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Schattenspäher

Schattenspäher

Titel: Schattenspäher
Autoren: Matthew Sturges
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Kaiserin Mabs Schergen wurden immer stärker, schneller und intelligenter. Um welche schwarze Kunst es sich auch handeln mochte, mit deren Hilfe die Bel Zheret in den Eingeweiden ihrer fliegenden Städte herangezüchtet wurden, sie wurden mit jedem Jahr besser.
    Gut, der eine war ihm auf den Fersen, aber wo war der andere? War der zweite vorgelaufen, um einen Hinterhalt zu planen, oder hielt er sich gleich hinter seinem Kameraden? Wen hatte er am Fenster gesehen? Wen im Treppenhaus gehört? Bei alldem Schmerz und der ganzen Hektik konnte Paet es beim besten Willen nicht mehr sagen.
    Die Verwirrung des Geistes tötet schneller als Gift. Einer von Meister Jedrons Lieblingssprüchen.
    Paet huschte in einen Torweg und gestattete es sich, für einen Moment die Augen zu schließen, um sich zu sammeln, den Schmerz in seinem Handgelenk zu eliminieren, seinen Herzschlag zu beruhigen und die Essenz der Furcht aus seinem Blut zu verbannen. Lieber büßte er einen Teil seines Vorsprungs ein, als dass er aufgrund all des Schmerzes und der Panik den Kopf verlor.
    Er rannte weiter, bog in eine andere Gasse ein. Sie war dunkel und kalt und sehr eng. Auch war es hier ruhiger; der Lärm der Stadt wurde zu einem gedämpften Grollen. Andererseits war der Brandgeruch hier stärker; das Feuer näher. Schwitzwasser tropfte von den moosbedeckten Hauswänden. Obwohl Paet Blut von Arawn recht gut kannte - er hatte vor einigen Tagen Stunden damit zugebracht, Stadtpläne zu studieren -, hatte er keine Ahnung, wo genau er sich eigentlich befand. Würde dieser Weg in eine weitere Straße münden, oder rannte er am Ende in eine Sackgasse? Wie dem auch sei, er hatte einen unerwarteten Weg eingeschlagen, und das war im Moment seine einzige Verteidigung.
    Die Gasse führte hinaus auf eine große Allee, und Paet rannte geradewegs ins Herz der Stadt hinein, wo sich auf dem höchsten Punkt von Kapytlyn der riesige Obelisk in den nächtlichen Himmel schraubte. Natter war nirgends zu sehen. Hier, im Zentrum, waren deutlich mehr Leute auf den Straßen; die Bürger schienen auf Neuigkeiten oder weitere Anweisungen zu warten. Paet wusste, dass diese Anweisungen erst kommen würden, wenn Mabs Beamte die Kontrolle über die Stadt erlangt hatten. Der rechtmäßige Exarch war längst über alle Berge; er und seine wichtigsten Beamten hatten schon vor vielen Stunden um Asyl im Seelie-Königreich nachgesucht. Alle anderen Regierungsangehörigen hatten sich ins Hinterland geflüchtet.
    Paet hielt an, um sich zu orientieren - tatsächlich entfernte er sich immer weiter von der Port-Herion-Plattform, anstatt sich dorthin zu bewegen. Er verfluchte sich im Stillen, wandte sich wieder um und rannte weiter. Die Menge und das Chaos um ihn herum wären ihm normalerweise hinderlich gewesen, doch jetzt war er dankbar dafür. Zu jeder anderen Zeit wäre ein hinkender, schweißüberströmter Fae, der ein blutiges Messer umklammerte, zweifellos aufgefallen. Die erste Regel der Schatten lautete: Ziehe niemals Aufmerksamkeit auf dich! Nicht umsonst bezeichnete man sie als Schatten, wenngleich das nicht ihr wahrer Name war.
    Paet holte tief Luft und konzentrierte sich erneut, in der Hoffnung, sein Handgelenk wieder so weit in Ordnung zu bringen, dass er damit kämpfen konnte. Sein re war niedrig; er hatte heute ziemlich oft hinausgreifen müssen, und dafür war eine Menge seiner gespeicherten magischen Essenz draufgegangen. Er gab sein Bestes und machte sich dann auf zu einer Seitenstraße, von der er wusste, dass sie direkt zum Kollws Ysglyn führte, hinter dem die Port-Herion-Plattform lag.
    Der Bel Zheret namens Katze erwartete ihn schon dort, mit gezogenem Schwert.
    Paet ließ die Tasche fallen und stürmte auf ihn zu, hoffend, dass sein Schwung den Gegner umreißen würde, doch der Bel Zheret blieb auf den Beinen. Zwar konnte er sein Schwert nicht mehr einsetzen, rammte Paet aber bei dem Zusammenprall eine Faust in den Magen. Paet spürte, dass aus den Mittelhandknochen seines Widersachers so etwas wie Stacheln gewachsen waren, die sich ihm nun tief in den Leib bohrten. Nicht tief genug, um Paets Umhang mit Blut zu tränken, doch alles in allem ziemlich schmerzhaft.
    Paet wich zurück und trat Katze gegen das Knie. Ein guter Tritt, denn der Bel Zheret krümmte sich und taumelte gegen die Wand. Aus eigener Erfahrung wusste Paet, dass ein ausgekugeltes Kniegelenk zu den schmerzhaftesten Erfahrungen gehörte, die man im Kampf machen konnte. Umso überraschter war er, dass Katze
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