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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote
Autoren: Tom Lloyd
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Wesen die Beine unterm Leib
weg. Der Treffer warf die Kreatur um: sie knallte mit den Knochenwülsten am Kopf auf die Stufen des Altars, als das Klirren von Metall auf Metall durch den Tempel klang.
    Das Land hielt inne. Die Schritte hinter ihm klangen mit einem Mal dumpf. Isak zögerte. Metall? Er senkte die Klinge und sah genauer hin. Er hatte dem Wesen gegen das Knie getreten, wo er jetzt eine stählerne Schiene bemerkte, die über der Hose angebracht worden war. Sein Schwert schwankte hin und her, während sich die Kreatur vor Schmerzen wand. Und endlich sah er das verzerrte Gesicht. In seinem Geist sprach Aryn Bwr Worte, die er nicht verstand, und der Kristallschädel auf seiner Brust leuchtete kurz auf.
    Wieder folgte eine Bewegung, als ein unförmiger Schatten von der Kreatur weggezogen wurde und ein wütendes Heulen durch die geschwärzten Dachbalken hallte. Isak beachtete es gar nicht. Die Kreatur jaulte, aber diesmal war es ein menschlicher Laut voller Schmerz und Angst. Isak beugte sich vor, um einen genaueren Blick auf den Mann zu seinen Füßen zu werfen, und Eolis entglitt seiner Hand.
    »Vater?«

Epilog

    Die Sonne schob sich nur zögernd über den Horizont und machte sich an ihren Aufstieg in den wolkenlosen Himmel – über dem, was einmal als die Stadt Scree bekannt gewesen war. Das Licht der Dämmerung beleuchtete einen toten Ort, von menschlichen Händen gezeichnet und nun beinahe ohne Leben. Man hörte keinen Vogelchor singen, nur manchmal das Sirren von Käfern mit schillernden Flügeln und dann auch das von vorbeizischenden Libellen sowie das Summen einiger weniger harmloser Insekten. Früher einmal war die Stadt voller bewohnter Häuser gewesen, und an jeder Ecke hatte sich ein Essensstand befunden, ein Ort, an dem große Familien gemeinsam lebten und aßen, ständig tratschten und stritten. Nun lag eine seltsame Stille über der Stadt, die nur von dem gelegentlichen, kaum hörbaren Rascheln der Asche gestört wurde oder von dem Krachen oder Knacken, wenn eine der noch stehenden Mauern einstürzte.
    Die Feuersbrunst hatte alle größeren Bauwerke der Stadt beseitigt, den südlichen Teil in einem raschen und wilden Hunger verzehrt und ausgebrannt, so dass bloß noch ein Brachland aus rauchenden Scheiterhaufen und Trümmerbergen zurückgeblieben war. Im Norden brannten weiterhin einige einzelne Feuer. Überall in Scree war der Boden noch heiß genug, um darauf zu kochen, und strahlte die Hitze von Tausenden Öfen aus.

    So war es auch eher der kochende Boden als das gelbe Auge Tsatachs, der den beiden schweigenden Gestalten, die durch diese traurige Landschaft gingen, die Haut verbrannte. Sie überwanden den Boden schnell, sogar die größere, gepanzerte Gestalt. Sein Gefährte trug nur ein Wams und eine ebensolche Hose, beides aus schwarzen Flicken genäht. Er hätte wie ein gewöhnlicher Reisender gewirkt, wären da nicht die beiden Schwerter auf seinem Rücken gewesen. Seine Haut war, wo sie keine Hautbilder trug, glatt und bleich. Der größere Mann hingegen trug die Narben eines ganzen Lebens im wettergegerbten Gesicht. Das seltsame Paar schritt still einher, entschlossen, auch wenn kein unbeteiligter Betrachter hätte sagen können, was sie vorhaben mochten. Sie schienen den Weg auch ohne nachvollziehbare Landmarken zu erkennen, als flüsterte ihnen eine Stimme die Richtung ins Ohr.
    Ab und zu hielt Ilumene, der größere Mann, inne und blickte zurück. Etwa einhundert Schritt hinter ihnen folgte, wie ein gescholtenes Kind, eine weitere Gestalt, die offensichtlich unter der wachsenden Tageshitze litt. Sie trug ein Tuch locker um Kopf und Körper geschlungen und versuchte sich damit eher schlecht als recht vor der Sonne zu schützen. Auf dem ungeschützten Gesicht hatte sich dunkelroter Schorf gebildet, seine Hände waren von Blasen übersät. Der Mann hielt sie eingedreht, um seine Handflächen zu schützen, aber dann stolperte er, fing den Sturz instinktiv mit den Händen ab und schrie vor Schmerz auf.
    Weder Ilumene noch sein Gefährte Venn halfen ihm auf. Ilumene war damit zufrieden, den Verfolger in Sichtweite zu haben und hielt genug Abstand, damit er ihnen mit seinem angestrengten Atmen oder den Schmerzenslauten nicht auf die Nerven fiel.
    Fast eine halbe Stunde, nachdem die ersten Sonnenstrahlen die Baumwipfel berührt hatten, beschloss Ilumene, dass sie an ihrem Ziel angekommen waren. Der einzige Unterschied zum
Rest der Stadt lag für den aufmerksamen Betrachter in der Menge der
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