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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote
Autoren: Tom Lloyd
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dicken, schwarzen Dachsparren, über denen weitere Vorhänge hingen, vom Wind draußen unberührt. Der Boden war uneben und Isak erkannte, als er hinabblickte, um nicht zu stolpern, dass die großen Steinplatten tatsächlich Grabsteine waren, in die man die Namen und letzten Gebete derer eingraviert hatte, deren Asche in den Urnen darunter vergraben war.
    Isak erinnerte sich mit einem Mal daran, wie er als Kind zum Tempel Tods mitgenommen worden war, als der Gedanke, über Tote hinwegzulaufen, ihn noch erschreckt hatte. Jetzt fand er es irgendwie beruhigend, dass sie in alle Ewigkeit an diesem Ort der Stille und des Nachdenkens ruhen würden. Das Hufgetrappel draußen wurde lauter und brachte Isak in der Dunkelheit zum
Lächeln. Seine Freunde hatten den Tempelplatz erreicht und würden ihn früh genug umzingeln.
    Als sie am Altar ankamen, legte Isak den Schild ab. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung. Er hatte sich halb umwandt, als etwas gegen seine Brust krachte und von seiner Brustplatte abglitt. Die Wucht des Treffers schleuderte ihn gegen den Altar und seine Arme wurden kurz niedergedrückt. Er konnte Eolis nicht erreichen, und so trat er nach der dunklen Gestalt, die aufbrüllte und gegen den General stieß. Sie drehte sich dabei, um Chotech hart in den Magen zu schlagen. Der General schnappte nach Luft und krümmte sich.
    Der Angreifer zog sich zurück, im schwachen Licht erkannte Isak eine lange Klinge und spürte heißes Blut über seine Wange rinnen. Chotech brach zusammen, seine Beine zuckten schwach und Isak wusste sofort, dass der Mann tot war.
    Er konnte in der Dunkelheit zwar nicht viel erkennen, aber was er sah, reichte aus: eine Klinge in jeder Hand, ein unförmiger, knochiger Kopf, aus dem hinten ein einzelnes Horn herausragte. So sah kein Mensch aus … die Erinnerung an Lord Chalat erschien vor seinem geistigen Auge. Hatte das Chetse-Weißauge nicht gegen so etwas gekämpft, als er Mihn im Tempel der Sonne befragt hatte? Ein Soldat, der von einem Dämon besessen war.
    Isak sprang vor und rammte ihm erst einen gepanzerten Ellbogen ins Gesicht und dann das Knie zwischen die Beine. Er war deutlich größer als der Feind, der nur die Höhe eines gewöhnlichen Farlans erreichte. Aber als dieser auf den Boden fiel und sofort wieder aufsprang, musste Isak einsehen, dass der Dämon fast ebenso schnell war wie er selbst – und dabei erstaunlich stark.
    Der Angreifer schoss wieder vor. Isak packte ihn bei den Handgelenken und wirbelte ihn herum, um ihn von sich zu schleudern. Aber das Wesen krümmte sich irgendwie und rammte ihm beide Füße in den Bauch. Als Isak einen stechenden Schmerz spürte,
erkannte er, dass seinem Gegner Stachel aus der Ferse ragten. Er stöhnte auf und warf das Wesen gegen den hohen Steinaltar. Und als es sofort wieder auf ihn zuflog, schlug er ihm so fest er konnte gegen die Schläfe. Der Treffer hielt den Dämon lange genug auf, dass Isak Eolis ziehen konnte. Er ließ ihn kommen, denn jetzt waren sie sowohl in Reichweite als auch, was die Geschwindigkeit betraf, ebenbürtig.
    Das Wesen fauchte und schüttelte eine schwarze Mähne, als wolle es den Kopf freibekommen. Statt Händen besaß es Knochendorne, so lang wie Kurzschwerter. Damit hatte es General Chotech getötet.
    Stimmen und Schritte erklangen hinter Isak, aber er wusste, dass die Hilfe zu spät käme. Das Wesen wusste es ebenfalls, denn es verlor keine Zeit, sondern sprang vor, die Dolche auf Isak gerichtet. Er trat beiseite und fing den linken Arm ab. Eolis schnitt mit Leichtigkeit in den Unterarm und die Kreatur fiel vor Schmerz jaulend zu Boden. Isak sprang vor, wollte sie durchbohren … Aber sie musste den Stich gespürt haben, denn sie rollte beiseite und schlug dabei wild nach Isaks Gesicht. Er wich den Dolchhänden aus und packte den Unterarm der Kreatur mit der linken Hand, dann knickte er ihn nach hinten um und spürte, wie der Ellbogen knirschend brach. Das Wesen kreischte schmerzerfüllt auf, aber Isak wusste, dass es noch so lange gefährlich wäre, wie es stand.
    Er zwang es herum, schlug es erneut gegen den Altar und hob dann das Schwert, um den tödlichen Streich zu führen. Das Wesen kämpfte sich auf die Beine, wobei der gebrochene Arm verdreht und nutzlos herabhing.
    »Isak, nein!«, rief Tila hinter ihm. Er sah sie aus den Augenwinkeln auf sich zulaufen, Jachen und Vesna im Schlepptau. Sie wirkte entsetzt, aber bevor sie noch etwas sagen konnte, drehte sich Isak wieder um und trat dem
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