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Stirb

Stirb

Titel: Stirb
Autoren: Hanna Winter
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auf der staubigen Fahrbahn landete. Es war Sylvia Hausmann, die aus dem Helikopter stieg.
    Ihr Trenchcoat blähte sich im Wind der Rotorblätter, während sie aufgebracht auf Lara und Emma zulief.
    »Mein Gott, sind Sie okay?«, fragte Hausmann. Auf dem Gesicht der Kommissarin lag ein Ausdruck unsagbarer Erleichterung darüber, Lara und Emma wohlauf zu sehen.
    Lara nickte ihr hastig zu.
    »Frank, er ist noch im Wagen!«
    Die Kommissarin lief mit gezogener Pistole auf den Saab zu, in dem Frank bewusstlos über dem Steuer lag.
    »Mama, die Tasche!«, stieß Emma leise aus.
    Lara drehte sich zu Emma um und sah ihr fest in die Augen. »Du bleibst hier«, sagte sie dann und rannte zurück zum Wagen. Und während Hausmann sich Frank vorsichtig näherte, öffnete Lara den Kofferraum. Kaum hatte sie die schwarze Reisetasche mit dem Geld herausgenommen, rutschte der Wagen mit einem ohrenbetäubenden Krachen weiter über die Felskante.
    »Zurück!«, brüllte Hausmann.
    Erschrocken wich Lara zurück, bevor der Wagen geradewegs in die Tiefe stürzte.
    Emma kam herbeigeeilt, und von den Klippen aus schauten sie einen Moment lang sprachlos zu, wie der Saab blubbernd im Meer versank.
    »Wie haben Sie uns gefunden?«, fragte Lara, nachdem Hausmann über Funk den Rettungsdienst der Küstenwache verständigt hatte.
    »Ich war gerade in Berlin angekommen und wollte den Super-8-Film zu Ende ansehen, bevor ich den Fall endgültig ad acta legen würde. Plötzlich dachte ich, ich traue meinen Augen nicht, als Ihre Mutter vor der Kamera einen Schritt zur Seite machte und ich dem Jungen unter der Couch direkt ins Gesicht geschaut habe.« Noch immer fassungslos griff sie sich an den Kopf. »Und noch bevor Ihre Mutter den Film aus der Kamera gerissen hat, war mir klar, dass ich mich getäuscht hatte. Dass es sich bei dem Jungen nicht um meinen Kollegen handelte, sondern um Frank Burlacher.« Sie schnaubte, bevor sie fortfuhr. »Dank Ihres Blackberrys war es zum Glück ein Kinderspiel, Sie und Emma zu orten. Gar nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn alles weniger glimpflich verlaufen wäre …« Sie schüttelte den Kopf. »Mal sehen, vielleicht lasse ich mich nach dieser Geschichte vom Dienst befreien und nehme mir eine kleine Auszeit …«
    Lara nickte nur und zog Emma fest an sich.
    »Die Tasche – was wollen Sie damit?«, wollte Hausmann wissen.
    Zögerlich öffnete Lara den Reißverschluss und ließ sie einen Blick auf die Geldbündel werfen.
    Die Kommissarin schnappte nach Luft und überlegte kurz, was sie sagen sollte.
    Und noch während Lara im Kopf an einer Ausrede bastelte, um das Geld doch noch behalten zu können, fragte die Polizistin ernst:
    »Was haben Sie damit vor?«
    »Ich … ähm, ich weiß nicht …«, räumte Lara stammelnd ein, »Frank, er … er hat es beim Poker gewonnen, und … ich dachte, vielleicht … versuche ich es noch einmal mit einem neuen Café und …«
    Hausmann sah sie ernst an. Doch nach einem raschen Blick in Richtung des Piloten wich ihre Miene einem verschwörerischen Grinsen. »Unter diesen Umständen wäre es wohl das Beste, ich würde diese Tasche in meinem Bericht erst gar nicht erwähnen …«
    Lara lächelte. Dann nahm sie Emma bei der Hand und folgte Sylvia Hausmann, ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, zum Helikopter.
    Ganz gleich, was sie mit dem Geld anstellte oder wohin es sie damit auch verschlagen würde – von nun an gehörte ihr Leben wieder ihr, und niemand würde es ihr je nehmen können.

Danksagung
    Was treibt einen Menschen dazu, zu töten – oder gar regelrecht besessen davon zu sein? Aus dieser Frage resultierte die Idee zu meinem zweiten Thriller STIRB .
    Ein Blick auf die Rubrik »Ungelöste Mordfälle« auf der Homepage der Polizei zeigt, dass sich bei den Opfern weder Prostituierte noch Drogenbosse aneinanderreihen, sondern Menschen wie du und ich. Die Studentin, die Hausfrau, das Rentnerpaar, der kleine Junge aus der Nachbarschaft. Kurzum: Sparten, in die jeder passt. Was macht uns also so sicher, dass ausgerechnet wir niemals Teil dieser dunklen Statistik werden?
    Zum anderen beschäftigte mich die Frage, was geschieht, wenn das eigene Leben von einem Tag auf den anderen zerstört wird? Was, wenn es kein Zurück mehr gibt, man von der Bildfläche verschwinden muss und der eigenen kleinen Welt, die man sich mühsam aufgebaut hat, entrissen wird? Jährlich begibt sich in der Bundesrepublik eine Vielzahl von Menschen in die Obhut eines
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