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Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi

Titel: Stiller und der Gartenzwerg - Main-Krimi
Autoren: Peter Freudenberger
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nach dem Presseausweis wühlte.
    »Selbstverständlich haben wir das.« Der Beamte zwinkerte seinem Kollegen zu. »Man nennt Sie die Zeitungsapostel, Sankt Peter und Paul. Trotzdem: Ohne Ausweis kommt hier vorläufig niemand rein.«
    Er betrachtete die Presseausweise, die ihm Stiller und Kleinschnitz vor die Nase hielten, und nickte. »Bleiben Sie außerhalb der Absperrungen.« Er gab seinem Kollegen einen Wink und wollte wieder einsteigen.
    Stiller hielt ihn zurück. »Wohin?«
    »Sie können es gar nicht verfehlen«, sagte er. »Den Hauptweg geradeaus, bis Sie auf das Vereinsheim stoßen. Der nächste Garten links daneben ist es.«
    Das Radieschenparadies war am Morgen so verlassen wie der Parkplatz. Stiller und Kleinschnitz folgten dem gekiesten Weg, warfen neugierige Blicke in die verwaisten Parzellen links und rechts. Alles wirkte liebevoll gepflegt, zeugte von der Leidenschaft der Kleingärtner für Natur und Gartenbau. Dennoch glichen die Gärten einander wie geklont. Größe, Einteilung, selbst der Gartenhaustyp, alles war einheitlich. Farbe und Abwechslung brachte nur die Vielfalt an Pflanzen und Blüten ins Bild – Stiller fragte sich, wie es hier im Sommer aussehen würde.
    Auch die Dekoration sollte den Gärten eine eigene Note verleihen. Allerdings wiederholte sie sich ebenfalls: Fahnenmasten, Hollywoodschaukeln, Kamingrills aus Waschbetonplatten, bäuerlicher Zierrat wie Wagenräder und Holzrechen an Veranden und Lauben, Hecken, die wie Tore geschnitten waren, nachgebildete Ziehbrunnen und ein Querschnitt durch das nationale Angebot an Gartenzwergen, die Spitzhacken und Schaufeln trugen, Schubkarren schoben und Gießkannen schwangen.
    Kleinschnitz schoss im Gehen eine Serie von Bildern. »Unglaublich«, sagte er. »Könntest du es hier länger als ein Wochenende aushalten?«
    Stiller schüttelte den Kopf. »Sehe ich aus, als fahre ich im Urlaub ins Allgäu? Aber bitte, wer’s mag.«
    »Da, schau!« Kleinschnitz lenkte das Objektiv auf eine Vogelscheuche, die an ein Kreuz aus Bohnenstangen gebunden war. Eine japanische Theatermaske gab ihr ein Gesicht. Sie war in eine zerschlissene grüne Jacke gehüllt. Auf ihrer Schulter saß eine Elster und beäugte argwöhnisch die beiden Eindringlinge.
    »Wie ein Denkmal: das Kreuz der Gärtnerin«, sagte Stiller. »Hat was Makabres – und scheint zumindest gegen Elstern nicht viel auszurichten.«
    »Ganz ehrlich: Wenn hier kein Mord passiert, wo sonst?«
    »In unserer Redaktion.«
    »Einverstanden«, stimmte Kleinschnitz zu. »Aber dann kannst du nicht mehr darüber berichten.«
    »Wir sind da.«
    Vor ihnen lag das Vereinsheim. Über dem Eingang hing das Emblem der Schwind-Brauerei, eine Leuchtreklame, die schon einige Lichtjahre hinter sich haben musste. Daneben, ebenfalls in Leuchtschrift, der Name des Kleingärtner-Domizils: »Radieschenheim«. Die Fenster waren dunkel und vergittert, glotzten wie tote Augen auf den Weg.
    Stiller deutete auf den Garten daneben. Rot-weißes Absperrband war durch einen hüfthohen Maschendrahtzaun geflochten. Zusätzlich ging ein Polizeibeamter vor dem Gartentürchen auf und ab. Er nickte ihnen zu, offensichtlich war er bereits per Funk über ihr Kommen verständigt worden.
    »Haben Sie schon etwas Neues?«, erkundigte sich Stiller.
    Der Beamte sah misstrauisch zu, wie Kleinschnitz an den Zaun trat und das Objektiv auf die Gartenlaube richtete. »Nichts, was ich Ihnen erzählen könnte«, sagte er dann. »Soweit ich weiß, gibt es am Nachmittag eine Pressekonferenz.«
    Stiller gesellte sich zu Kleinschnitz. Johannisbeersträucher und Spalierobstbäumchen entlang der Maschendrahtzäune fassten den Garten ein. Vom Türchen führte ein schmaler Weg aus Betonplatten zur Laube. Rabattensteine trennten ihn scharf vom Nutzgarten zur Rechten und einer kleinen Wiese zur Linken. In der Wiese erhob sich ein Kirschbaum. Stiller nahm das alles nur unbewusst wahr. Es war die Terrasse zwischen der Wiese und der Laube, die seinen Blick anzog. Nur vage waren die Kreidestriche auszumachen, die die Lage des Toten markierten. »Bringt dir das etwas?«, fragte er.
    »Wenig. Besser wär’s, ich könnte rein.«
    »Vergessen Sie’s«, ließ sich der Beamte hören. »Seien Sie froh, dass Sie überhaupt schon so nah randürfen.«
    Kleinschnitz sah sich um. »Ich versuch’s mal vom Vereinsheim-Grundstück aus. Da ist der Abstand nicht ganz so groß.« Er wandte sich nach rechts. »Am liebsten wär’s mir, wenn ich irgendwie nach oben käme.«
    »Ich
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