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Stirb

Stirb

Titel: Stirb
Autoren: Hanna Winter
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auf Frank, der in den vergangenen Tagen so oft er konnte bei ihnen im Krankenhaus gewesen war und Augenblicke später mit einem Strahlen im Gesicht durch die Tür trat. Frank hatte sich die Haare schneiden lassen und trug einen teuer aussehenden Anzug, den Lara noch nie an ihm gesehen hatte.
    »Da sind ja meine beiden Prinzessinnen!« Er schloss erst Emma, dann Lara in die Arme.
    »Wo ist denn Hendrik?«, fragte Lara.
    »Bei seinen Eltern, die Beckers sind aus dem Urlaub zurück.« Frank nahm eine Schnabeltasse von der Ablage und streckte sie Emma entgegen. »Hier, trink das noch aus, du weißt doch, was die Ärzte gesagt haben.«
    Aber Emma verzog das Gesicht.
    »Was hältst du von einem Tausch?« Frank lächelte und zog zu Emmas Überraschung einen nagelneuen iPod aus der Tasche.
    »Wow, super!«, kam es ihr leise über die Lippen. Lara warf Frank einen Blick zu. Es war noch immer eigenartig, das Mädchen sprechen zu hören.
    Und als Emma Frank um den Hals fiel, wurde ihr ganz warm ums Herz. Es war so schön, ihre Tochter wieder glücklich zu sehen. Zudem schien es fast so, als hätte Emma Frank als den neuen Mann an ihrer Seite akzeptiert.
    »Frank, es gibt so vieles, was ich dir sagen muss, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll«, meinte Lara und nahm seine Hand, als sie zu dritt das Krankenzimmer verließen. Die Erleichterung darüber, ihr Schweigen nun endlich brechen und Frank die ganze Wahrheit mitteilen zu können, war unbeschreiblich. Zu dritt stiegen sie in den Fahrstuhl, als Frank geheimnisvoll schmunzelte.
    »Es gibt da auch noch etwas, das ich dir erzählen möchte.«
    Lara lächelte ihn fragend an und unterdrückte ein Niesen, als sie die Eingangshalle des Krankenhauses hinter sich gelassen hatten und den Parkplatz erreichten.
    »Nun spann mich nicht so auf die Folter!« Doch Frank grinste nur und hüllte sich in Schweigen, bis sie am Wagen angelangt waren. Er nahm eine schwarze Reisetasche aus dem Kofferraum und reichte sie Lara.
    »Mach sie auf.«
    Lara öffnete den Reißverschluss der Tasche, als ihr Lächeln schlagartig gefror.
    »Boah, so viel Geld!«, staunte Emma, als sie die gebündelten Scheine sah.
    »Woher hast du das?«, wollte Lara wissen. »Sag bloß, deine Mutter war …« Frank schüttelte verneinend den Kopf, ehe sie den Satz zu Ende gesprochen hatte.
    »Das Erbe reicht gerade so aus, um die Hypothek für die Pension abzubezahlen.« Er legte die Tasche zurück in den Kofferraum. »In Dänemark … nach dem Tod meiner Mutter … wie soll ich sagen – ich habe es ein letztes Mal getan.« Sein Ausdruck wandelte sich zu einem ertappten Grinsen. »Ich hatte ja keine Ahnung, was hier in der Zwischenzeit los war … Und ja, ich weiß, ich habe hoch und heilig versprochen, mich nie wieder an einen Pokertisch zu setzen, aber glaub mir, Liebes – dieses Mal war es wirklich das allerletzte Mal.« Er hob wie zum Schwur die Hand.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, selbst überrascht von sich, doch die Worte waren ihr unkontrolliert über die Lippen gekommen, als sie daran gedacht hatte, was sie Frank in seiner Abwesenheit alles unterstellt hatte.
    »Dir? Wieso dir? Wie meinst du das?«, fragte Frank.
    »Ach, schon gut, lassen wir die Vergangenheit ruhen«, lachte sie. »Offenbar hattest du ja ’ne echte Glückssträhne.«
    Er grinste.
    »Irgendjemand muss ja schließlich für dein neues Café aufkommen.«
    »Mein neues Café?«
    »Und zwar in Berlin – Rügen hat uns kein Glück gebracht, lass es uns in Berlin versuchen. Wir fangen noch mal ganz neu an.«
    Laras Brauen fuhren vor Verblüffung in die Höhe.
    »Ich … ich versteh nicht – woher weißt du, dass ich früher ein Café hatte?«
    Frank lachte nur und legte den Arm um Emma, in deren Augen er mit seinem Vorschlag ein Leuchten gezaubert hatte.
    »Tja, da staunt ihr, was? Ich bin eben doch nicht so auf den Kopf gefallen, wie ihr vielleicht dachtet.«
    Und offenbar war er auch nicht halb so berechenbar, wie Lara gedacht hatte. Und für einen Moment wusste sie nicht, ob ihr zum Lachen oder Weinen zumute war.
    Frank hielt ihnen die Türen auf.
    »Aber nun erst mal rein, die Damen!«
    Emma stieg hinten ein. Als Lara auf dem Beifahrersitz Platz nahm, fehlten ihr noch immer die Worte. Und während das Krankenhaus allmählich im Rückspiegel verschwand und Emma, der die Erschöpfung der letzten Tage noch immer in den Gliedern saß, auf der Rückbank die Augen zufielen, bemerkte Lara, dass es nicht der Weg zur Pension war, den Frank
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