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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung
Autoren: Rosamunde Pilcher
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bekannt gemacht, hatten aber erst später Gelegenheit, uns zu unterhalten, als wir bei einer Scharade auf dem Sofa saßen und den Filmtitel zu erraten ver suchten, den Mary mit den absonderlichsten hampelnden Gesten ausdrücken wollte. „Rosemarys Baby!“ rief jemand ohne er kennbaren Grund.
    „Clockwork Orange!“
    Maggie zündete sich eine Zigarette an und gab sich geschlagen. „Das schaffe ich nie“, sagte sie und ließ sich zurücksinken. Dann wandte sie den Kopf und sah mich an. „Sie arbeiten in der Buch handlung, nicht wahr?“
    „Ja.“
    „Ich werde nächste Woche vorbeikommen und all die Geschenkgutscheine ausgeben, die ich zu Weihnachten gekriegt habe. Es sind Dutzende.“
    „Sie Glückliche.“
    „Wir haben gerade ein Haus gekauft, und ich brauche viele Kunstbücher, die ich überall herumliegen lasse, damit unsere Freunde denken, ich sei wahnsinnig intellektuell…“ Dann rief jemand: „Maggie, du bist an der Reihe“, und sie sagte „Ver dammt“ und stand auf und überlegte krampfhaft, was sie mimen sollte. Ich weiß nicht mehr, was es war, aber während ich zu schaute, wie sie sich ganz unbefangen zum Narren machte, fand ich sie ausgesprochen sympathisch und hoffte, ich würde sie Wie dersehen.
     
    Ich sah sie natürlich wieder. Wie sie gesagt hatte, kam sie ein paar Tage nach Weihnachten in die Buchhandlung, in einem Lamm fellmantel und einem langen lila Rock, unter dem Arm eine prallvolle Handtasche mit Geschenkgutscheinen. Ich bediente gerade jemanden und trat hinter einem Stapel Romane mit Hochglanz schutzumschlag hervor. „Hallo.“
    „Oh, schön, daß Sie da sind. Ich hatte es gehofft. Könnten Sie mir helfen?“
    „Ja, natürlich.“
    Wir suchten zusammen ein Kochbuch, eine neue Autobiogra phie, über die alle Leute redeten, und ein schrecklich teures Buch mit impressionistischen Bildern zum „Herumliegenlassen“ aus. Der Preis für die drei Bücher war etwas höher als der Wert der Gutscheine, und sie nahm ein Scheckheft aus der Tasche, um die Differenz zu zahlen.
    „John wird stocksauer sein“, sagte sie gut gelaunt, während sie den Scheck mit einem roten Filzschreiber ausstellte. Der Scheck war gelb, die Wirkung sehr lustig. „Er sagt, wir geben ohnehin schon viel zuviel aus. Da.“ Sie drehte den Scheck um und schrieb ihre Adresse auf die Rückseite. „Bracken Road vierzehn, SW sechs.“ Sie sagte es laut für den Fall, daß ich ihre Schrift nicht lesen konnte. „Ich hab mich noch nicht daran gewöhnt, unsere Adresse zu schreiben. Wir sind gerade erst eingezogen. Es ist schrecklich aufregend, wir haben es nämlich gekauft, ob Sie es glauben oder nicht. Unsere Eltern haben uns mit der Anzahlung geholfen, und John hat es geschafft, eine Bausparkasse zu überre den, uns einen Kredit über den Rest zu geben. Aber wir werden den obersten Stock vermieten müssen, um die Hypothek zu zah len. Ich glaube, dann wird es schon irgendwie klappen.“ Sie lä chelte. „Sie müssen irgendwann vorbeikommen und es sich anse hen.“
    „Ja, gern.“ Ich wickelte die Bücher in farblich passendes Geschenkpapier und gab mir Mühe, es sauber zu falten.
    Sie sah mir zu. „Hören Sie, es ist furchtbar unhöflich, aber ich weiß Ihren Namen nicht mehr. Ich weiß, Sie heißen Rebecca, aber der Nachname?“
    „Rebecca Bayliss.“
    „Sie kennen nicht zufällig einen netten, ruhigen Zeitgenossen, der eine unmöblierte Wohnung sucht?“
    Ich sah sie an. Unsere Gedanken deckten sich so weitgehend, daß ich kaum etwas zu sagen brauchte. Ich knotete den Bind faden um das Päckchen und schnitt die Enden ab. „Wie wäre es mit mir?“ sagte ich.
    „Sie? Suchen Sie denn eine Wohnung?“
    „Bis eben noch nicht. Aber jetzt.“
    „Es ist nur ein Zimmer und eine Küche. Das Bad müssen wir teilen.“
    „Das macht mir nichts aus, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Und wenn ich mir die Miete leisten kann. Ich weiß nicht, was Sie sich gedacht haben.“
    Maggie sagte es mir. Ich schluckte und rechnete schnell nach. „Das ginge“, sagte ich dann.
    „Haben Sie denn Möbel?“
    „Nein. Ich wohne zusammen mit ein paar anderen Mädchen in einer möblierten Wohnung. Aber ich kann mir welche besor gen.“
    „Sie scheinen unbedingt etwas Eigenes haben zu wollen.“
    „Nicht unbedingt, aber ich wäre lieber unabhängig.“
    „Hm, ehe Sie sich entschließen, müssen Sie natürlich kommen und es sich ansehen. Am frühen Abend, weil wir beide arbeiten.“
    „Heute abend?“ Es war unmöglich, die Ungeduld
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