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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller
Autoren: Robert Wilson
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Dias beugte sich vor. »Haben wir eine Vereinbarung?«
    Boxer blinzelte und schluckte hart. Jedes Mal, wenn er sich in einer ähnlichen Situation befunden hatte, hatte er versucht zu analysieren, was ihn über die Grenze stieß. Er wusste, dass es etwas mit seinem Vater zu tun hatte und damit, was dieser getan hatte, aber trotzdem gab es immer eine Lücke, einen Abgrund, der mit Logik nicht zu überspringen war.
    »Was ist mit dem Zugang zu Diogo Chaves und … der Methode?«, fragte Boxer. »Ich bin auf so was nicht direkt vorbereitet.«
    Dias verließ das Zimmer. Boxer betrachtete sein Spiegelbild in der Fensterscheibe. Wie immer konnte er nicht recht glauben, was mit ihm passierte, und war doch machtlos, es aufzuhalten. Er schaltete auf professionellen Modus um, als Dias mit einem zusammengerollten Plan, einer kleinen Schachtel und einem schweren Aktenkoffer zurückkam.
    »Das ist der Grundriss von Diogo Chaves’ Wohnung«, sagte Dias voller Begeisterung für das Projekt, entrollte den Plan und öffnete die Schachtel. »Das ist der Schlüssel zu dem Haus und das der zu seiner Wohnung.«
    »Deine Sicherheitsfrau Cristina?«
    »Sie ist sehr gründlich. Chaves ist ein Gewohnheitstier. Jeden Freitag- und Samstagabend geht er in eine brasilianische Bar namens Ipanema in der Rua do Bojador am Flussufer. Dort bleibt er lange, für gewöhnlich bis drei Uhr morgens, und geht dann allein am Fluss entlang zurück zu seiner Wohnung. An Wochenenden steht er nie vor drei Uhr nachmittags auf.«
    »Foto?«
    »Das ist ein aktuelles Foto, aufgenommen in dem Café unter seiner Wohnung«, sagte Dias.
    »Erwartest du, dass ich es heute Nacht erledige, Bruno?«
    »Wo deine Tochter jetzt nicht mitgekommen ist, dachte ich mir … warum nicht?«, sagte Dias. »Heute oder morgen Nacht?«
    »Keine Waffe.«
    Dias öffnete den Aktenkoffer und nahm einen Karton heraus, der eine Glock 17 und einen AAC -Evolution-9-mm-Schalldämpfer enthielt.
    »Soweit ich weiß, wird diese Waffe auch von britischen Polizisten verwendet«, sagte Dias. »Du musst sie nicht benutzen, aber ich bin überzeugt, Diogo Chaves’ Aufmerksamkeit ist dir sicher, wenn du es tust.«
    »Lass mich den Grundriss noch mal sehen. Ich möchte ihn nicht mitnehmen.«
    Boxer prägte sich die Aufteilung der Zimmer ein und steckte die Schlüssel in die Tasche.
    »Heute Abend werde ich erst mal die Lage sondieren«, sagte Boxer. »Ihn im Ipanema beobachten und mir ansehen, wie er sich aufführt.«
    »Ich hoffe, ich habe dir nicht das Wochenende versaut.«
    »Das war schon versaut.«
    Sie gingen zur Tür, Boxer mit dem Koffer.
    »Soll ich dir irgendwas mitbringen … von Chaves?«, fragte Boxer.
    »Nein, nichts Gegenständliches«, antwortete Dias. »Aber du könntest ihn fragen, warum er das Leben meiner Tochter ruinieren musste.«
    Flat One, Lavender Grove 14, Dalston, London E8, war still, bis ein Schlüssel ins Schloss geschoben, die Tür geöffnet wurde und ein schwarz gekleideter Mann seine Kopflampe anschaltete und die Alarmanlage deaktivierte. Nach den frostigen Temperaturen draußen war die Wohnung angenehm warm. Der Mann ging eilig in das nach hinten liegende Schlafzimmer.
    Das Licht seiner Lampe glitt über ein paar Fotos an der Wand und blieb an einem alten Filmplakat hängen. Es wanderte von dem Gesicht über den geschmeidigen Körper eines attraktiven Inders in weißem Hemd und weißer Hose, mit passenden Zähnen und aus jeder Pore strömendem Charisma, dessen wacher Blick auf die Mündung eines vor ihm ausgestreckten Revolvers gerichtet war. Darunter prangte in fetten Lettern sein Künstlername: Anadi Kapoor.
    Der Eindringling trat näher an die Wand und richtete den Strahl der Lampe auf das zwanzig Jahre später aufgenommene Foto daneben, das denselben Mann mit Anfang fünfzig zeigte. Sein Haar war immer noch schwarz, doch sein Körper war breiter geworden und in einen teuren grauen Anzug gehüllt, dazu ein offenes weißes Hemd und eine goldene Kette um den Hals. Trotz der unbarmherzigen Wirkung der Schwerkraft wirkte sein Gesicht nach wie vor attraktiv, sein Charisma war intakt, in den Augen blitzte es immer noch auf, was ein, wenngleich vielleicht nicht der einzige Grund dafür war, dass er seinen Arm um eine hinreißende indische Frau legte, die knapp zehn Zentimeter größer war als er. Sie trug eine elfenbeinfarbene Bluse, die ihren Brustansatz entblößte, einen kurzen Rock und hohe Absätze, die ihre langen, schlanken Beine betonten. Vor den beiden standen zwei
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