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0975 - Hier wohnt der Tod

0975 - Hier wohnt der Tod

Titel: 0975 - Hier wohnt der Tod
Autoren: Jason Dark
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Er trug ein helles Gewand und eine rote Kopfbedeckung, vergleichbar mit einem gebundenen Tuch. Von seinem Gesicht sah ich so gut wie nichts, denn er hatte sich zusätzlich noch einen Schal ziemlich hoch gebunden. Jedenfalls reichte er bis über das Kinn hinweg.
    Der Angreifer stieß einen zischenden Laut aus und kam nach vorn. Aus der Hocke hervor wuchtete er sich auf mich zu. Er wollte mich mit seiner verdammten Klinge aufspießen, aber wieder war ich schneller. Ich war auf Gefahr und hinterhältig geführte Angriffe gedrillt. Mit einem Sprung zur Seite rettete ich mich, und der wesentlich kleinere Mann verfehlte mich abermals.
    Nur gab der Meuchelmörder nicht auf.
    Er drehte sich.
    Und diesmal schlug ich zu. Ich hatte die Beretta gezogen, schoß nicht, sondern benutzte sie als Schlaginstrument und erwischte den Kerl am Hals und an der rechten Schulter.
    Eigentlich hätte er vor Schmerzen brüllen oder zumindest keuchen müssen.
    Bei ihm war nichts zu hören. Der Kerl schüttelte die Wirkung des Schlags ab wie ein nasser Hund das Wässer.
    Er kam wieder.
    Diesmal prallte er gegen mich. Aber er konnte nicht zustoßen, denn ich hielt seinen Waffenarm fest und umklammerte sein Handgelenk.
    Ich setzte alle Kraft ein. Wir standen uns gegenüber. Er war kleiner als ich. Er hielt voll dagegen, aber ich drückte ihn Stück für Stück nach hinten und damit auf meinen Wagen zu, gegen dessen Breitseite er stieß.
    Dabei versuchte ich, seine rechte Hand so zu drehen, daß er irgendwann gezwungen war, die Waffe fallen zu lassen, weil der Schmerz einfach nicht mehr auszuhalten war.
    Ich war stärker.
    Er gab nach. Sein Körper beugte sich über das Autodach hinweg. Ich sah mich schon auf der Siegerstraße, und die Umgebung war erfüllt von unserem Keuchen.
    Keiner ist perfekt. Jeder begeht mal einen Fehler. So auch ich.
    Mein Gegner riß sein Knie hoch.
    Es war kein Volltreffer, der meine Männlichkeit erwischte, dazu war der Killer zu zappelig, aber auch dieser »Streifstoß«, ließ Tränen in meine Augen schießen. Ich hörte hinter dem Tuch das wütende Fauchen, hatte ihm schon längst meine linke Seite zugedreht, um nicht noch einmal mit dem Knie erwischt zu werden. Nun riß ich den linken Arm hoch, winkelte ihn an und rammte den Arm wieder nach unten. Mit dem Ellbogen voran.
    Der Treffer tat weh.
    Ich hatte auch etwas knirschen gehört. Vielleicht das Nasenbein oder den Kiefer meines Gegners. Darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen bei diesem Kampf auf Leben und Tod. Es war ja nicht das erste Mal, daß man mir hier unten aufgelauert hatte.
    Ich traf ihn noch einmal.
    Diesmal höher.
    Da mußte ich die Stirn erwischt haben. Er lag mit dem Kopf auf dem Dach, jetzt drehte er ihn auf dem Blech und wurde plötzlich still und schlaff.
    Einige Sekunden lang blieb ich in dieser Haltung, atmete aus, bis mir einfiel, daß ich noch immer sein Gelenk umklammert hielt, er selbst sich aber nicht mehr rührte.
    Ich klopfte seine Hand auf das Autodach. Die Faust löste sich, und so konnte auch die Klinge hervorrutschen. Der Mann sackte auch zusammen.
    Er war bewußtlos geworden und rutschte mir entgegen, als ich zurückgetreten war.
    Ich fing ihn ab und legte ihn genau in den Zwischenraum zweier abgestellter Wagen. Der eine war unser Dienst-Rover, der andere Sukos BMW.
    Das rote Tuch vor dem Gesicht war verrutscht, aber noch nicht so weit zur Seite geglitten, daß ich das Gesicht in allen Einzelheiten erkannt hätte.
    Ich zerrte das Tuch ganz ab und mußte schlucken, denn der Treffer mit dem Ellbogen hatte tatsächlich einen Teil seiner Nase zertrümmert. Sie war nur noch ein blutiger Klumpen. Aber das hatte sich der feige Meuchelmörder selbst zuzuschreiben.
    Auf Nummer Sicher ging ich auch jetzt noch, denn ich legte ihm Handschellen an. Sein Dolch mit der leicht gekrümmten Klinge lag auf dem Boden. Ich berührte ihn nicht direkt mit den Händen, sondern umwickelte ihn zunächst mit meinem Taschentuch, bevor ich ihn anhob und in die Außentasche meiner Jacke steckte.
    Beobachtet hatte diesen Kampf niemand. Es war auch ziemlich spät oder früh. Jedenfalls kurz nach Mitternacht. Ich war nicht dienstlich unterwegs gewesen, sondern hatte mir einen Film angesehen, was selten genug vorkommt. Ich hatte mich nach dem Streß der letzten Tage einfach ablenken müssen. Besonders der Fall der jungen Greta Kinny hing mir doch noch nach, wenn ich daran dachte, was aus einem sympathischen Menschen durch eine unheilvolle Magie alles werden
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