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Stürmische Begegnung

Stürmische Begegnung

Titel: Stürmische Begegnung
Autoren: Rosamunde Pilcher
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und Aufre gung aus meiner Stimme zu verbannen.
    Maggie lachte. „In Ordnung“, antwortete sie. „Heute abend.“ Und damit nahm sie die wunderhübsch verpackten Bücher und wandte sich zum Gehen.
    Ich geriet plötzlich in Panik. „Äh… ich… ich weiß die Adresse nicht…“
    „Oh, sie steht doch hinten auf dem Scheck. Sie nehmen am besten den Zweiundzwanziger-Bus. Ich erwarte Sie gegen sieben.“
    „Ich komme bestimmt“, versprach ich.
    Während der Bus langsam die Kings Road entlangrumpelte, mußte ich mich zur Ordnung rufen und meine Begeisterung zü geln. Ich durfte nicht die Katze im Sack kaufen. Vielleicht war die Wohnung völlig unmöglich, zu groß oder zu klein oder auf irgendeine andere Weise total ungeeignet. Alles war besser, als enttäuscht zu werden. Tatsächlich war das kleine Haus dann von außen ganz unscheinbar, eines von zehn oder zwölf Reihenhäu sern aus rotem Backstein, mit kunstvollen Ausfugungen um den Eingang und vielen geschmacklosen Bleiverglasungen. Aber in nen war Nr. 14 hell und freundlich – frische Farbe, neue Ausleg ware und natürlich Maggie selbst, in alten Jeans und einem blauen Pulli.
    „Entschuldigung, ich sehe verheerend aus, aber ich muß die ganze Hausarbeit machen, und deshalb ziehe ich mich immer gleich um, wenn ich aus dem Büro komme. Kommen Sie, gehen wir rauf und schauen es uns an… Legen Sie den Mantel ruhig auf den Treppenpfosten. John ist noch nicht zu Haus, aber ich habe ihm gesagt, daß Sie kommen, und er fand, es sei eine großartige Idee …“
    Sie redete die ganze Zeit, während sie mich nach oben führte und mir den Vortritt in das leere Zimmer an der rückwärtigen Seite des Hauses ließ. Sie machte Licht. „Es geht nach Süden, zu dem kleinen Park dort. Die Vorbesitzer haben im Erdgeschoß einen Anbau gemacht, und Sie haben einen kleinen Balkon auf dem Dach des Anbaus.“ Sie öffnete eine Glastür, und wir traten zusam men in den kalten dunklen Abend hinaus. Ich roch die abgefalle nen Blätter, die feuchte Erde vom Park und sah die Konturen der Bäume im Schein der Straßenlaternen ringsum. Eine kalte Bö ließ das schwarze Gerippe der Platane aufstöhnen, doch das Geräusch ging unter im Lärm eines Düsenflugzeugs oben am Himmel.
    „Es ist wie auf dem Land“, sagte ich.
    „Na ja, vielleicht nicht ganz.“ Sie fröstelte. „Gehen wir wieder rein, ehe wir hier erfrieren.“ Wir traten wieder ins Zimmer, und Maggie zeigte mir die winzige Küche, die einmal ein tiefer Wandschrank gewesen war, und dann, auf halber Höhe der Treppe, das Badezimmer, das wir teilen würden. Schließlich standen wir wieder unten in ihrem behaglichen, unaufgeräumten Wohnzim mer, und sie holte eine Flasche Sherry und ein paar Kartoffel chips, die bestimmt schon muffig schmeckten, wie sie sagte. Ich fand die Chips in Ordnung. „Interessieren Sie sich immer noch für die Wohnung?“ fragte sie.
    „Mehr denn je.“
    „Und wann möchten Sie einziehen?“
    „So bald wie möglich. Nächste Woche, wenn es geht?“
    „Was werden die Mädchen aus Ihrer Wohngemeinschaft sa gen?“
    „Sie werden schon jemand anderen finden. Eine von ihnen hat eine Schwester, die in einer Woche nach London kommt. Ich denke, sie wird mein Zimmer nehmen.“
    „Und die Möbelfrage?“
    „Oh… Ich denke, ich kriege das irgendwie hin.“
    „Ihre Eltern werden bestimmt ein paar tolle Sachen hervor zaubern, das ist immer so“, sagte Maggie vergnügt. „Als ich nach London gegangen bin, kramte meine Mutter die schönsten Dinge vom Speicher und aus dem Wäscheschrank…“ Sie ver stummte. Ich sah sie an, ohne etwas zu sagen, und sie lachte schließlich über sich selbst. „Ich plappere wieder drauflos und trete ins Fettnäpfchen. Entschuldigung. Ich habe offensichtlich etwas schrecklich Dummes und Taktloses gesagt.“
    „Ich habe keinen Vater mehr, und meine Mutter lebt im Aus land. Auf Ibiza. Das ist der wahre Grund, weshalb ich etwas Eigenes haben möchte.“
    „Entschuldigung. Ich hätte es wissen müssen, wo Sie Weih nachten bei den Forbes’ gewesen sind… Ich meine, ich hätte es mir irgendwie denken können.“
    „Wie hätten Sie darauf kommen sollen?“
    „Ist Ihr Vater gestorben?“
    Sie war offensichtlich neugierig, aber auf eine so herzliche Art, daß es mir plötzlich lächerlich vorkam, zuzuklappen wie eine Auster, was ich sonst immer machte, wenn jemand Fragen über meine Familie stellte.
    „Ich glaube nicht“, sagte ich und gab mir Mühe, es so zu sagen, als spielte
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