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Stirb

Stirb

Titel: Stirb
Autoren: Hanna Winter
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die geht nicht auf mein Konto. Ich gebe zu, es war ziemliches Pech, dass der alte Harald Linz ausgerechnet jetzt auf die Idee kommen musste, seiner Ollen den Garaus zu machen, und dadurch die Polizei ins Haus geholt hat. Nach dem Tod der alten Burlacher habe ich es daher für klüger gehalten, gleich noch ein paar Tage länger als geplant von der Bildfläche zu verschwinden.«
    Jeder Schritt, einfach alles war von vorne bis hinten geplant, dachte Lara. Aber eine Sache wollte ihr nicht in den Kopf:
    »Die Affäre mit der Linz – weshalb hätte Arne mir erzählen sollen, dass das Verhältnis lange vor meiner Zeit beendet war, wenn es dabei bloß um deinen angeblichen Bruder ging?«
    Plötzlich brach Frank in schallendes Gelächter aus.
    »Bist du wirklich so naiv, Lara?«
    Zum ersten Mal hatte er sie bei ihrem richtigen Namen genannt.
    »Die Briefe hat die Linz Florian Burlacher geschrieben, nicht mir! Arne hat gelogen, sobald er den Mund aufgemacht hat!«
    »Arne?«
    »Wir hatten eine Absprache …«
    »Du und Arne ?!« Lara bekam den Mund nicht mehr zu.
    »Ich gebe zu, die Geschichte mit dem Cousin aus Berlin war nicht unbedingt eine Meisterleistung – aber du hast sie geschluckt. Und das reichte. Schließlich musste ich mir was einfallen lassen; davon abgesehen ist dieser Trottel viel zu früh angereist.«
    Lara verstand nicht.
    »Arne und ich sind – dem Himmel sei Dank! – nicht verwandt, sondern waren lediglich Nachbarn, das ist alles. Ich hatte mir in Kreuzberg ein altes Industrieloft als kleine Spielwiese angemietet. Arnes Atelier lag auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs«, erklärte Frank, oder wie auch immer sich dieser Mann nannte, der neben ihr im Wagen saß. »Hat dort Aktbilder von Minderjährigen gezeichnet, die kaum älter als Emma waren. Im Anschluss hat er sich einen drauf runtergeholt. Manchmal hat er auch einen auf Fotograf gemacht – hat den dummen Dingern erzählt, er bringt sie groß raus, damit sie die Beine breitmachen. Er war eben eine von diesen ganz armen Säuen, und vielleicht habe ich ihn gerade deshalb für ungefährlich gehalten …«
    Lara spürte, wie sich ihr ganzer Körper verkrampfte.
    Sie befahl sich, ihren Blick hinaus auf die Ostsee zu richten, um Frank ihre Angst nicht spüren zu lassen. Auf einen Außenstehenden mussten sie wie eine nette kleine Familie wirken, die einen Ausflug an die See machte.
    »Leider habe ich Arne unterschätzt«, räumte Frank ein. »Dieser Mistkerl hatte es mit seinem verdammten Teleobjektiv tatsächlich geschafft, mich bei Dingen in meinem Loft zu fotografieren, die nicht für fremde Augen bestimmt waren. Ich hätte ihn am liebsten eigenhändig erwürgt, aber als ich zu ihm rüber bin, hat mich der Drecksack bereits erwartet – und weil ich davon ausging, dass er garantiert Sicherungskopien von den Bilddateien hatte, habe ich ihn gefragt, wie viel sein Schweigen denn kosten würde. Aber er wollte gar kein Geld – er wollte zusehen.«
    » Zusehen ?«
    »Wenn ich die Frauen töte«, antwortete Frank trocken.
    Lara spürte, wie sich bei den Worten ihre Eingeweide zusammenzogen.
    »Guck nicht so«, fuhr Frank sie an, »kannst von Glück sagen, dass Arne tot ist – ich sag’s dir, dieser Kerl war so was von krank!«
    »Ihr beide seid das letzte Stück Dreck!«
    »Ach so?« Plötzlich packte Frank sie mit einer Hand am Hinterkopf und schlug sie mit dem Gesicht aufs Armaturenbrett. Ein gleißender Schmerz zog sich quer über Laras Gesicht, und sie war kurz davor, dass Bewusstsein zu verlieren. Blut rann ihr von der Unterlippe über das Kinn. Sie bemerkte, dass es ihr auch aus der Nase lief, die so sehr schmerzte, als ob sie gebrochen sei. Aber war das jetzt noch wichtig?
    »Die kleinen Mädchen waren ihm mit der Zeit überdrüssig geworden, da hat er nach einem neuen Kick gesucht«, fuhr Frank fort, als ob nichts gewesen sei. »Ich wollte ihm immer wieder klarmachen, dass ich die Frauen verdammt noch mal nicht zum Spaß töte, sondern weil sie es verdienen. Aber glaub mir, es war zwecklos, Arne das zu erklären. Du solltest das letzte Opfer sein, danach wollte er sämtliche Sicherheitskopien vernichten …«
    Das Blut tropfte Lara in den Schoß und durchtränkte den hellen Stoff ihrer Tunika. Benommen sah sie zu Frank auf. »Und Emma? Warum hast du nicht gleich mich genommen, statt zuvor auch noch das Mädchen zu entführen?«
    »Emma war der ideale Lockvogel. Ich wusste, du würdest alles tun, um sie zu finden – so lange, bis
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