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Stille Nacht (German Edition)

Stille Nacht (German Edition)

Titel: Stille Nacht (German Edition)
Autoren: Cherry Adair
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süß, unangenehm. Übelkeit stieg ihren Hals hoch beim krankmachenden Gestank des Todes.
    “Da werden mehr Polizisten sein,” sagte sie ihm mit stetiger Stimme, als sie die Waffe entsicherte. “Sie werden nicht rasten, bis sie dich fangen und wieder in Deinen Käfig sperren.”
    Er lächelte, bemerkte die kleine Pistole in ihrer Hand nicht. “Vielleicht. Aber ich werde Dich zuerst umbringen, hübches Mädchen. Ich werde Dich einfach töten, zuer—”
    Kendall drückte ab.
    Pop.
    Der Schuss hatte keine Auswirkungen. Er fiel nicht rücklings oder zuckte nicht einmal, was sie zweifeln ließ ihn getroffen zu haben. Dann, langsam, sickerte dunkles Rot an seinem Oberarm durch die Jacke.
    Alles bewegte sich in Zeitlupe, als wäre sie unter Wasser, dennoch wurde sie mit Bildern bombardiert. Die zwei toten Männer zu ihren Füßen. Die flackernde Lampe auf der Kücheninsel, die tanzende dämonische Schatten auf Treadwells Gesicht warfen, als er noch immer mit verwildertem Ausdruck auf sie zukam und kein bisschen von dem Schuss beeinträchtigt schien. Das Messer, riesig, glatt und bereits mit Blut befleckt—
    Pop.
    Mit einem Schmerzensgeheule taumelte er zurück, packte sein Ohr mit seiner freien Hand. Blut tröpfelte zwischen seinen Fingern und seine Augen wurden schwarz mit Zorn. Aber er kam weiter auf sie zu.
    “Ich werde richtig langsam die Haut von Deinem Körper abziehen, Schlampe. Lauf, wenn Du kannst.”
    Verdammt. Sie hatte ihn nicht getroffen, wo es ihn stoppen könnte. Gott, es bremste ihn kaum ein, er kam auf sie zu wie ein psychotischer Frankenstein. Sie verschwendete keinen weiteren Schuss; sie war in Bewegung. Zurückweichend fühlte sie ein überwältigendes Gefühl der Unwirklichkeit und feuerte wieder. Dieses Mal traf sie ihn am Bein. Nicht schlecht. Nur, dass sie auf seine Leistengegend gezielt hatte. Er jaulte aus Empörung und abgesehen von einem Zögern in seinen Schritten, würde die Wunde ihn nicht aufhalten.
    Kendall drehte sich herum und rannte mit Volldampf in Richtung Eingangstür. Sie bemerkte den leblosen Körper eines Mannes nur Sekunden bevor sie über ihn in der Eingangshalle stolperte. Sie sprang im letzten Bruchteil einer Sekunde und kam dann beinahe über einen verrutschten Teppich zu Fall. Blut machte den Boden rutschig, aber sie fand ihr Gleichgewicht wieder.
    Sie schrie als Treadwells Finger sich in ihrem Haar verfingen, sie zu sich zerrten. Sie versetzte ihm einen Fußtritt nach hinten, der ihn in eine rutschige Blutlache sandte. Er verlor seinen Halt und nahm sie fast mit sich, aber Kendall riskierte ein paar kahle Stellen und riss ihr Haar aus seiner Umklammerung. Er torkelte mit einem unmenschlichen Schrei des Zornes in die gegenüberliegende Wand.
    Sie flitzte ohne zurück zu blicken die Vordertür hinaus. Die eisige Luft nahm ihr den Atem. Der Himmel war aufgeklärt zu zinnfarben. Die Landschaft vor ihr sah aus wie eine Currier und Ives Lithografie in schwarz und weiß. Das enorme Schneeräumfahrzeug zeichnete sich deutlich im Vorgarten ab. Steckten die Schlüssel? Hatte sie Zeit nachzusehen? Wie schnell ging das verdammte Ding? Schnell genug um Treadwell abzuhängen? Sie konnte nicht riskieren dies herauszufinden.
    Für den Augenblick steckte sie ihre Pistole in ihre Manteltasche und sah sich hektisch um. Wo verstecken? Wo zum Teufel konnte sie sich verstecken? Der Scheißkerl war wie ein Energizer Häschen aus der Batterie-Werbung. Er würde nicht aufgeben. Er würde nicht stoppen. Nicht solange er noch einen Atemzug übrig hatte.
    Brustkorb hievend, schluckte sie schnell eisige, schmerzvolle Luft hinunter. Die Gästehütten waren zu ihrer Linken. Da waren leere Hütten und Bäume, hinter denen sie sich verstecken konnte. Sie legte sich ins Zeug über die breite Veranda, wissend dass er direkt hinter ihr war.
    Ein silberner Blitz wölbte sich zu ihrer Linken nieder. Sie versuchte auszuweichen. Aber sein Messer schlitzte durch ihren linken Ärmel. Kein Schmerz. Nur ein eiskalter Stoß, als die Klinge durch Stoff und hinunter zur Haut schnitt. Aber es würde später wehtun. Gott, würde es später wehtun, wenn Adrenalin und Angst sie nicht mehr betäuben würden.
    Lauf. Lauf. Lauf.
    Er griff sie von hinten an, warf sie nieder. Ihr Kopf schlug auf dem Holzboden der Veranda auf, hart, aber sie zog Arme und Beine an sich und rollte, so wie sie es gelernt hatte, und es gelang ihr wieder auf die Beine zu kommen, bevor er sie wieder schnappen konnte. Sie drehte sich um, die fünf
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