Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer
Autoren: Tom Lloyd
Vom Netzwerk:
stieg von seinem Pferd und betrat den Hain zu Fuß. Er konnte spüren, wie das Gewicht von Arians Blick von seinen Schultern verschwand – vielleicht war er hier in den Schatten glücklicher. Das Edle Volk – Geister, die man sonst nur im Zwielicht sah, wenn die Götter ruhten – hatte ihn als einen Bruder anerkannt. Was war mit den anderen Wesen der Schatten? Würde ihn Azaer als Freund oder Feind betrachten?
    »Darüber machst du dir Sorgen, oder?« Isak hatte es nicht aussprechen wollen, aber er tat es jetzt leise und Mihn war der Einzige, der nah genug stand, um es zu hören. Doch er schwieg und Isak sprach in Gedanken weiter. Hast du Angst davor, dich auf der falschen Seite dieses Krieges wiederzufinden? Was, wenn du das Monster bist, das du stets zu sein fürchtetest? Traust du dir zu, ein guter und gerechter Herrscher zu sein?
    Er wusste auf diese Fragen keine Antwort, aber er wurde sie dennoch nicht los, denn wenn Kräfte auf beiden Seiten sein Leben beeinflusst hatten, so trüge er die Dunkelheit ebenso in seiner Seele wie das Licht. Tief im Innern erkannte er die Wahrhaftigkeit dieses Gedankens.
    Isak spürte den Tempel, schlummernd, während er zwischen den Bäumen hindurchging und den wucherden Efeu berührte. Der Boden war noch immer geweiht, gleichgültig was hier geschehen sein mochte. Es war noch immer ein besonderer Ort einer Göttin des Höheren Kreises, und darum bliebe hier auch stets ein Nachhall ihrer Anwesenheit.
    Überall um sich herum konnte er die Edlen spüren, die leicht
im Wind schwankten, während sie geduldig wie das Gras dastanden. Nur wenn sie sich bewegten, konnte er sie überhaupt spüren. Anders als bei Menschen gab es keine Laute ihrer Anwesenheit, weshalb sie einfach mit dem Hintergrund aus Wald und Erde verschmolzen und nur ein unbestimmtes Gefühl der Erwartung zurückließen, wie ein Geruch in einer Brise. Er beneidete sie darum, um den Frieden, so vollständig Teil des Landes zu sein, dass sie so einfach eintreten und wieder verschwinden konnten.
    »Lord Isak«, rief jemand in genauem, gebildetem Farlan aus dem Zentrum des Tempels. Ein dicklicher Ritter kam aus dem inneren Kreis zu ihnen, bewegte sich jedoch wie ein deutlich jüngerer Mann. Als er sich näherte, erkannte Isak, dass es ein General war.
    »Mein Lord, ich bin Jebel Gort«, sagte der Mann mit einem benommenen Lächeln. Es dauerte einen Augenblick, bis Isak bemerkte, dass dieser sechzig oder mehr Sommer alte General von Ehrfurcht überwältig war.
    »Und diese dort?« Isak wies auf die anderen drei Männer, die sich nicht bewegt hatten. Zwei, offenbar im mittleren Alter, waren offensichtlich gesund und stark. Sie trugen Schwerter an der Hüfte. Einer dieser Männer hatte westliche Wurzeln, mit einer breiten Nase und einer geneigten Stirn. Isak vermutete, dass er aus Vanach stammte. Der andere war ein Chetse, doch mit dem kurzen Haar und einem Rapier an der Seite wirkte er merkwürdig. Der einzige Chetse, den Isak bisher getroffen hatte, war einer der wildesten seiner Art gewesen. Dieser Mann aber wirkte im Vergleich dazu wie eine Puppe. Der dritte Mann war jünger, ein großer Kerl mit hartem Gesicht, der aus Narkang stammen mochte. Er stand etwas weiter hinten.
    »Dies sind General Diolis, General Chotech in der Mitte, dahinter Major Irien«, sagte General Gort. »Major Ortof-Greyl hat
Euch aufgeklärt, dass wir nicht als offizielle Vertreter unseres Ordens hier sind?«
    »Er erzählte mir etwas, das ich aber nicht glaubte«, antwortete Isak, »aber ihr habt keine Magier mitgebracht, und ich vermute, das Edle Volk hätte sich um jede Art von Heer gekümmert …«
    »Das Edle Volk?«, unterbrach der General. »Das hat also des Nachts einen so unglaublichen Radau gemacht.«
    »Sie stritten vermutlich darum, wie sie euch umbringen wollen. Wie dem auch sei, ich wurde an einen merkwürdigen Ort gebracht, den ich nicht sehr angenehm finde, um Leute zu treffen, die ich noch weniger mag, und dies aus einem Grund, an den ich nicht glaube, und das auch noch an meinem Geburtstag. Geht davon aus, dass ich verärgert bin, und kommt zu dieser … verfluchten Sache.«
    Das Gesicht des Generals lag im Schatten, darum konnte Isak seine Reaktion nicht sehen, aber seine Antwort klang beherrscht. »Nun gut, mein Lord. Unsere Gruppe ist klein, auf Männer beschränkt, bei denen wir sicher sind, dass sie die wahren Ziele des Ordens verfolgen. Der Ritter-Kardinal ist ganz sicher keiner von diesen Männern. Er schert sich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher