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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sie alle Einzelheiten in Erfahrung gebracht hat.“
    „Sie denken wirklich an alles, aber Sie können sich beruhigen — ich habe niemand.“
    „Okay“, meinte Getty und erhob sich. „Kommen Sie bitte mit zur Toilette. Dort gebe ich Ihnen das Geld.“
    Nachdem Getty gegangen war, nahm Lee wieder an seinem Tisch Platz. Er merkte, daß seine Wangen glühten. Das Wissen um die fünftausend Dollar in seiner Brieftasche beschleunigte seinen Pulsschlag ganz beträchtlich.
    Der Wirt trat an den Tisch. „Was war das für ein Kerl?“ wollte er wissen.
    Lee runzelte die Augenbrauen. „Was soll das heißen, Chum? Du stellst doch sonst nicht so dämliche Fragen.“
    „Der Kerl hat mich geärgert“, meinte der Wirt. „Du bist selber daran schuld! Warum hast du versucht, ihn mit minderwertigem Whisky zu füttern?“
    „Mir ging seine arrogante Art auf die Nerven“, sagte der Wirt. „Ich kenne diesen Typ. Großkotzig und verschlagen. Was wollte er von dir?“
    „Fängst du schon wieder an?“ fragte Lee grollend.
    „Er hat dir Geld gegeben, nicht wahr?“
    „Du spinnst!“
    „Du warst mit ihm ziemlich lange draußen.“
    „Was geht dich das an? Er hat mir ein Geschäft vorgeschlagen. Hast du etwas dagegen?"
    „Mir kann es egal sein, Dirk — aber ich möchte dich warnen. Ich spreche nur in deinem Sinne. Es würde mir leid tun, wenn du wegen eines solchen Burschen wieder im Zuchthaus landest.“
    „Wie meinst du das?“
    „Bildest du dir wirklich ein, mit dem ließe sich ein ehrlicher Handel abschließen? Der sucht nur ein Opfer — und wenn er dir einen Tausender geboten haben sollte, kannst du sicher sein, daß er dich, der Gefahr entsprechend, um das Zehnfache unterbezahlt hat!“
    „Du bist nur wütend auf ihn, weil er dich zurechtgewiesen hat“, sagte Lee.
    „Der kann mich mal!“ erwiderte der Wirt verächtlich.
    „Ich möchte gehen, du langweilst mich“, meinte Lee und erhob sich.
    „Ich will dir nur einen guten Rat geben“, sagte der Wirt. „Du wirst in Schwierigkeiten kommen.“
    „Wie meinst du das?“
    „Leute, die sich mit einem solchen Kerl einlassen, bereuen es immer.“
    „Ach, hör doch auf damit!“
    „Mir kannst du doch vertrauen, Dirk!“
    „Was bekommst du für das Bier?“
    „Das hab ich dem blasierten Burschen mit auf die Rechnung gesetzt.“
    „Vielen Dank.“ Lee ging an dem Wirt vorbei und verließ das Lokal. Als er auf der Straße stand, blickte er sich unsicher um. Hier kannte er jedes Haus, jeden dunklen Eingang, jede Neonreklame, jede Kneipe.. Die Straße hatte keinen guten Ruf. Erst kürzlich war hier ein englischer Tourist überfallen und beraubt worden. Lee hatte niemals zu denen gehört, die etwas ähnliches in dieser Gegend zu befürchten gehabt hatten. Man kannte ihn hier. Man wußte, wer er war. Aber heute Abend, mit fünftausend Dollar in seiner Brieftasche, hatte er das Gefühl, plötzlich in den kleinen Kreis der Bedrohten geraten zu sein.
    Unsinn! schalt er sich. Niemand außer Getty und mir hat eine Ahnung davon, daß ich das Geld in der Tasche habe. Der Wirt ahnt freilich etwas und die anderen, wie steht es mit denen ? Bestimmt ist es ihnen nicht entgangen, daß ich mit Getty ziemlich lange draußen war — die können zwei und zwei mühelos zusammenzählen.
    Er steckte sich eine Zigarette an und wartete. Niemand verließ nach ihm das Lokal. Beruhigt ging er weiter. Er atmete tief und befreit. Fünftausend Dollar! Wann hatte er das letzte Mal soviel Geld besessen? Das war damals, als ihm der Einbruch geglückt war. Er blieb stehen. Seine Züge verfinsterten sich. Ihm fiel ein, daß er gerade wegen dieses Einbruches geschnappt, verurteilt und ins Zuchthaus gesteckt worden war.
    Nicht mehr daran denken. Es würde ihm nicht noch einmal passieren. Er war jetzt reich. Mit dem Geld würde er etwas neues beginnen, irgend etwas, das ihm ein gutes und sicheres Einkommen garantierte.
    Er dachte an Patricia. Mehr als alles andere hatte ihn nach seiner Entlassung geschmerzt, daß sie ihm untreu geworden par. Er hatte sie eine Zeitlang gehaßt, dann war auch das vorbei gewesen. Aber vergessen hatte er sie nicht. Er wußte, in welchem Nachtklub sie als Sängerin arbeitete. Einige Male war er dort gewesen, aber als er angefangen hatte, erneut um Patricias Gunst zu werben, hatte man ihn auf die Straße gesetzt.
    Lee straffte sich. Er schritt rascher aus, denn er hatte plötzlich ein Ziel. Patricia! Sie sollte sehen, daß es mit ihm wieder bergauf ging, und daß er
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