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Strasse der Sterne

Strasse der Sterne

Titel: Strasse der Sterne
Autoren: Brigitte Riebe
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waren vermutlich so vielfältig und unterschiedlich wie die Pilger selbst.
    Aber aus welchen Gründen der Einzelne auch aufbrach - den Ruf »Santiago, Ultreja« auf den Lippen - jeder, der diese mühsame Reise ans Ende der Welt überlebte, kehrte verändert zurück. Er hatte gefährliche Abenteuer überstanden, fremde Menschen und Gegenden kennen gelernt, unbekannte Speisen gegessen und vor allem nicht nur Frömmigkeit, sondern enorme Durchhaltekraft bewiesen. Viele allerdings starben unterwegs und kamen niemals an - sie konnten zumindest mit direktem göttlichem Segen rechnen.
    Wer es aber geschafft hatte, konnte sich des Respekts und der Hochachtung seiner Mitmenschen sicher sein. Und pilgern lohnte sich: Man war während der Peregrinatio immerhin aller Steuern enthoben, Gläubiger mussten sich gedulden, Strafen wurden ausgesetzt oder ganz erlassen. Mehr und mehr wurde von den Wundern berichtet, die der heilige Jakobus vollbracht hatte - Lahme, die wieder gehen konnten, Blinde, die plötzlich sehen konnten, und Taube, die hörten.
    Der uralte Schicksalsweg der europäischen Geschichte bewegte und bewegt die Herzen der Menschen, damals wie heute.
    *
    Papier
     
    Dieses uns heute so selbstverständliche Material hat seinen Namen - eigentlich zu Unrecht - von jener berühmten Pflanze Cyperus Papyrus L., die lange Strecken des sumpfigen Nilufers bedeckt. Im Gegensatz zum Papyrus besteht es aus mechanisch und chemisch aufgeschlossenen Pflanzenfasern, die im Laufe des Produktionsprozesses künstlich verfilzt und zum Papierblatt gefügt werden.
    Bereits im China des 2. Jahrhunderts bekannt, gelangte das Wissen über die Papierherstellung aus Ostasien über den Vorderen Orient schließlich nach Al-Andalus. Schon im 12. Jahrhundert wurden die berühmten Erzeugnisse der Papiermühle von Valencia bereits exportiert. Mauren und Sarazenen galten im 13. Jahrhundert, in dem mein Roman spielt, als Meister der Papiermacherei.
    Anfang des 13. Jahrhunderts beginnt die Papierherstellung auch in Italien, wohl weil in dieser Periode der Herausbildung neuer Produktionsverhältnisse, des Aufschwungs der Produktivkräfte und der Entwicklung des geistigen Lebens das bislang übliche Pergament nicht mehr als Schriftträger ausreichte.
    In Deutschland dauerte es ein ganzes Stück länger, bis Papiermühlen errichtet wurden. Um eine der ersten dürfte es sich bei der »Gleissmühl« nahe Nürnberg handeln (1390).
    *
    Tarot
     
    Nirgendwo im Roman taucht das Wort »Tarot« auf und doch wird jeder, der sich einmal damit näher beschäftigt hat, wissen, dass Estrellas »bunte Karten« ein Vorläufer des Tarots sind. Seine eigentliche Herkunft ist unklar. Manche vermuten ägyptische Hintergründe, andere wieder glauben an östliche Bezüge. Etwa im 14. Jahrhundert haben wir erste Quellen, die das Tarot in Europa bezeugen.
    Nichts in der Geschichte - so lehrt uns die Erfahrung - geschieht schlagartig. So habe ich Estrella bereits Mitte des 13. Jahrhunderts mit »bunten Karten« ausgestattet, die sie zum Wahrsagen verwendet. Im Gegensatz zu den heute gebräuchlichen Tarotdecks mit 78 Karten arbeitet sie aber nur mit den 22 Karten, den Großen Arkana, weil ich die Deutungen nicht zu kompliziert machen wollte.
     

 
Literaturempfehlungen
     
    Die Liste interessanter Bücher zum Thema wäre endlos. Für alle, die tiefer in verschiedene Themenfelder einsteigen wollen, seien hier nur einzelne ausgewählte Beispiele angeführt:
     
    Arno Borst: Die Katharer, Freiburg im Breisgau 1991
    Hajo Banzhaf: Das Tarothandbuch, München 1986
    Petra van Cronenburg: Schwarze Madonnen. Das Mysterium einer Kultfigur, München 1999
    Malcom Godwin: Der Heilige Gral. Ursprung, Geheimnis und Deutung einer Legende, München 1994
    Erni Kutter: Der Kult der drei Jungfrauen. Eine Kraftquelle weiblicher Spiritualität neu entdeckt, München 1997
    Millan Bravo Lozano: Praktischer Pilgerführer: Der Jakobsweg, Madrid 2001 (der Jakobswegführer überhaupt)
    Amin Maalouf: Der Heilige Krieg der Barbaren. Die Kreuzzüge aus der Sicht der Araber, München 1997
    Cees Nooteboom: Der Umweg nach Santiago, Frankfurt 1992
    Steven Runciman: Geschichte der Kreuzzüge. München 1995

 
Danksagung
     
    Mein Dank geht an Professor Dr. Joachim Nasemann, der als Facharzt für Augenheilkunde in München praktiziert, ebenso wie an Professor Dr. Wolfgang Uwe Eckart, der in Heidelberg Medizingeschichte lehrt. Beide haben mir wertvolle Anregungen zum Thema »Grauer Star« und seine
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