den Himmel, eine dunkle Gestalt. Ganz leicht begann sein Gesicht zu verschwimmen.
    Aber sie kannte seine Gesichtszüge gut genug, ihn auch im Dunkeln zu erkennen. Und seine Hände waren warm und lebendig und stark. Die Kraft in ihm war gewaltig. Gwen spürte es daran, wie fest seine Hände sie hielten.
    »Ich liebe dich«, wisperte sie.
    Wie erschreckend und wie berauschend. Es fühlte sich wie ein Geheimnis an, ein Bekenntnis, eine Verhöhnung: eine Herausforderung des Schicksals.
    Aber Alex schien es nicht für bemerkenswert oder herausfordernd zu halten. »Ich weiß«, sagte er, und seine Daumen strichen über ihre Handgelenke. Ein einziges Mal. »Wir lieben uns. Und schau, Liebling, die Welt dreht sich weiter.«
    Sie löste sich aus seinem Griff. Er ließ sie gehen, seine Finger glitten leicht über ihre, das Streicheln eines Geliebten. Sie trat um ihn herum, um die Sonne im Rücken zu haben, und er wandte sich zu ihr. Seine Gesichtszüge wurden klarer. Er lächelte, und dann umfing ein scharfer, süßer Schmerz ihr Herz.
    Seit Richards Tod hatte sie nie Angst gehabt, jemanden zu verlieren. Sie hatte niemals einen Bewerber in Betracht gezogen, der diese Angst wieder hätte wecken können.
    Ich habe so große Angst, ihn zu verlieren.
    Und – was folgte daraus? Dass sie ihn jetzt sofort verlieren musste, so schnell wie möglich?
    Was für eine Art Logik war das?
    Sie sah ihn an, seine Augen, die so blau waren, sein Haar, durch das der Wind strich. Wie entspannt er dastand, die Hände in die Taschen geschoben, voller Lässigkeit in dem Augenblick, wenn von einem Gentleman nicht erwartet wurde, dass er lässig war. Und hinter ihm lag ein gefällter Pagodenbaum im Garten und zwei weitere warteten auf die Axt, und dahinter lagen die Kornfelder in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher