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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi
Autoren: Peter Freudenberger
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Villa mit zweitausend Quadratmeter Park halten. Aber damit das Kind nichts kaputt macht, wenn es sich Freunde einlädt, muss ein Kleingarten her, in den es am Wochenende verfrachtet wird.«
    »Nein!«
    »Doch. Das Schlimmste ist, die kennen alle den Oberbürgermeister Fürst persönlich. Kennen Sie den OB Fürst?«
    Stiller nickte.
    »Das würde Ihnen nichts nützen. Der mischt sich da nicht ein. Kümmert sich um seinen eigenen Garten, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Wie angedeutet: Ich kenne ihn.«
    »Sehr gut«, sagte Dorn. Er zog einen Schlüssel aus der Hosentasche, schloss den Schaukasten auf und löste die Reißnägel, mit denen das Flugblatt festgepinnt war. Dann zupfte er die Stecknadel aus dem Lageplan der Kolonie.
    Vom Vereinsheim her war das Knirschen von Kies zu hören. Stiller befürchtete, Kleinschnitz könnte ihn holen kommen und seine Schwindelei auffliegen lassen. Er schaute über die Schulter. Nein, das Fernsehteam des Lokalsenders rückte an. Kleinschnitz war nicht zu entdecken.
    »Sie haben Glück«, nahm Dorn den Faden auf. »Wir haben bestimmt fünfzig Familien auf der Warteliste. Aus Aschaffenburg und ohne eigenen Grundbesitz. Aber alle interessieren sich nur für einen dauerhaften Pachtvertrag.« Er schloss den Schaukasten ab. »Den Garten hier biete ich schon seit drei Monaten erfolglos an. Der Besitzer ist für ein Jahr im Ausland. Nach der Satzung muss schnellstmöglich ein Betreuer bestellt werden, sonst verwildert der Garten. Der Pächter hat eine genaue Pflegeliste erstellt, die Sie befolgen müssen. Das stört Sie doch nicht?«
    »Kein Problem«, behauptete Stiller.
    »Bitte kommen Sie am Nachmittag in mein Büro, die Adresse steht auf der Karte, die ich Ihnen gegeben habe. Sie können dann den Pachtvertrag unterschreiben. Bringen Sie unbedingt Ihren Ausweis mit, Herr Döberlin.«
    Stiller erschrak. »Geht es auch gegen Abend?« Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    »Ich bin bis achtzehn Uhr im Büro. Sie bekommen von mir«, Dorn ließ den Schlüssel in der Hosentasche verschwinden, »ein Exemplar der städtischen Kleingartenverordnung, die Sie bitte genau beachten, einen Satz Schlüssel und eine Inventarliste, was sich alles in der Laube befindet. Der Pächter legt großen Wert darauf, dass nichts wegkommt. Überprüfen Sie alles anhand der Liste und sagen Sie mir bis übermorgen Bescheid, wenn etwas nicht stimmt.«
    »Wird gemacht.«
    »Ich muss los«, schnaufte Dorn. »Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein.«
    »Ach richtig«, sagte Stiller. »Der Vorfall …«
    Dorn schwieg.
    »Was ist eigentlich passiert? Ich habe Polizei gesehen.«
    »Sie erfahren es ja doch.« Dorn ließ sich nicht ungern zum Erzählen verlocken. »Eine unangenehme Geschichte. Es ist jemand erschlagen worden. Heute Nacht.«
    »Heute Nacht erschlagen!« Stiller riss die Augen auf. »Hier?«
    »Sie haben recht. Es ist verboten, sich nachts im Kleingartengelände aufzuhalten. Die Lauben sind keine Wohnungen. Das ist ein grober Verstoß gegen die Verordnung, denken Sie daran. Ein Kündigungsgrund.«
    »Aber doch kein Grund, jemanden zu erschlagen.« Stiller versuchte, Dorn zum Thema zurückzubringen.
    »Eben. Vermutlich waren es Einbrecher. Hatten wohl nicht damit gerechnet, hier jemanden anzutreffen. Das ist natürlich keine Entschuldigung.«
    »Das Opfer … war ein Pächter?«
    »Ja. Leider.«
    »Vielleicht wusste er nicht, dass er hier nicht übernachten darf. Ich meine, ich habe die Verordnung bisher auch noch nicht gelesen.«
    Dorn winkte ab und ging in Richtung Vereinsheim davon. »Der schon, glauben Sie mir das. Er war sogar akkurat dahinter her, dass die Verordnung eingehalten wurde. Er war der Vorsitzende dieser Kleingartenanlage.«
    »Ach was!« Stiller tat, als könne er es nicht glauben. »Doch nicht Herr Strunke.«
    Dorn warf ihm einen überraschten Blick zu.
    »Ich habe seinen Namen im Schaukasten gelesen«, erklärte Stiller. »Und dann hat er hier übernachtet? Wohl in der Hollywoodschaukel eingeschlafen.«
    »Nein.« Dorn bückte sich, zupfte ein paar Unkrauthalme aus dem Kies auf und warf sie auf den Grasstreifen entlang des Wegs. »Nach dem, was ich gehört habe, hat er genau gewusst, was er tat. War ganz unverhohlen in seine Laube eingezogen. Wahrscheinlich hat es in der Kolonie jeder gewusst. Aber niemand hat sich getraut, etwas zu sagen.«
    »Wenn es alle gewusst haben, kann der Täter wirklich nicht aus der Kolonie sein«, tröstete Stiller. »Jedenfalls nach Ihrer
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