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Stirb für mich: Thriller

Stirb für mich: Thriller

Titel: Stirb für mich: Thriller
Autoren: Robert Wilson
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ja, die Sache«, sagte Mercy.
    »Du weißt ja, wie das ist.«
    »Wirklich?«, fragte Mercy. »Ich hatte seit Urzeiten keine Sache mehr, obwohl ich mich, wenn ich so verrückt wäre wie du, vielleicht auf eine ›Sache‹ mit einem Crack-Dealer namens Delroy Dread eingelassen hätte.«
    »Ernsthaft?«
    »Ja«, sagte sie, schlug die Hände vor den Mund und kicherte. »Er hat mit mir geflirtet, und ich habe mich dabei ertappt, zurückzuflirten. Du hättest seine Muskeln sehen sollen.«
    »Ich glaube, Skin stand auch auf dich«, sagte Boxer, »so wie er bei dem Verhör mit dir gefüßelt hat.«
    »Schade«, meinte Mercy wehmütig, »meine einzigen Verehrer sind Drogenhändler und Mörder. Warum finden mich nur Verbrecher scharf? Und was sagt das über dich?«
    »Über mich?«, fragte Boxer nervös und sah sie fragend an, doch sie war mehr mit ihrem Essen beschäftigt.
    »Was haben die Bösen nur?«, sagte Mercy und nippte an ihrem Wein.
    »Vielleicht stehen sie auf ein bisschen Strenge«, erwiderte Boxer. »Jedenfalls, was ich meinte, war, nachdem Alyshia jetzt in Sicherheit ist …«
    »O ja, womöglich haben sich Isabels Gefühle für ihren Ritter in glänzender Rüstung verändert.«
    »Du hast viel mehr geleistet als ich, um Alyshia zu befreien.«
    »Vielen Dank für die Anerkennung aus dem privaten Sektor.«
    »Nein, ernsthaft, Mercy, du hast einen super Job gemacht.«
    »Ja«, sagte sie, blickte auf den leeren Stuhl, diesmal ohne mit den Schultern zu zucken, weil sie ihr Versagen dort sitzen sah. »Es gibt Sachen, in denen ich gut bin.«
    Sie tranken noch mehr Wein.
    »Und?«, konnte Mercy das Thema nicht ruhen lassen. »Was ist mit Isabel?«
    »Hab ich das nicht gesagt?«
    »Noch nicht.«
    »Ich bin verliebt in sie.«
    »Das könnte schwierig für dich werden, Charles Boxer«, sagte Mercy verletzt; seine Worte fuhren wie eine Klinge durch ihren Leib.
    »Ich weiß«, erwiderte er, »aber in meinem ganzen Leben habe ich keine Frau so begehrt wie Isabel Marks. Sie … sie ist … sie wird …«
    »Jedenfalls benutzt sie immer die korrekte Verbform«, sagte Mercy, verärgert über sich selbst, weil sie ihre Gefühle stets hinter Witzen verbarg. »Sie muss dich an die Mutter erinnern, die du nie hattest.«
    »Wann wirst du den Vater treffen, den du nie hattest?«
    »Das ist unser Problem«, sagte Mercy lächelnd und ergriff seine Hand. »Wenn wir nicht so verlorene Seelen gewesen wären, wäre aus uns vielleicht was geworden.«
    Er drückte ihre Hand und dachte, dass Isabel recht hatte. Mercy hatte ihn noch nicht losgelassen. Machte sie sich immer noch Hoffnungen? Er blickte wieder auf den leeren Stuhl, als wäre das alles, was von ihrer Beziehung übrig geblieben war.
    »Soll ich sie anrufen?«, fragte Mercy.
    Aber trotz des Gefühls der Demütigung, das am Rande seiner Brust zitterte, lehnte er ab.
    Als die Lamm-Kebabs serviert wurden, fragte schließlich jemand, ob er den Stuhl nehmen dürfe. Sie nickten und sahen, wie er an einen anderen Tisch mit einer Familie getragen und von einem jungen Mädchen besetzt wurde, das sich lächelnd zu ihnen umdrehte. Und sie erkannten, dass all ihre elterlichen Erwartungen an diesen blöden Stuhl gebunden gewesen waren.
    Sie verließen das Restaurant und ging zur Edgware Road, um ein Taxi heranzuwinken. Libanesische Männer saßen in Mäntel gehüllt vor Cafés und rauchten ihre Hookahs . Boxer setzte Mercy in ein Taxi nach Süden, überquerte die Straße und nahm selbst eins in die Gegenrichtung.
    Sein Handy klingelte. Isabel. Sein Herz machte einen Satz.
    »Wie geht es Alyshia?«, fragte er.
    »Gut. Sie erholt sich prima und kommt morgen raus. Ich habe sie mit Deepak im Bupa Cromwell gelassen und bin jetzt allein zu Hause. Ich würde dich gern sehen. Ich denke, wir sollten reden.«
    Er leitete das Taxi in den Aubrey Walk um und starrte grimmig geradeaus. Er wusste, was »reden« bedeutete. Vielleicht hatte Franks Warnung Isabel letztendlich zur Vernunft gebracht, und nun würde sie ihn abservieren. Das würde sie bestimmt mit großer Eleganz erledigen, aber das war dem Loch in seiner Brust egal, und nach zwei Zurückweisungen an einem Abend würde es sich weiter ausdehnen.
    Er bezahlte den Taxifahrer, ging an der nachgemachten georgianischen Fassade entlang und spürte eine innerliche und äußerliche Leere. Er klingelte.
    Sie öffnete die Tür, und sofort wusste er, dass alles gut werden würde. Es gab kein Zögern. Sie öffnete die Arme, und er hörte ihr leises Stöhnen an
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