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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller
Autoren: Robert Wilson
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aus, als wäre die Luft rein. Also los.«
    Sie holten die erste Leiche aus dem Wagen und hievten sie aufs Geländer. Skin ächzte, während Dan die Anstrengung offenbar mühelos wegatmete.
    »Halt die Plane fest«, sagte Dan. »Die ist mit unseren Fingerabdrücken übersät.«
    Sie hielten die Nylonschnüre am Rand der Plane gepackt und ließen die Leiche nach vorn kullern, sodass die Plane sich aufrollte und die Leiche mit einem lauten Platschen ins Wasser fiel.
    »Scheiß-Lärm«, sagte Skin.
    Mit der zweiten Leiche verfuhren sie genauso. Dann falteten sie die Planen, verstauten sie im Transporter und blickten über das Geländer. Die Leichen waren in dem schwarzen Wasser nicht mehr zu sehen.
    Sie stiegen wieder in den Wagen. Dan fuhr los, Skin spannte seine Armmuskeln.
    »So was hast du als Pfleger bestimmt öfter gemacht«, sagte Skin.
    »Leichen in den Fluss werfen?«, fragte Dan. »Dauernd.«
    »Nein, Arschloch«, sagte Skin. »Körper anheben. Wie bei Casualty – eins, zwei, hepp.«
    »Ich hab mit Gewichten trainiert, als ich drinnen war. Hilft einem, die Zeit rumzubringen.«
    »Ich hasse das, verdammt noch mal«, sagte Skin, die Mütze wieder auf dem Kopf, und zog gierig an einer neuen Zigarette.
    »Was jetzt wieder?«, fragte Dan.
    »Diese beiden Typen«, sagte Skin.
    »Du meinst, wenn es ihnen passieren kann, kann es uns auch passieren?«
    Skin zuckte die Achseln.
    »Mit dem Unterschied«, meinte Dan hoffnungsvoll, »dass sie nicht vermisst werden.«
    »Doch, garantiert, von irgendjemandem irgendwo«, sagte Skin. »Der Ältere hatte Mörtel auf dem Hemd. Das heißt, er arbeitet, also …«
    »Also was?«
    »Wenn du mich fragst, ist die Sache noch nicht vorbei«, sagte Skin. »Noch lange nicht.«
    Der Anruf von Bruno Dias erreichte Boxer, nachdem er gerade einen Teller Sashimi in einem japanischen Restaurant in der Nähe des Ozeanariums gegessen hatte.
    Zehn Minuten später schritt er durch die moderne Wohnanlage, die um das ehemalige Expo-Gelände entstanden war, vorbei an dem schwarz verglasten Kasino, in dem er bestimmt irgendwann später landen würde. Er ging auf das geschwungene Dach des neuen Bahnhofs und einen der luxuriösen Wohntürme davor zu, die zum Wahrzeichen der Gegend geworden waren.
    Bruno Dias war ein brasilianischer Geschäftsmann, der zweite Kunde, für den Boxer als selbstständiger Kidnapping-Consultant der privaten Sicherheitsfirma Pavis Risk Management gearbeitet hatte. Boxer hatte die Verhandlungen mit den Entführern über die Freilassung von Dias’ siebzehnjähriger Tochter Bianca geführt. Alles lief scheinbar perfekt. Die Entführer hatten ruhig gewirkt, nicht gewalttätig und ausschließlich an dem Geld interessiert. Sie hatten sich auf die Summe von sechshunderttausend Dollar geeinigt, mehr, als Boxer gerne gezahlt hätte, doch Dias hatte verzweifelt eine Einigung gesucht. Ein letzter Lebensbeweis war empfangen und verifiziert worden. Dias’ Bruder hatte Boxer an einer Landstraße außerhalb von São Paulo abgesetzt, und der Anführer der Kidnapper hatte ihn zu einer verlassenen Farm dirigiert, wo er das Geld abgestellt hatte.
    In den zwei Stunden nach der Lösegeldübergabe war Bianca brutal vergewaltigt, geschlagen und halbtot an einer einsamen Straße ein paar Stunden von São Paulo entfernt liegen gelassen worden, wo sie am nächsten Morgen von einem Arbeiter gefunden wurde. Anschließend waren zwei Mitglieder der Bande gefasst, vor Gericht gestellt und zu einer lebenslangen Haftstrafe in einem brasilianischen Gefängnis verurteilt worden, wo Sexualstraftäter von den anderen Insassen nicht toleriert werden. Sie überlebten keine sechs Monate. Der Dritte, dessen Namen die beiden anderen mit Diogo Chaves angegeben hatten, wurde nie gefunden; man nahm an, dass er mit dem Geld außer Landes geflohen war, sein Aussehen mit chirurgischer Hilfe verändert hatte und untergetaucht war.
    Boxer nahm den Fahrstuhl in den achtzehnten Stock des Torre São Rafael, wo ihn das Dienstmädchen in ein riesiges verglastes Wohnzimmer führte, aus dem man auf die Lichter der Stadt blickte, die sich bis zu dem schwarzen Band des Tejo ergossen. Die leuchtende Fahrbahn der Vasco-da-Gama-Brücke spannte sich über den breiten Fluss zu dem in der Ferne am südlichen Ufer glitzernden Montijo. Dias entließ das Dienstmädchen, und die beiden Männer umarmten sich. Während der Entführung waren sie sich sehr nahegekommen; ihre Töchter waren etwa gleich alt, Boxer hatte ehrliches Mitgefühl gezeigt
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