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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer
Autoren: Tom Lloyd
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Himmel voller Wolken in der Farbe von Schiefer.
    Isak kniete sich hin, zog seinen Panzerhandschuh aus und berührte den trockenen Staub am Boden. Er fühlte sich tot an, nicht wie der Sand einer Wüste, sondern wie eine Brache, der alles Leben entzogen worden war. Es sorgte dafür, dass auch er sich hohl fühlte, als fehlte ihm nun ein Teil seines Selbst.
    Er zog den silbernen Handschuh wieder an und bemerkte dabei, dass er seinen Glanz verloren hatte. Das Silber war mit dem Licht verschwunden und jetzt sah er matt und stumpf aus, wie abgenutztes Eisen. Es war immer noch seine Rüstung, aber seltsam geschmälert. Er überprüfte Eolis und fand das Gleiche vor. Er setze den Helm ab, zog die blaue Seidenmaske herunter und atmete die dünne Luft hektisch ein. Seine Muskeln waren schwach und steif – und ganz gleich, wie sehr er sich
auch bemühte, er schien die Erschöpfung nicht abschütteln zu können.
    »Ich habe auf dich gewartet.«
    Isak drehte sich herum, die Hand am Schwert, und sah eine gerüstete Gestalt in zehn Meter Entfernung vor ihm stehen. Der Ritter trug einen glatten Helm, der sein Gesicht verbarg, und einen tropfenförmigen Schild am Arm, der von Isak so abgewandt war, dass er das Bild darauf nicht sehen konnte. Das Schwert war gezogen, wurde aber hinter den Rücken gehalten. Die Pose erinnerte Isak an einige der Stellungen bei jenem formellen Duell, das er Vesna hatte üben sehen.
    Isak konnte an der Haltung des Ritters erkennen, dass er herausgefordert wurde. Die Drohung war offensichtlich. Er zog seine eigene Waffe und suchte einen sicheren Stand, die Füße schulterbreit und der eine nur leicht vor dem anderen, genau wie es ihm Carel vor all den Jahren beigebracht hatte.
    »Wo bin ich? Wer bist du?«
    »Du bist nirgends, in einem Augenblick zwischen deiner Vergangenheit und der Zukunft gefangen.« Die Stimme des Mannes war voll und fein, wie die König Emins, trug aber einen Akzent, den er nicht einordnen konnte. Alles an dem Ritter wirkte bedrohlich, selbst seine Wortwahl: deine Vergangenheit, aber nur die Zukunft. Als hätte Isak keinen Platz in dieser Zukunft. Der Gedanke ließ ihn erschaudern. Dies war nicht der schwarze Ritter seiner Träume – von dem er wusste , dass er Isak eines Tages töten würde – aber er erinnerte ihn dennoch an Morghiens Warnung: dass Isak sich einmal einem Tod des Geistes stellen musste. Plötzlich wurde er traurig. An diesem leeren, toten Ort zu sterben war aus irgendeinem Grund schlimmer als jedes andere Schicksal, das er sich vorstellen konnte.
    »Was willst du von mir?«
    Der Ritter schien diese Frage nicht erwartet zu haben, aber als
Antwort hob er den Schild und brachte das Schwert so nach vorn, dass die Spitze genau auf Isak zeigte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz: Der Ritter trug Siulents und führte die gleiche Klinge, die auch Isak in der Hand hielt. Doch es waren keine Repliken, sondern sie waren so echt wie die von Isak, ebenso getrübt, aber unverkennbar.
    »Was ich von dir will, Junge? Alles, alles was du bist. Ein Teil von mir war dein ganzes Leben lang bei dir, um dich zu dem Werkzeug zu machen, das ich für die kommenden Jahre brauche.«
    »Mein ganzes Leben?«
    »Natürlich. Ich musste die Ereignisse leiten, meinen Anteil schützen. Dieser Priester von Larat beispielsweise – man konnte ihm nicht erlauben, in deinem Kopf herumzufuhrwerken.«
    »Was ist geschehen, als ich die Schädel berührte?«
    »Ich bezweifle, dass du es verstehen würdest, selbst wenn ich es dir erklärte«, schnaubte der Ritter.
    »Dann sind die Prophezeiungen über den letzten König wirklich wahr? Du hast dich dem Richtspruch des Todes entzogen?« Ein Teil von Isak wollte einen Beweis, trotz der wachsenden, schrecklichen Gewissheit in seinen Eingeweiden.
    Der Ritter zog den Helm vom Kopf und ließ ihn zu Boden fallen. Er schüttelte sein silbernes, beinahe durchscheinendes Haar. Es betonte seinen schmalen Kiefer und die hohen Wangenknochen. Aryn Bwrs fremdartige Schönheit ließ ihn zwar zart erscheinen, aber doch alles andere als schwach. Isak vermutete, dass es sich um die Stärke einer Peitschenschnur handelte und er so schnell wie der Blitz zuschlagen konnte.
    »All das aus Rache?«
    »Wage nicht, mich zu bemitleiden«, spie der Elfenlord aus. »Du weißt nichts über meine Sache, nichts von dem Krieg, den ich bestritt. Meine Zeit ist wieder gekommen und dieses Mal werde ich nicht scheitern.«

    Blitzschnell sprang er vor und schlug unter Isaks Schild. Das
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