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Sturmkaempfer

Sturmkaempfer

Titel: Sturmkaempfer
Autoren: Tom Lloyd
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Megenn, von Isak ungeführt, trottete den anderen in eigener Geschwindigkeit nach.
    Isak sah nur das Bild der Hexe vor sich. Es war schwer, ihr nicht zu glauben, aber Isak fing an, solcher Selbstlosigkeit zu misstrauen. War sie nur eine weitere Spielerin, die sich zum Spiel gesellte? Wenn dem so war, was wollte sie dann erreichen? Sie hatte kein Königreich zu schützen, keine Grenzen zu erweitern … hatte sie ein höheres Ziel als dies?
    Die Hexe hatte nicht angeboten, sie selbst zu führen. Die Silbernacht war eine Zeit der Menschenfeste, in der sich Hexen und Gespenster ruhig verhielten. Die Finntrail ließen sogar den erschöpftesten Reisenden in Frieden, die Kalthände liefen an jedem offenen Scheunentor vorüber und die Hexen blieben der Tradition folgend zu Hause. Sie war nur für das Gespräch mit den Edlen aus dem Haus gekommen, und nur eine dringende Bitte um Hilfe würde sie vor der Morgendämmerung aus dem ummauerten Bereich hervorlocken.
    Mihn hatte etwas vor sich hingemurmelt, einen Teil eines Wiegenliedes vielleicht, aber als Tila ihn danach gefragt hatte, hatte er nur gesagt, es sei lediglich das Ende eines alten Gedichtes. Sie bedrängte Mihn so lange, bis er es wiederholte.
    Widerstrebend, mit leiser Stimme, rezitierte er: »Und sogar
die Schlange und die Edlen zitterten, wenn die Llehden-Hexe vorbeiritt.«
    Tila erschauderte. Nun verstand sie sein Widerstreben.
    »Isak, was ist geschehen?« Vesna berührte seinen Lord am Arm und riss Isak damit aus seinen Gedanken. »Bei dieser Hexe. Warum habt ihr beide euch nur angestarrt?« Vesna wirkte im hellen Mondlicht kleiner, aber vielleicht wurde er auch nur vom Strahlen Siulents in den Schatten gestellt.
    »Wir haben uns unterhalten«, gestand Isak und setzte dann überraschenderweise hinzu: »Es tut mir leid. Es gibt so vieles, das ich euch nicht erzählt habe, euch allen.«
    Carel wirkte gleichgültig und nicht überrascht, aber Tila wurde wütend, weil es noch mehr gab, was sie nicht wusste. Sogar Mihn starrte seinen Lord düster an, und dieser schweigsame Tadel war vielleicht am allerschwersten zu ertragen.
    »Ich weiß, wie ihr euch jetzt fühlt«, sagte Isak, »aber heute Nacht ist es nicht möglich. Morgen vielleicht, oder wenn diese Woche beendet ist und das Land endlich wieder vertrauter sein wird.«
    »Da die Menin in den Westen einfallen, wird es viele Jahre dauern, bis es wieder so werden wird«, murmelte Carel.
    »Ich meinte, wenn Arian verschwunden ist«, stellte Isak klar. »Das Licht tut meinen Augen weh – dieses Licht tut mir auch im Innern weh. Dann werde ich euch erklären, was ich kann.«
    »Auch die Narbe?«
    »Auch die Narbe«, bestätigte Isak. »Und die Träume und überhaupt alles, was ihr wissen wollt.«
    Major Ortof-Greyl war mit Jeil vorgeritten, aber das Gemurmel hinter ihnen ließ ihn allmählich besorgt werden. Er blickte nervös zurück und es war ihm noch peinlicher, als ihm Tila ein strahlendes Lächeln zuwarf. Isak verzog das Gesicht über diesen Mann, der alles darstellte, was er selbst verachtete: Er war fromm,
reich, gebildet – er war vermutlich vom Land abgeschirmt und von Priestern unterrichet worden. Und all diese vervollkommneten Kampfkünste und der scharfe, gelehrte Geist, all dies verging unter dem Lächeln eines hübschen jungen Mädchens.
    Ortof-Greyl lächelte ungelenk zurück. Die Schweißperlen auf seiner Stirn glänzten im Mondlicht.
    Als Isak dem Major dabei zusah, wie er sich wieder der Straße zuwandte, bemerkte er, dass die Bäume zurückwichen und sich zu einer Aue öffneten. Langsam wogendes Gras schimmerte und raschelte leise. Der Weg führte hinab, folgte den Konturen der Erde, hinab zu einem Fluss. Das Pferd des Majors wandte sich instinktiv dem Wasser zu, aber er führte es wieder auf den Weg zurück, der die Anhöhe hinauf und zu einer Gruppe hoher Eichen auf der Kuppe eines kleinen Hügels führte.
    Jetzt gab es Anzeichen menschlichen Lebens. Sechs Pferde waren unter den Bäumen an einen Pflock gebunden, bewacht von einem Soldaten, der sie nun zu sich winkte. Das Rot seiner Uniform wirkte im Mondlicht schwarz, der Stahl leuchtete hell. Von beiden Seiten des Hains kamen nun, angelockt vom Geräusch der Hufe, einige Ritter getrabt. Sie bewegten sich langsam, um nicht angriffslustig zu wirken. Aber als die Edlen zu jammern und zu zischen begannen, blieben die Pferde aus Angst vor den Stimmen aus den Schatten stehen.
    »Ihr solltet ihnen raten, nicht näher zu kommen. Die Edlen scheinen
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