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Stirb

Stirb

Titel: Stirb
Autoren: Hanna Winter
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da eingeschlagen hatte. Sie glaubte bereits zu ahnen, was jetzt kommen würde.
    »Du willst doch nicht etwa jetzt nach Berlin fahren?«
    Erneut schmunzelte er.
    »Frank, das ist lieb gemeint und ich weiß das durchaus zu schätzen, aber … lass uns umkehren«, wandte Lara nach einem Blick auf Emma ein, die bereits eingenickt war. »Lass uns nächste Woche nach Berlin fahren, das ist alles zu viel für Emma … Sie ist noch zu erschöpft, und ich bin es auch. Und nach allem, was passiert ist, brauche ich erst mal etwas Ruhe, um meine Gedanken zu sortieren.« Sie musste erneut niesen.
    Sie hatten das Ortsschild von Bergen noch nicht lange hinter sich gelassen, da griff Frank in die Innentasche seines Jacketts. Zu Laras Überraschung holte er eine zerknitterte Packung Marlboro und ein goldenes Feuerzeug hervor und steckte sich wortlos eine an.
    »Ich dachte, du verabscheust Zigaretten«, sagte sie und musste erneut niesen. Als sie das Handschuhfach öffnete, um eine Packung Taschentücher herauszunehmen, ergriff eine plötzliche Beklemmung Besitz von ihr.
    Später hätte sie nicht mehr sagen können, was sie zuerst registriert hatte: dass die Abzweigung, die Frank genommen hatte, weder zur Pension noch Richtung Berlin führte oder aber die im Handschuhfach befindliche Goldkette mit dem Herzanhänger. Lara wurde übel, als sie zweifelsfrei die Kette ihrer Mutter wiedererkannte.
    Und noch während Lara sich fragte, wie ausgerechnet Frank zu jener Kette kommen konnte, von der sie nicht einmal wusste, dass sie überhaupt noch existierte, ergab plötzlich alles einen erschreckenden Sinn. All die ungeklärten Fragen, die sie in den vergangenen Tagen im Krankenhaus wieder und wieder beschäftigt hatten.
    Etwa, warum Magnus Kern die Taten in der Höhle so vehement abgestritten hatte, sogar dann noch, als die Wahrheit längst keinen Unterschied mehr gemacht hätte. Oder warum sie Frank in Dänemark nicht erreichen konnte.
    Er war längst zurück gewesen.
    Und schlagartig begriff Lara: Sie war in der roten Höhle im letzten Moment entkommen, doch der Alptraum hatte gerade erst begonnen.
    »Du … du wirst uns töten, hab ich recht?«, flüsterte Lara und starrte ihn mit aufgerissenen Augen an.
    Frank Burlacher nahm einen langen Zug von seiner Zigarette. Sein knappes, unmissverständliches Kopfnicken genügte, dass Lara schlecht wurde.
    Panisch wandte sie sich nach Emma um, die auf der Rückbank eingeschlafen war. Frank lachte nur.
    »Das Mittel, das ich ihr vorhin in den Tee getan habe, sollte stark genug sein, damit sie noch eine ganze Weile weggetreten ist. Aber keine Sorge, sie wird nichts verpassen und zusehen, wie ihre Mutter stirbt – so wie ich damals zusehen musste«, sprach er mit beängstigender Kälte.
    Verstört starrte Lara den Mann an, in den sie sich verliebt hatte und mit dem sie bis vor wenigen Tagen noch den Rest ihres Lebens verbringen wollte.
    »Aber … der Mann im Taxi damals …«, sagte Lara, bemüht, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken, »… es war dunkel, aber …«
    »Das nehme ich als Kompliment«, grinste Frank und wechselte auf die Überholspur.
    Lara hatte es die Sprache verschlagen. Sie wollte noch immer nicht wahrhaben, was hier augenblicklich passierte. Wollte aufwachen, zu Hause, in ihrem Bett. Jetzt. Sofort. Doch sie wachte nicht auf. Sollte nie wieder aufwachen.
    Immer wieder rüttelte sie vergeblich am Türgriff, als der Wagen abrupt beschleunigte. Sie bogen in eine schmale, menschenleere Straße ein, die zur Küste führte.
    »Im Grunde ist es deine Schuld, dass all diese Frauen sterben mussten – deine und die deiner verfluchten Mutter«, fuhr Frank fort und vergewisserte sich mit einem Blick in den Rückspiegel, dass ihnen niemand gefolgt war. Doch weit und breit war kein Auto mehr zu sehen. »Hätte ich sie rechtzeitig gefunden, hätte ich sie töten und den Tod meiner Eltern gebührend rächen können – aber nein, die Schlampe musste ja vorher wegsterben! Als ich erfahren habe, dass sie eine Tochter hat, hatte ich ein neues Ziel vor Augen. DICH .« Die Asche der heruntergebrannten Zigarette fiel ihm auf die Anzughose, als er sich Lara breit grinsend zuwandte. »Und allein deshalb, weil du Schlampe mir im Taxi entwischt bist, mussten weitere Frauen sterben – so lange, bis ich dich endlich aufgespürt hatte.«
    Lara zuckte zusammen. Der Triumph und die Selbstsicherheit in Franks Worten jagten ihr einen eiskalten Schauer über den Rücken.
    Tränen liefen Lara
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