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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Autoren: Steve Berry
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Prolog
    Nordgebiete, Pakistan
    Freitag, 18. Mai
    08.10 Uhr
    Eine Kugel zischte an Cotton Malone vorbei. Er warf sich auf den steinigen Boden und suchte so gut wie es ging hinter den spärlich stehenden Pappeln Deckung. Cassiopeia Vitt tat das Gleiche; auf dem Bauch krochen sie über das scharfkantige Geröll zu einem Felsbrocken, der groß genug war, um ihnen beiden Schutz zu bieten.
    Weitere Schüsse peitschten vorbei.
    »Das wird allmählich ernst«, sagte Cassiopeia.
    »Meinst du?«
    Er wollte es noch nicht so recht glauben, denn bisher war nicht viel passiert. Sie waren hier von der größten Ansammlung hoch aufragender Berggipfel der Erde umgeben. Hier war das Dach der Welt, zweitausend Meilen von Peking entfernt in der äußersten südwestlichen Ecke von Chinas autonomem Gebiet Xinjiang – oder den Nordgebieten Pakistans, je nachdem, wen man fragte. Denn genau hier lag eine heiß umstrittene Grenze.
    Was die Soldaten erklärte.
    »Das sind keine Chinesen«, sagte sie. »Eindeutig Pakistani.«
    Zerklüftete, schneebedeckte Gipfel, sechstausend Meter hoch, beschirmten Gletscher, grünschwarze Waldgebiete und fruchtbare Täler. Himalaya, Karakorum, Hindukusch und Pamir – diese vier Gebirgszüge trafen hier zusammen. Dies war das Land der schwarzen Wölfe und des blauen Mohns, der Steinböcke und der Schneeleoparden. Wo Feen sich trafen , so erinnerte Malone die Beschreibung eines längst verstorbenen Beobachters. Vielleicht lag hier sogar die Anregung für James Hiltons Shangri-la : ein Paradies für Trekking, Bergsteigen, Rafting und Skifahren. Unglückseligerweise beanspruchten sowohl Indien als auch Pakistan dieses Gebiet für sich, doch China hielt es in Besitz, und alle drei Regierungen stritten sich seit Jahrzehnten um die einsame Region.
    »Sie scheinen zu wissen, wohin wir wollen«, sagte sie.
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.« Er konnte es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Ich hab dir ja gesagt, dass er ein Problem ist.«
    Sie trugen Lederjacken, Jeans und Stiefel. Obwohl sie sich fast dreitausend Meter über dem Meeresspiegel befanden, war die Luft überraschend mild. Vielleicht fünfzehn Grad, schätzte er. Glücklicherweise hatten sie beide chinesische halbautomatische Pistolen und ein paar Ersatzmagazine dabei.
    »Wir müssen da entlang.« Er zeigte nach hinten. »Und diese Soldaten sind uns nah genug, um zu treffen.«
    Er durchforstete sein eidetisches Gedächtnis nach dem, was sie brauchten. Gestern hatte er sich mit dem geografischen Material über die Umgebung vertraut gemacht und festgestellt, dass dieses Fleckchen Erde, das nicht viel größer war als der Bundesstaat New Jersey, einmal den Namen Hunza getragen hatte. Es war neunhundert Jahre lang ein Fürstentum gewesen, hatte seine Unabhängigkeit aber in den 1970ern verloren. Die hellhäutigen und helläugigen Einheimischen behaupteten, die Nachfahren der Soldaten Alexanders des Großen zu sein, der das Gebiet zweitausend Jahre zuvor mit seinem griechischen Heer erobert hatte. Wer konnte das schon wissen? Das Land war über Jahrhunderte isoliert gewesen, bis in den 1980er Jahren der Karakorum Highway gebaut worden war, der China mit Pakistan verband.
    »Wir müssen darauf vertrauen, dass er es hinkriegt«, sagte sie schließlich.
    »Du hast zuletzt mit ihm geredet, nicht ich. Geh du voran, ich gebe dir Deckung.«
    Er griff nach der chinesischen Double-Action-Pistole. Keine schlechte Waffe: fünfzehn Schuss und recht treffgenau. Cassiopeia machte sich ebenfalls bereit. Das mochte er an ihr – sie stellte sich jeder Situation. Sie waren ein gutes Team, und diese bemerkenswerte Hispano-Araberin faszinierte ihn wirklich.
    Sie hastete los, auf ein Wacholdergebüsch zu.
    Er zielte mit der Pistole über den Felsbrocken hinweg und machte sich bereit, auf die winzigste Bewegung zu reagieren. Rechts von ihm, in dem grabähnlichen Licht, das jetzt, im Frühjahr, durch die Baumblätter hindurchsickerte, erhaschte er einen Blick auf einen Gewehrlauf, der um einen Baumstamm herum zielte.
    Schuss!
    Der Gewehrlauf verschwand.
    Malone beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, und folgte Cassiopeia. Dabei achtete er darauf, dass der Felsbrocken zwischen ihm und ihren Verfolgern blieb.
    Als er bei ihr war, rannten sie im Schutz der Bäume gemeinsam weiter.
    Das scharfe Knallen von Gewehrschüssen ertönte. Kugeln zischten an ihnen vorbei.
    Der Pfad wand sich aus dem Wald hinaus aufwärts, steil, aber doch so, dass man ihn noch erklimmen konnte.
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