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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher
Autoren: Matthew Sturges
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1. TEIL
    Uvenra schlief unter der Asche in Belekh; die Tochter von Uvenchaud starb durch die Hand ihres Vaters Uvenchaud und schlief nun unter der Asche.
    Eine Woche und einen Tag weinte der König. Dann nahm Uvenchaud seinen Streitwagen und fuhr nach Prythme, wo die Götter wohnen. Um die Götter zur Rede zu stellen. Am Tor erhob er sein Schwert; am Tor erhob er seinen Schild. Uvenchaud ließ sein Schwert auf die Erde niedersausen, und die Erde erzitterte. Das Tor in seinen mächtigen Angeln öffnete sich unter Uvenchauds Zorn.
    Uvenchaud ging in den Hof von Prythme und rief: »Ich bin Uvenchaud mit der eisernen Faust. Ich bin Uvenchaud, der die wilden Fae-Clans vereinigte. Die Fae haben sich meinem Willen unterworfen. Und als ihr Führer stehe ich nun hier und verlange eine Unterredung.«
    Eine Woche und einen Tag stand Uvenchaud im Hof. Und eine weitere Woche und einen Tag blieb er ohne Antwort. Da ließ Uvenchaud sein Schwert abermals auf die Erde niedersausen, und einer der Götter erschien. Es war der bärtige Althoin, der Gott der Weisheit, dessen Gabe die Innensicht ist. Und er kam, um sich mit Uvenchaud zu messen.
    »Warum bist du hier?«, fragte der weise Althoin.
    »Warum kommt Uvenchaud hierher und stört die Gedanken der Götter?«
    »Meine Tochter Uvenra schläft unter der Asche. Sie starb durch meine Hand, weil sie mich an meinen Feind Achera verriet; an Achera den Drachen, der so viele tötete.«
    »Und du kamst, auf dass die Götter dich richten?«
    »Nein, ich kam nicht, auf dass mich die Götter richten. Ich kam, um dem Urteil der Götter zu trotzen.«
    Althoin sprach. Er sagte: »Du kannst dem Richturteil der Götter nicht entgehen. Wir thronen über dir, um dich zu richten und zu befehligen.«
    »Und wer hat euch auf diese Throne gesetzt?«
    »Das haben wir selbst getan.«
    »Dann werde ich euch entthronen.« Uvenchaud ließ sein Schwert auf die Erde niedersausen, und der Gott lachte.
    »Du kannst keinen Gott töten«, sagte Althoin.
    Eine Woche und einen Tag hieb Uvenchaud mit seinem Schwert auf Althoin ein. Nach einer weiteren Woche und einem Tag hielt er inne, doch Althoin war unverletzt. »Du kannst keinen Gott töten«, sagte Althoin.
    Da kam Ein, der Gott des Krieges, dessen Gabe die Führerschaft ist, um sich mit Uvenchaud zu messen. Eine Woche und einen Tag hieb Uvenchaud mit seinem Schwert auf ihn ein. Eine Woche und einen Tag kämpften sie, doch Ein ward nicht besiegt.
    »Du kannst keinen Gott töten«, sagte Ein.
    »Was ich nicht töten kann, das kann ich fesseln«, sagte Uvenchaud. Uvenchaud besaß ein Seil, das aus den Fasern der Tulukpflanze gemacht war. Das Seil war mit Drachenblut getränkt. Uvenchaud fesselte Ein mit dem Seil. Ein versuchte sich zu befreien, doch vergebens.
    Einer nach dem anderen kamen die Götter, um sich mit Uvenchaud zu messen, und Uvenchaud fesselte sie alle. Er fesselte Senek. Er fesselte Urul. Er fesselte Penithe und Althoin. Er fesselte Tur und Loket. Auch Obore und Reinul fesselte er. Wie auch Ehreg und Purek.
    Und Tenul.
    So fesselte Uvenchaud jeden der zwölf Götter an Prythme.
    Ja, in Prythme liegen die Götter. An Prythme sind sie gebunden. An Prythme sind sie gefesselt durch Tulukfasern und Drachenblut.
    Und kein Gott richtete Uvenchaud dafür, dass er Uvenra erschlagen hatte.
    - aus Das Chthonische Buch der Mysterien,
    übersetzt von Feven IV. zu Smaragdstadt

1. KAPITEL
    Die Sonne in Annwn verweilt auf ewig am Horizont, zieht in gemächlichen Kreisen dahin, sodass sie am Tag gerade einmal drei Stunden in voller Größe zu bewundern ist. Nie ist es in Annwn heller als am Morgen und dunkler als zur Abenddämmerung, weshalb sich diese Welt in einem fortwährenden Stadium des Übergangs befindet - stets eintreffend, aber niemals ankommend.
    Vor langer, langer Zeit wurde Annwn von den Fae entdeckt und galt für viele Jahrhunderte als eine Bastion des Elfenvolkes. Später dann wurde das Land von den Leuten aus der Nymaen-Welt, den so genannten Menschen, erobert. Mit der Zeit gingen die beiden Gemeinschaften ineinander auf und wurden zu einem neuen Volk. Weder Fae noch Nymaen sind die Bewohner dieser Welt heute einfach nur die Annwni und vereinigen als solche so manchen Vorzug beider Urvölker auf sich.
    In Annwn gibt es viele Dörfer, aber nur eine Stadt, und ihr Name ist Blut von Arawn. Blut von Arawn wurde von ihren Gründern auf sieben riesigen Hügeln aus Erde und Stein inmitten des ansonsten flachen Graslandes dieser Welt errichtet. Die ältesten
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