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Stirb

Stirb

Titel: Stirb
Autoren: Hanna Winter
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voran. »Hier entlang!«
    »Was ist mit Hausmann?«, brüllte Lara.
    »Ich hab sie gesehen«, entgegnete Frank und schüttelte nur vielsagend den Kopf. »Los, kommt, lasst uns keine Zeit verlieren!«
    Laras ganzer Körper schmerzte, und während riesige Felsen sie unter sich zu begraben drohten, hatte sie Mühe, Hendrik und Frank zu folgen. Bevor sie den halbverschütteten Höhlenausgang erreichten, blieb sie plötzlich stehen.
    »Arne! Womöglich ist er noch am Leben – wir können ihn nicht einfach dort liegen lassen!«
    »Um nichts in der Welt lasse ich zu, dass du für diesen Typen dein Leben riskierst!«, schrie Frank, doch Lara brachte es nicht über sich, Arne im Stich zu lassen. Sie riss sich los und rannte zurück, als unmittelbar vor ihr ein mannsgroßer Felsbrocken von der Decke krachte und ihr den Weg versperrte. Erschrocken wich Lara zurück.
    »Schnell!«, brüllte Frank und eilte mit den Kindern voran. »Bevor wir hier drin lebendig begraben werden!« Nur Augenblicke später, nachdem Lara mit Frank und den Kindern über einen schmalen Schacht zur Falltür gelangt war, sich durch die winzige Öffnung gezwängt und hinaus ins Freie gefunden hatte, hörte sie, wie eine Reihe von Tretminen explodierte und Teile der Höhle mit einem ohrenbetäubenden Dröhnen einstürzten.
    ***
    Vier Tage später …
    Nach den Ereignissen in der roten Höhle war die Nachricht darüber, dass sich ausgerechnet ein angesehener Kommissar als der berüchtigte Trancheur entpuppt hatte, wie ein Lauffeuer durch die Republik gegangen.
    Als Leiter des Berliner Morddezernats hatte Gregor Russbach in einer öffentlichen Stellungnahme seine Fassungslosigkeit sowie seine Anteilnahme gegenüber den Angehörigen der Opfer bekundet. Wie viele unschuldige Menschen tatsächlich durch die Klinge von Magnus Kern gestorben waren, würde höchstwahrscheinlich für alle Zeit ungeklärt bleiben, da in dem Kreuzberger Loft lediglich die Fotos jener Frauen sichergestellt worden waren, die im Mittelpunkt seiner Taten gestanden hatten.
    Um ein Haar wäre der Polizist auch für den Tod von Sylvia Hausmann verantwortlich gewesen. Doch dank ihrer kugelsicheren Weste hatte die Hauptkommissarin lediglich einen Steckschuss in die Schulter abbekommen und sich, nachdem sie aus ihrer Ohnmacht erwacht war, gerade noch rechtzeitig in den teils eingestürzten Schacht retten können, aus dem sie später von einer Spezialeinheit geborgen worden war.
    Lara saß seitdem Tag und Nacht am Krankenbett ihrer Tochter, die mit starken Unterkühlungen und einer schweren Blutvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Manchmal fragte Lara sich, wie ein einzelner Mensch so viele furchtbare Dinge, wie sie Emma in der Vergangenheit angetan worden waren, verkraften konnte.
    Doch Emma hatte sich wieder einmal als echte Kämpfernatur entpuppt. Nicht nur, dass sie binnen kürzester Zeit wieder auf den Beinen war, wie durch ein Wunder hatte sie nach und nach auch wieder zu sprechen begonnen. Gerade so, als ob mit dem Einsturz der Höhle auch die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit für alle Zeit begraben worden seien. Und auch wenn niemand so recht wusste, was tief im Innern des schüchternen Mädchens wirklich vorging, war es, als hätte Emma vom Schicksal erneut eine zweite Chance bekommen.
    Glück hatte auch Torben Landsberg gehabt. Nachdem er unweit des Leuchtturms von den Klippen gestürzt war, hatten die Ärzte auf der Intensivstation verzweifelt um das Leben des Gerichtsmediziners gekämpft, das tagelang nur noch an einem seidenen Faden gehangen hatte. Obwohl er noch nicht wieder ansprechbar war, hatte sich sein Zustand insoweit stabilisiert, dass er in die Berliner Charité verlegt werden konnte.
    Lara, die immer noch keine Erklärung dafür hatte, was Torben dazu veranlasst hatte, zum Leuchtturm zu fahren, hatte mit dem zuständigen Chefarzt in Berlin telefoniert. Er war ein alter Freund von Torben und äußerst zuversichtlich, dass er schon bald wieder ganz der Alte sein würde.
    Am Morgen von Emmas Entlassung war der Himmel so strahlend blau, wie er an einem sonnigen Maitag nur sein konnte. Der Sturm hatte sich gelegt, und lediglich ein paar umgestürzte Bäume deuteten noch auf die Unwetter der vergangenen Tage hin.
    Lara saß in Jeans und sandfarbener Tunika mit gepackter Tasche auf dem Bett. Neben ihr Emma, die das aschblonde Haar zu einem losen Zopf gebunden hatte und Hendriks Tokio-Hotel-T-Shirt trug, das der Junge ihr geschenkt hatte.
    Sie warteten
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