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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller
Autoren: Robert Wilson
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letzter Zeit schnürte sich ihr bei dem Gedanken, dass ihre Mutter in diese Sache hineingezogen wurde, die Kehle zu. Sie schluckte schwer und dachte, dass sie ihre Gefühle nicht zu früh zeigen sollte. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und versuchte zu analysieren, was die Stimme von ihr wollte.
    »Ist das so schwierig?«, fragte die Stimme. »Wir brauchen bloß einen Beweis dafür, dass du in unserer Gewalt bist. Es wird zu ihrer Beruhigung beitragen.«
    Sie hasste die Berechnung in der Stimme und spürte Aggression in sich aufwallen.
    Eine Tür ging auf, und entschlossene Schritte durchquerten den Raum. Sie zuckte zusammen. Ihre Hände wurden von ihrem Bauch gezerrt und mit Handschellen an die Metallstange über ihrem Kopf gefesselt. Jemand anders fesselte ihre Knöchel an die Bettpfosten. Die Schritte zogen sich zurück. Die Tür wurde wieder geschlossen. So hilflos ausgestreckt fühlte sie sich doppelt verletzlich.
    »Piss ins Bett, Alyshia. Lieg in deinem eigenen Urin, bis er trocknet«, sagte die Stimme. »Und die nächste Frage ist dann für die Gelegenheit, sich zu waschen, und die danach für eine frische Unterhose. Tu dir selber einen Gefallen.«
    »Ich nenne meine Chefin die ›Heilige Kuh‹.«
    »Das ist nicht gut genug«, sagte die Stimme. »Das könnte jeder wissen. Ich will etwas zutiefst Persönliches zwischen dir und deiner Mutter. Denk nach.«
    Sie wollte dieser Stimme nichts Persönliches offenbaren. Sie wollte es für sich behalten, um sich stark zu fühlen.
    »Es geht nur darum, dass wir zweifelsfrei beweisen können, dass du lebst und es dir gut geht«, sagte die Stimme. »Es ist Teil des Prozesses.«
    »Welcher Prozess?«
    »Die Entführung.«
    »Für Lösegeld, meinen Sie?«
    »Nun, Lösegeld wäre äußerst schlicht ausgedrückt«, sagte die Stimme. »Durch die Phasen des Prozesses, die du bereits durchlaufen hast, ist dir wahrscheinlich klar geworden, dass es uns nicht um ein paar hunderttausend geht.«
    »Worum geht es Ihnen?«
    »Wenn ich mich recht erinnere, versuchst du gerade, dir das Recht zu pinkeln zu verdienen«, sagte die Stimme. »Du und deine Mutter, ihr steht euch sehr nahe, oder? Oder ihr standet euch nahe. Du triffst dich immer noch einmal die Woche mit ihr. Morgen Mittag erwartet sie dich zum Essen. Ich finde, sie sollte wissen, dass du in guten Händen bist, bevor du untypischerweise nicht erscheinst.«
    »Wenn ich nicht erscheine und nicht an mein Handy gehe«, sagte Alyshia, »wird meine Mutter sofort die Polizei alarmieren.«
    »Nun, das ist eine zusätzliche Motivation für dich.«
    »Wieso?«
    »Wenn deine Mutter zur Polizei geht, müssen wir dich umbringen«, sagte die Stimme. »Für dich wird das okay sein, weil du tot bist. Vielleicht kann auch dein Vater es verkraften, weil er jetzt eine neue Familie hat. Aber deine Mutter? Ich denke, es würde sie zerstören.«
    »Die Mutter meiner Mutter ist Portugiesin«, sagte Alyshia. »Auf Portugiesisch heißt Oma vovó . Sie war das reinste Energiebündel, deshalb habe ich sie als kleines Mädchen immer vo-vó-voom genannt.«
    Es war halb drei Uhr nachts, doch er war nicht müde. Die Spieler einigten sich auf eine Pause.
    »Du hattest ja heute ziemlich gute Karten«, sagte Don, der Amerikaner. »Woher hattest du die?«
    »Aus meinen Stiefeln«, sagte Boxer. »Die ältesten Tricks sind die besten.«
    »Ja, klar. Lauf jetzt nicht weg.«
    »Ich will nur mal kurz frische Luft schnappen, Don. Bin in einer halben Stunde zurück.«
    Er ließ die anderen Spieler in der Bar des vom Syndikat gemieteten Privatraums zurück, wo sie rauchten und zähflüssigen schwarzen Kaffee tranken, und trat in die kalte Nachtluft hinaus. Er sah auf die Uhr, ging eilig die Alameda dos Oceanos hinunter, bog links ab, Richtung Fluss, überquerte den Platz vor dem Ticketbüro des Ozeanariums und kam durch einige Grünanlagen zum Teatro Camões und weiter am Fluss entlang zu dem Haus, in dem Diogo Chaves wohnte. Sieben Minuten.
    Er öffnete die Haustür und vergewisserte sich, dass der Bericht von Dias’ Sicherheitsfrau stimmte und es keine Kameras gab, bevor er in den ersten Stock stieg und konzentriert an der Wohnungstür lauschte. Nichts. Er schloss auf. Keine Alarmanlage, keine Kette. Er ging durch die Zimmer und merkte sich die Position der Möbel. Er überprüfte die Schiebetür zum Balkon, das Geländer und die Falltiefe. Er würde es lieber in der Wohnung tun, fand jedoch keine passende Vorrichtung. Er ging in den Flur und bemerkte, dass
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